Ich würd' so gerne mehrmals Daumen hoch geben, aber da lösche ich ja immer meinen gesetzten Daumen Daher mach' ich es einfach so
Reisebericht AIDAaura 2019 "Winter im hohen Norden" - 14 Tage, 7 Nächte, viele Wunder und noch mehr...
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Hallo Joean !
Diese tolle Tour haben wir in Tromsø mit Edeltraud gemacht und es war auch bei uns ein absolutes Highlight unserer Winterreise ! Bei uns wechselte das Wetter von bewölkt zu teilweise sonnig und auch von Schneeschauern blieben wir nicht verschont. Deine Fotos mit strahlend blauem Himmel sind wirklich genial !
LG Silke
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Erneut : Fantastische Bilder Joean und wunderbare Beschreibung von diesem tollen Ausflug und Tag
Den Worten von Gabi kann ich einfach nichts hinzufügen, sie einfach nur wiederholen
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Rentiere werde ich in Lappland wahrscheinlich auch zu sehen bekommen - der Reiseveranstalter hat extra gewarnt weil die Viecher einfach so über die Strassen rennen ohne auf Verkehr
Du musst mal lesen: "Die spinnen, die Finnen" von Dieter Hermann Schmitz. Dort wird beschrieben, wie der Autofahrer auf die unerwartete Begegnung mit Elchen vorbereitet wird. Für ein Elchgeweih ist eine Frontscheibe nur ein eher unbedeutendes Hindernis, dem es auszuweichen gilt. Das alles gipfelt dann in dem Hinweis: "Zielen Sie auf das Arschl... des Tieres." Sehr amüsantes Buch - und auch sehr lehrreich.
LG Joean
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11.03.2019 (Montag) Sortland
Irgendeine Bemerkung zu diesem Wetter verkneif ich mir mal an dieser Stelle - ist ja schon fast peinlich!
Heute können wir uns Zeit lassen. Unser Schiff fährt erst um 13:00 Uhr - und zwar pünktlich! Nur um sicherzugehen, ob unsere Vorabrecherche wirklich stimmt, schauen wir mal in der Touristinfo vorbei. Nachdem wir der Dame von unserem Plan erzählt haben, zieht sie ein Blatt aus der Mappe. Dort ist genau das beschrieben, was wir heute vorhaben. Prima - man muss eben einfach nur mal fragen.
12:13 Uhr
Ah, da kommt es ja schon.
Es kommt näher und noch näher...
Und wir gehen an Bord...
Und tschüß AIDAaura...
Wir folgen heute einer Idee, die Mitreisende schon vor zwei Jahren umgesetzt haben. Wir werden heute mit dem Postschiff der Hurtigroute eine Station bis nach Stokmarknes fahren.
Auf der Internetseite der Hurtigroute kann man sich genau informieren, welches Schiff wann ab welcher Station fahren wird. Als ich beim Vorbereiten unserer Reise dort las, dasas heute die MS Lofoten die südgehende Route ab Sortland befahren wird, habe ich mich besonders gefreut.
MS Lofoten ist das älteste Schiff der Flotte und sollte eigentlich schon längst ausgemustert sein.
Für uns also möglicherweise die letzte Gelegenheit, dieses Schiff in "voller" Fahrt zu erleben.
MS Lofoten wurde 1964 in Dienst gestellt und seit damals hat sich in den öffentlichen Räumen des Schiffes wohl nicht wirklich viel verändert.
Gleich unten am Eingang befindet sich der Ticketschalter an dem wir pro Person 109,- NOK für die gut einstündige Fahrt bezahlen. Sogar eine richtige Bordkarte bekommt man.
Falls es am Schalter mal länger dauert, kann man auch sehr stilecht warten.
Wenn man auf das obere der beiden Passagierdecks kommt, wird man erst mal von dem hier begrüßt.
Der Kollege hängt hier schon seit den Sechzigern. Könnt ihr Euch auch nur ansatzweise vorstellen, was los wäre, würde heute noch eine Reederei ein Passagierdeck mit einem echten Eisbärenfell schmücken!
Dahinter dann gleich das Restaurant und am Bug des Schiffes einer der Aufenthaltsräume für die Reisenden.
Wir schauen uns erst mal weiter um und gehen auf die Außendecks.
Vorn auf der Nock stehen auch Leute. Wir halten sie erst für Angestellte der Reederei aber dass die sich untereinander auf deutsch unterhalten, ist ja wohl eher unwahrscheinlich.
Wir fragen. Nein, sie seien auch aus Deutschland und machen die Fahrt von Kirkenes bis Bergen.
