Heute ist der Tag, auf den ich seit langer Zeit warte: Nach Jahren voller Höhen und noch mehr Tiefen während der Schulzeit meines großen Sohnes hat Kind 1 tatsächlich sein Abitur bestanden.
Natürlich soll er ein besonderes Geschenk bekommen und was ist schöner, als ein vielleicht letztes Mal seinen Haupturlaub gemeinsam zu verbringen, bevor das erste Kind das Nest verlässt? Nebenbei gesagt: Eigentlich hätte ich ja jetzt ein Geschenk verdient für die vielen Nerven, die sein Abi mich gekostet hat, für die Sorgen, die ich mir gemacht habe, für die Zweifel, die mich umtrieben haben, für den Ärger, wenn er wieder alles besser wusste als ich und damit dann reingefallen ist (zuletzt noch bei der mündlichen Prüfung Montag), für die grauen Haare, die ich inzwischen habe, für die Nachhilfe, die wir bezahlen mussten, für die vielen Ergotherapie- und Logopädiebesuche, für die unendlich vielen Dauergespräche über Motivation und Fleiß und die Dauerunterstützung generell. Aber das ist vergangen und nun zurück zum Thema…
Als letztes Jahr absehbar war, dass unser Großer mit ausbaufähigem Aufwand sein Abi schaffen würde, fragte ich ihn, den immer noch vegetarisch lebenden Öko, der auch bezüglich seiner Kleidung und sonstigen Ausgaben minimalistisch und nachhaltig veranlagt, aber meistens sehr vernünftig und unkompliziert ist, nach seinem Wunsch für unseren Abiturfamilienurlaub 2023.
Innerlich bereitete ich mich schon auf eine für ihn typische