Ob wir denn auch mal auf die Nock dürften?
"Wieso nicht!", ist die Antwort.
Wenn der Schiffsführer nicht gestört werden will, dann sage er schon Bescheid. Dieses Schiff ist in vielerlei Hinsicht irgendwie aus der Zeit gefallen.
Hier ein Blick von der Nock aus nach vorn und ein (nicht ganz optimales) Bild der Brücke. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass die Landschaft um uns herum, der reinste Wintertraum in weiß und blau ist?
Zwischendurch müssen wir uns aber auch mal etwas aufwärmen und wir trinken in der Cafeteria den besten Cappuccino der ganzen Reise. (Auf der AIDAaura läuft leider mit den Milch-/Kaffeegetränken irgendwas schief. Sie schmecken alle gleich - nach ausgesprochen viel nichts. Dieses Problem haben wir übrigens auf unsere Weise gelöst. Wir haben viel und ausgiebig Grog an der Poolbar zu uns genommen.)
Kaum den Kaffee ausgetrunken, kommt um 14:00 Uhr auch schon die Brücke von Stokmarknes in Sicht.
Rückblickend kamen mein Mann und ich getrennt voneinander zu der Erkenntnis: MS Lofoten war ein wirkliches Erlebnis, es war ganz toll – aber wir möchten beide nicht mehrere Tage auf einem Schiff dieser Größe verbringen müssen. Es wäre uns irgendwie zu „rummelig“, zu eng, zu wenig Auslauf.
Und Touch down:
Das Hurtigroutenmusuem befindet sich dann direkt dem Terminal gegenüber. Da wir ganz stolz unsere Bordkarte der MS Lofoten vorweisen, bekommen wir Rabatt auf unseren Eintritt ins Museum.
Das Museum ist niedlich gemacht und nicht unbedingt sehr groß. Auf Fotos verzichte ich an dieser Stelle mal, dank DSGVO. Die Schiffe der Hurtigrouten legen hier jeweils einen Aufenthalt von 60 Minuten ein. Wenn man auf die Multimediashow verzichtet, ist die Zeit auch ausreichend. Leider ist es aktuell auch nicht möglich, die MS Finnmarken zu besichtigen. Die steht sozusagen als lebendes Ausstellungsstück auf der anderen Straßenseite.
Anmerkung: Gerade musste ich die genauen Zeiten nochmal auf der Seite der Hurtigroute nachsehen. Dort steht es jetzt offiziell: Für MS Lofoten ist 2020 die letzte Saison.
Wenn man dann aus dem Museum rauskommt, geht man geradezu die Straße immer am Wasser entlang und nach ca. 150 Metern kommt dann auf der rechten Seite ein kleines Bushäuschen. Dort fährt dann um 15:50 Uhr der Bus zurück nach Sortland und kommt dort um 16:25 Uhr wieder an.
Außer uns hatten noch ganze 5 weitere Mitreisende die gleiche Idee für diesen wunderbaren Tag in und um Sortland. Für uns war dieser Tag der Idealfall eines privaten Ausflugs. Besser geht kaum.
Heute ist an Bord Kinoabend. Gezeigt wird der mit vier Oscars geehrte Film Bohemian Rhapsody. In der Pause - so gegen 21:30 Uhr - meldet sich dann der EM wieder mit der Information, dass Polarlichter gesichtet wurden. Während zu Beginn der Reise kein Halten mehr gewesen wäre, stehen nun kaum 10 Leute auf und verlassen das Theater. Polarlichtgesättigt nennt man das dann wohl. Spricht allerdings auch für den Film.
Bemerkenswert an diesen Lichtern ist, dass sich die Aktivität bis weit nach Mitternacht hält. Als ich nach dem Film dann irgendwann noch hoch auf Deck 10 gehe, kann ich noch meinen ganz persönlichen Abschied nehmen von diesem Naturschauspiel.
Siebte Polarlichtnacht: checked!
Und nun erklärt sich wohl auch der Titel dieses Reiseberichtes...
LG Joean
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Einfach traumhaft
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Ich glaube, wenn es eine Wettergarantie gäbe, dass es jedes Jahr wie bei eurer Reise ist, würden wir sofort alle buchen.
Euer Ausflug war ja eine super Idee
So, so schön
LG Susanne
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Ich glaube, wenn es eine Wettergarantie gäbe, dass es jedes Jahr wie bei eurer Reise ist, würden wir sofort alle buchen.
Euer Ausflug war ja eine super Idee
So, so schön
LG Susanne
Allerdings
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Ah und jetzt noch die wundervolle Rundfahrt um Sortland.
Im Hurtigroutenmuseum gefielen mir besonders die nachgestellten Szenen aus der alten Postschiffzeit. Da passte die MS Lofoten wunderbar dazu. Das alte Schiff ist wirklich eine Rarität - hübsch anzuschauen, doch der moderne Komfort wird schnell vermisst...
Danke, muss gleich meine Fotobücher rausholen und in meinen Erinnerungen schwelgen. Mit dem Wetter hatten wir dasselbe Glück gehabt, auf unserer etwas längeren Tagespassage zu den Lofoten...
Irgendwann wird ja mein Bericht wieder freigegeben
Lg ücki
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Joean ,
mit Genuss lese ich Deinen Reisebericht und ertappe mich schon dabei, dass ich ganz vorsichtig mal bei Aida und Hurtigruten nachschaue, wie es mit Terminen im nächsten März aussieht. Oder vielleicht lieber in 2021, aber da fahren wir ja schon die Hongkong-Japan-Tour- Dann vielleicht doch eher 2022 oder 23....... Nee, dann doch lieber gleich im nächsten Winter. Aber wann? Es ist zum Haareraufen. Warum hat es bei Euch nicht die ganze Zeit geregnet und geschneit, dann hätte ich jetzt den Das-will-ich-auch-Stress nicht !!! Also suche ich weiter bei Aida und Hurtigrouten
VG Verena
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Was für traumhaft schöne Fotos
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und ertappe mich schon dabei, dass ich ganz vorsichtig mal bei Aida und Hurtigruten nachschaue
Für uns waren die Overnights in Alta und Tromsø ausschlaggebend. Und ohne dass ich von AIDA dafür bezahlt werde (obwohl es mal langsam an der Zeit wäre ), kann ich eine der Selection-Reisen nur empfehlen.
Diese Reise gab es vor kurzem sogar noch als Last-Minute-Angebot
Und genau das kann ich so überhaupt nicht nachvollziehen! ich habe mich zu diesem Thema schon im Reisebericht vor zwei Jahren geäußert und an meiner Meinung hat sich seither nichts geändert. Nach meiner Meinung tut sich AIDA mit dem Verschleudern dieser Selection-Reisen auf lange Sicht keinen Gefallen.
LG Joean
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12.03.2019 (Dienstag) Seetag auf dem Weg nach Trondheim, 412sm
Auch heute haben wir wieder 8 Windstärken mit Wellen von 4 bis 5 Metern Höhe. Gegen 14:15 Uhr passieren wir wieder den Polarkreis in südlicher Richtung.
Das einzig Erwähnenswerte an diesem Tag war die nautische Stunde, die heute nicht vom Kapitän, sondern von den Brücken-Offizieren Aaron Bauer und Jürgen Wolfrum bestritten wird.
Wusstet ihr übrigens, dass sich ein Schiff wie die AIDAaura bei bis zu einer Kränkung von 70° wieder selbst aufrichtet?
Auf seetüchtigen Passagierschiffen wird man aber nur äußerst selten mehr als 5° Kränkung erleben. Das was wir aktuell haben, sind 1,5° - aber es reicht einigen schon, um mit ihren Füßen durcheinander zu kommen.
Auch eine Frage nach Seekrankheit bei den Offizieren wird gestellt.
Die Antwort lautet: „Ich habe am Anfang gekotzt wie ein Reiher. Aber man gewöhnt sich dran.“
‚Äh – wie jetzt? An das Kotzen oder an den Seegang?‘
Solche oder andere mehr technische Fragen werden eine gute Stunde lang besprochen, bis dann ziemlich am Schluss dieser Veranstaltung jemand die Frage stellt, die mich auch brennend interessiert.
„Die AIDAcara ist ja seit Samstag ebenfalls auf dieser Route nordwärts unterwegs und eigentlich müssten wir ihr ja begegnen. Wann wird das sein? Und wird es eine Durchsage dazu geben?“
Leider habe ich mir nicht notiert, welcher der beiden Offiziere die folgende Antwort gegeben hat.
„Ich weiß nicht, wann wir der Cara begegnen. Meine Wache beginnt um 4:00 Uhr früh und ich kann Ihnen versprechen, dass ICH Sie nicht informieren werde.“
Diese Antwort finde ich nicht nur flapsig, ich finde sie ausgesprochen frech.
AIDA Selection verspricht außergewöhnliche Begegnungen mit Land und Leuten, aber Begegnungen auf hoher See (selbstverständlich unter Wahrung eines Sicherheitsabstandes) wollen sie offensichtlich aus dem Weg gehen.
Was ist so schlimm an einem Satz wie z.B. „Wir werden die Cara heute gegen 18:45 Uhr auf unserer Steuerbordseite in einer Entfernung von ca. xx Seemeilen passieren. Leider wird die Sonne dann schon untergegangen sein, aber möglicherweise können Sie ja von einem hohen Standpunkt auf Deck 11 doch die Schiffslichter in der Ferne sehen. Nehmen Sie am besten ein Fernglas mit.“
Was bitte ist so schwer daran!
Wenn die beiden Jungs da oben auf der Bühne mal irgendwann Kreuzfahrtkapitäne werden wollen, an die sich die Gäste auch gern erinnern, dann sollten sie bei Kundenorientierung und Kommunikation deutlich nachlegen.
Aber mal ganz davon abgesehen, wird die erste Begegnung zweier AIDA-Schiffe auf einer Reise „Winter im hohen Norden“ auch von Seiten des Entertainments komplett ignoriert.
13.03.2019 (Mittwoch) Trondheim
Oh Mann, was kann so ein Urlaub auch anstrengend sein!
Gesättigt von den ganzen Eindrücken der vergangenen Tage steht uns heute nicht der Sinn nach einem erneuten Ausflug oder vielen Menschen. Irgendwas ruhiges beschauliches wär schön.
Wenn wir heute in die Stadt gehen, finde ich unter Garantie den Töpferladen von vor zwei Jahren wieder und wie das dann endet...
Wir - also GöGa würde sagen: nur ich - gehören ja inzwischen eher zu der Familie der "Flachbildwintersportler" enthusiastisch, aber leider etwas konditionsarm. Von daher wär's doch vielleicht eine schöne Idee, uns etwas, was wir bisher nur von besagtem Bildschirm her kennen, mal in Natura anzusehen.
So Mitte März verlagert sich der Wintersport ja immer mehr Richtung Norden und aktuell findet die RawAir Tour im Skispringen statt. Die RawAir wurde als norwegisches Gegenstück zur Vierschanzentournee "erfunden". Und genau heute nachmittag - leider werden wir da schon wieder auf dem Weg nach Bergen sein - findet die Qualifikation für das morgige Springen in Trondheim statt.
Nachdem inzwischen das Pirbadet Spaßbad gleich neben der Cruise Pier fertiggestellt ist, können Kreuzfahrtschiffe hier auch wieder anlegen. Das kommt uns sehr entgegen, denn es erspart uns lästiges Umsteigen mit dem Bus.
Von der Endhaltestelle der Linie 19 (Hurtigbatterminalen) kann man man ganz bequem bis zum Granasen VM anlegg durchfahren.
Wenn man von Schiff Richtung Stadt schaut, sieht man die Haltestelle schon. Sie liegt direkt neben dem Rockheim-Museum.
Nach einer knappen halben Stunde und einer kleinen Stadtrundfahrt sind wir da und der nette Busfahrer erinnert uns sogar ans Aussteigen. Schon von der Straße sind die Schanzen dann überhaupt nicht zu verfehlen.
Bisher deutet hier nichts auf eine nachmittägliche Weltcupveranstaltung hin. Der Parkplatz so gut wie leer, nur einige Absperrgitter lümmeln verschämt noch zusammengestellt an der Seite herum. Ohne Probleme kann jeder auf das Gelände. Hier befinden nicht nur die Schanzen, sondern daneben auch verschiedene (Sport-)Hallen und eine Schießanlage für's Biathlon.
Leider kommen wir gerade an, als der Fahrer hier sein beeindruckendes Gefährt abstellt. Sehr schade. Den hätte auch gern mal in Action gesehen.
Kein Vergleich mit der riesigen Anlage des Holmenkollen in Oslo, alles ist hier zwei Nummern kleiner und seeeehr entspannt.
Wir stehen also noch auf der Seite, wo sich - gleich hinter dem Wald - die Naturtrbüne befindet und sehen den Jungs von der Technik zu, die gerade das Laufband in Betrieb nehmen,
da fährt ganz dicht neben uns ein Mann mit Skiern vorbei. Ich hab mich so erschrocken, dass ich wirklich fast in Luft springe. Der Norweger an sich ist ja ein eher gelassener Zeitgenosse, nur eins bringt ihn wirklich auf die Palme: Wenn irgendein Dummkopf oder ein Touri - in dem Fall setzt er das dann gleich - aus Unachtsamkeit auf einer Loipe rumtrammpelt.
Ski fahren und Norwegen, das gehört ja zusammen. Ich könnte mir vorstellen, dass in Norwegen Behinderung eines Skifahrer ein Straftatbestand ist - Nein, war Spaß! Egal!
Während ich mich also noch in der Luft befinde, wird mir klar: Nee, Loipe iss hier nich - kannst wieder runterkommen.
Der Skifahrer entpuppt sich als netter älterer Herr, mit dem wir nun in einen kleinen Smalltalk verfallen.
So das Übliche: woher, wohin, warum wir hier seien... dann erzählt er uns, dass er 1980 auch schon von dieser Schanze gesprungen sei.
"The big ski jump, really?"
"Of course."
Au Backe, am Ende müsste ich ihn kennen. 1980 war ich vierzehn Jahre alt und meine Erinnerungen an Wintersport in dieser Zeit hängen fast alle tatsächlich irgendwie mit Skispringen zusammen - und mit meinem schlafenen Vater.
Ich mag mich ja täuschen, aber in meiner Erinnerung war Skispringen damals immer irgendwie Sonntags mittags. Und nur Sonntags durfte "in der Stube" Mittag gegessen werden. Und nach dem Mittag wurde dann der Fernseher angemacht. Das funktionierte damals auch anders als heute. In vielen Familien hatte die Fernbedienung früher einen Namen und reagierte auf Sprachsteuerung. "Kind, mach mal den Fernseher lauter." oder auch gern: "Kind, schalt mal um."
Ich bin mir sicher, die Erfindung der Fernbedienung ist an den vielen adipösen Kindern micht unschuldig.
Und im Fernsehen lief dann entweder der "internationale Frühschoppen" (für mich als Kind sterbenslangweilig) oder aber anschließend schon Skispringen. Vaters Privileg war es dann, sich auf die Couch zu legen und dort binnen kürzester Zeit einzuschlafen, während meine Mutter in der Küche mit dem Abwasch beschäftigt war. Warum auch nicht, immerhin war sie in Übung, gekocht hatte sie ja schließlich auch schon.
Ich trat meinen zweiten Teilzeitjob an. War ich nicht die laufende Fernbedienung, dann war ich der laufende Geschirrtrockner. Und da das "gute Geschirr" auch in der guten Stube aufbewahrt wurde, erledigte ich meinen Verdauungsspaziergang drinnen.
Auf diese Weise habe ich viele Skispringer starten, aber niemals landen gesehen. Oder andersrum. Vielleicht erklärt dies auch die Tatsache, dass ich mich beim besten Willen an kaum einen Namen aus der Zeit erinnern kann.
Um dies alles dem netten älteren Herrn zu erklären, reicht aber mein Englisch leider nicht aus. Nun werde ich niemals wissen, wem Berühmtes wir hier begegnet sind.
Und überhaupt: Er ist älter als ich, er ist fitter als ich und er spricht besser Englisch als ich - was für ein deprimierender Tag!
Meine zweite Erinnerung an Wintersport aus dieser Zeit ist übrigens: Schaulaufen. Das kam dann immer nach Skispringen und holte meine Oma emotional ab. Mein Vater mochte es nicht. Das lag aber weniger am Einkunstlaufen als an der Tatsache, dass er von der Couch hoch musste, wenn Ommma zum Kaffee kam.
In meiner Erinnerung klafft dann eine ziemliche zeitliche Lücke und sportlich gesehen fanden die Achtzigerjahre für mich dann erst wieder statt, als ein dürres rothaariges Milchgesicht in kurzen Hosen über rote Plätze zu rennen begann.
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Trondheim - zweiter Teil
Auf dem Rückweg zum Schiff steigen wir dann im Stadtzentrum aus und laufen den Rest.
Irgendwas muss diese Stadt an sich haben, hier kommt immer einer zu spät. Vor zwei Jahren war's ja auch schon so. Allerdings hatte das Pärchen damals kein Glück und musste auf eigene Faust dann nach Bergen nachkommen. Der Herr, der heute ausgerufen wird, schafft es auch nur mit Mühe und Dauerlauf, nachdem der Kapitän ihm eine Viertelstunde eingeräumt hat.
In der AIDAHeute wird für 22:15 Uhr ein Hoteltalk mit Hoteldirektor, EM und einigen Hotel Offizieren in der Nightfly Bar angekündigt.
Wir machen uns eine gute halbe Stunde vorher auf den Weg und finden auch mühelos einen guten Platz.
So richtig voll wird es hier sicher erst, wenn die Show im Theater zu Ende ist.
Wenn man die Bar betritt, stehen gleich linkerhand 6 Sessel im Halbrund, davor drei kleine Tische mit Gläsern und Wasserkrügen.
Jedem der dreieinhalb Gedanken unfallfrei zusammenhängend hinbekommt, ist klar: dies ist sozusagen das Podium, die "Bühne".
Oh weh!
Ab irgendeinem Zeitpunkt schließen wir mit den Damen am Nebentisch Wetten ab, wie viele bis zum Beginn der Veranstaltung noch versuchen werden, sich genau da hinzusetzen. Die Damen tippen auf fünf, GöGa auf sechs und ich auf sieben.
Ganz traumhaft sind auch die unterschiedlichen Reaktionen der Leute, wenn sie ihren Irrtum bemerken - w e n n sie ihren Irrtum bemerken.
Eine Dame z.B. fährt raumfüllend juchzend von ihrem Sessel wieder hoch, als ein Techniker sie dezent darum bittet. Ein anderer Herr setzt sich hin, ignoriert die Hinweise "seines" Publikums und noch bevor der Techniker überhaupt den Mund aufmachen kann, weist er ihn lautstark daraufhin, dass er doch mal den Scheinwerfer neu ausrichten möge, es würde ihn blenden.
Für den Endstand einigen wir uns auf 5 1/2, denn eine 3-Zentmeter-Popo-Sitzflächen-Restdistanz kann man unmöglich voll mitzählen!
Unnötig zu erwähnen, dass die Nightfly Bar rappelvoll wird und nach einem leicht schleppenden Beginn kommt dann doch richtig Fahrt in diesen Abend.
Über was sich die Leute aber auch so Gedanken machen bzw. was Gästen so alles auffällt!
Beispielsweise stellt eine Dame die Frage, warum die jungen Männer, die in den Restaurants für Nachschub sorgen (nicht die Tischkellner) oft so große Schuhe anhaben, dass sie überhaupt nicht vernünftig darin laufen können. Die Antwort vom Hoteldirektor: sie suchen sich die Schuhgröße selber aus. Viele von ihnen sind es aus ihrer Heimat überhaupt nicht gewohnt, in geschlossenen Schuhen zu laufen und nehmen daher lieber eine Nummer größer.
Damit kommen wir doch gleich mal zu den Kabinen der Crew. Die allermeisten Crewkabinen sind an Bord Doppelkabinen, richten sich aber alle nach den Vorgaben der Maritime Labour Convention - dem Seearbeitsübereinkommen, dass leider erst seit 2013 in Kraft ist. Die Arbeitsverträge der Offiziere werden mit Costa Croisiere geschlossen. Daher gilt für sie italienisches Arbeitsrecht und sie unterliegen der italienischen Steuer.
Sehr unterhaltsam sind auch die Anekdoten des F&B-Managers Mario. Sein persönlicher worst case: Ein ausbleibender Nachschubcontainer in der Karibik. Der Inhalt: Weißbier - und in Bayern waren zu der Zeit Ferien.
Gelöst wurde das Problem dann so, dass sie mit einem anderen Schiff der Carnival-Gruppe vor Ort getauscht haben: Weißenbier gegen Waschmittel.
Was denn niemals an Bord ausgehen dürfe, wird er gefragt: Wie aus der Pistole geschossen, kommt: Toilettenpapier!
Auch eine Frage, die ich mir schon gestellt habe, kommt zur Sprache. Im Gegensatz zu unserer Reise vor zwei Jahren, ist nun der Zu- und Abgang vom Schiff immer nur über die Gangway auf Deck 6 möglich. Der komfortable Zugang über Deck 3 wird nicht mehr praktiziert. (Nur am nächsten Tag in Bergen wird dies dann möglich sein, aber da sind wir ja noch nicht.) Die Antwort auf diese Frage erstaunt mich dann doch, denn darüber hatte ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. Bei Öffnung des Zugangs auf Deck 3 kühlte das Schiff aufgrund der niedrigen Temperaturen im Fahrtgebiet wohl damals zu sehr aus, so dass es sogar Probleme mit eingefrorenen Rohrleitungen gab. Was man alles bedenken muss!
Ob es denn Konsequenzen für den heute zu spät Gekommenen geben werde, wird gefragt. So etwas liege allein in der Entscheidung des Kapitäns, aber sehr wahrscheinlich werde der verlängerte Ausflug ohne Folgen bleiben.
Auch zur Zusammensetzung der Gästestruktur gibt es Fragen. Auf dieser Reise seien 88% Premiumbucher an Bord. Diese Reisenden - das wird von AIDA wohl auch sehr genau beobachtet - geben tendenziell auch mehr Geld an Bord aus. Unter diesem Gesichtspunkt verstehe ich dann allerdings noch weniger, dass inzwischen auch die Selectionreisen im Vario angeboten werden. Aber über dieses Thema habe ich mich schon vor zwei Jahren aufgeregt und die hier anwesenden Offiziere können ja auch nichts daran ändern.
Interessanterweise ist es wohl auch so, dass auf Kurzreisen der meiste Prokopfumsatz an Bord getätigt wird. Dies läge wohl auch daran, dass auf diesen Reisen die Bars auch bis 06:00 Uhr früh geöffnet haben. Das kann ich mir lebhaft vorstellen, Kegelclubs und Klassenreisen lassen es da richtig krachen.
Insgesamt ist dieser Hoteltalk eine ausgesprochen unterhaltsame und vor allem auch informative Veranstaltung.
LG Joean
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14.03.2019 Bergen und 15.03.2019 Seetag auf dem Weg zurück nach Hamburg 523 sm
Ach Bergen! Was soll ich hier noch zu Bergen schreiben, was nicht schon irgendwo steht.
Bergen war auf allen unseren Norwegen-Kreuzfahrten immer der letzte angelaufene Hafen. Mit Bergen verbindet sich bei mir das Gefühl: Wenn wir jetzt wieder an Bord gehen, ist der Urlaub so gut wie zu Ende.
Ganz so weit ist es aber noch nicht. Am Vormittag geht's erst mal wieder vorbei an den vorgelagerten Inseln.
Für Bergen-Verhältnisse ist das Wetter gar nicht sooo schlecht. Irgendwer hat wohl die Kübel aus denen es vor zwei Jahren noch wie verrückt kübelte, in die Ecke geräumt.
Also auf zum Spaziergang! Und in Bergen ist der Name Programm. Leider.
Wir schaffen es sogar bis zur Zwischenstation der Fløibanen und überlegen kurz, ob wir doch noch hochfahren, lassen es dann aber sein.
Also geht's dann irgendwann wieder abwärts und mit Stopp in der Fischhalle stehen wir schließlich auf genau der gegenüberliegenden Seite.
Von hier hat man einen schönen Blick auf Tyske Bryggen.
Einen Tipp hätte ich aber noch: wer in Bergen z.B. mal in die Magic Ice Bar oder ins Aquarium will, der soll mal unter beffen-no gucken. Diese kleine Fähre erspart den langen Fußmarsch um das Hafenbecken herum (zumindest zum Teil).
Wir sind relativ zeitig wieder an Bord. Unsere Liegezeit soll heute bis 20:00 Uhr sein (an Bord 19:30 Uhr) und ich bin stark mit mir am Ringen, ob ich nicht später so kurz vor knapp doch noch mal vom Schiff runtergehen soll.
So ein paar Bilder von Tyske Bryggen zur blauen Stunde wären schon toll. Sonnenuntergang ist erst für 19:12 Uhr angekündigt, das wird zeitlich ziemlich knapp.
Der Fotografenehrgeiz siegt und so mache ich mich gegen viertel nach fünf doch nochmal auf den Weg.
Kaum bin ich runter vom Schiff, fängt es leicht an zu regnen.
Na super! Bergen hat was gegen mich. Irgendwann werd ich hier immer nass.
Als ich am Hanseviertel ankomme, regnet es immer noch leicht. GsD gibt es hier genügend Gelegenheiten, sich unterzustellen.
Als wenn einer den Hahn zugedreht hätte, hört es plötzlich wieder auf und die Sonne kommt raus. Und dann passiert genau das:
Das nenne ich doch mal einen versöhnlichen Abschied von Bergen.
Gegen 21:00 Uhr macht sich dann AIDAaura endgültig auf den Weg zurück nach Hamburg.
Den ganzen folgenden Seetag wird es wieder ausgiebig und altbekannt schaukeln. Wellenhöhen um die 8 Meter lassen mich den halben Nachmittag auf Deck 6 verbringen, immer in der Hoffnung auf DAS Wellenfoto. Zu diesen Wellenhöhen kommt dann auch noch eine sog. „Kreuzsee“, d.h. nämlich, dass die Wellen aus unterschiedlichen Richtungen kommen und sich teilweise überlagern. Und das kann dann ab und an zu besonders hohen Wellen führen.
Wenn man sich im Nachhinein die Bilder ansieht, denkt man schnell: ‚So dramatisch sieht das doch gar nicht aus!‘
Nein, tut es auch nicht.
Im Fahrstuhl treffe ich eine Dame, die mir sagt, dass sie es in ihrer Außenkabine auf Deck 4 nicht mehr aushält. Immer wieder stünde das Fenster komplett unter Wasser. „Aber dicht ist es. Das muss man ihnen lassen.“
Erstaunlicherweise wird Deck 6 nicht für Passagiere gesperrt. Gut, denke ich mir, sie werden wissen, was sie tun.
Es muss so zwischen 15.00 und 16:00 Uhr gewesen sein, da habe ich dann richtig viel Glück.
Genau da wo ich vor nicht einmal 5 Minuten noch stand, krachen direkt neben dem Schiff zwei dieser gegenläufigen Wellen aufeinander und schlagen hoch bis über die Rettungsboote auf Deck 7. Ich stehe höchstens 20 Meter weiter hinten, sehe diese Wasserwand über Deck 6 zusammenschlagen und bekomme doch nur noch die Spritzer ab.
Wenn da jemand gestanden hätte, der wäre durch gewesen bis auf die Knochen – wenn er denn da noch gestanden hätte. Ich dachte wirklich, ich hätte schon einiges erlebt – aber wenn auf vergangenen Reisen die Wellen dem Promenadendeck einen Besuch abstatteten, dann war bisher immer schon eine schützende Tür dazwischen.
Es wird Zeit, ein Fazit zu ziehen:
Wir sind uns einig, dass es keine dritte Fahrt in den Winter Norwegens geben wird. Zumindest nicht in den nächsten Jahren (und damit meine ich definitiv mehr als zwei!).
Ansonsten gilt alles, was ich vor zwei Jahren über die AIDAcara schrieb auch für die aura. Vielleicht war es damals auf der AIDAcara sogar noch ein klein wenig mehr …. hyggelig – würden die Dänen sagen.
Eine Mischung aus gemütlich, kuschelig, warm, tröstlich, einem Zu-Hause-Gefühl… Aber das ist mein völlig subjektiver Eindruck, der z.B. auch geprägt ist, von der großen Herzlichkeit der damaligen Gastgeber.
Außerdem war das Wetter damals ja wirklich zwei Wochen nur schlecht, so dass viele Aktionen nur drinnen stattfinden konnten. Das ließ die Leute irgendwie von Hause aus schon mal enger „zusammenrücken“.
Was diese Reise betrifft, so haben wir uns im wahrsten Sinn des Wortes „sattgesehen“. Die Masse der unterschiedlichsten Eindrücke, die wir innerhalb kürzester Zeit gesammelt haben, wird noch etwas brauchen, bis sie zu wirklichen Erinnerungen wird.
Auch ein Grund, warum ich diese Reiseberichte aus nicht ganz uneigennützigen Motiven hier schreibe.
Und ich möchte allen danken, die sich mir als „lesende Verarbeitungshilfe“ zur Verfügung gestellt haben.
14 Tage in denen wir uns manchmal fragten womit wir denn dieses gei.. Wetter verdient haben.
7 Nächte in denen wir das Polarlicht genießen konnten und in mein kleines (persönliches) Wunder hab ich mich mit dem Gästetalk und der Polartaufe selber reingequatscht.
Und um endgültig zum Schluss zu kommen und den Kreis dieses Berichtes zu schließen, möchte ich mich noch bei einer anderen große Schnulze bedienen: "Wunder gibt es (eben doch) immer wieder..."
LG Joean
P.S.
Eine nette kleine Randanekdote noch zum Schluss:
16.03.2019 Heimreise
In unseren Zug stiegen am Hauptbahnhof in Hamburg besonders viele Leute zu. Unter anderem auch viele AIDA-Fahrer von der Metropolentour der AIDAmar, die ja ebenfalls immer samstags in Hamburg endet.
Als wir dann kurz vor dem Berliner Hauptbahnhof zum Ausstieg rüsten, kommen wir im Gang mit unserem Gepäck neben diesen Leuten zum Stehen.
Deutlich sichtbar prangt an einem meiner Koffer ein TUI-Kofferanhänger. Dies bleibt nicht lange unbemerkt.
Die Dame neben mir nickt ihrem Mann zu und deutet mit den Augen auf meinen Koffer.
Dann fällt sie (halb flüsternd, aber eben nur halb!) ihr vernichtendes Urteil:
"Nee, mit denen müssen wir nicht fahren. WIR TRINKEN JA NICHT SOOO VIEL!"
Und dabei sieht sie mir dann direkt in die Augen.
Tja, liebe Freunde von Mein Schiff - nun wissen wir alle mal wieder, wo wir stehen! Wenn ihr denkt, ihr bucht bei TUI wegen den schönen neuen Schiffen oder den Bedienrestaurants dann steht ihr mit diesen Gründen ziemlich alleine da.
In der Wahrnehmung von variobuchenden Aidatischweinvernichtern werden wir IMMER die Alkoholiker bleiben!!!
Prrroscht!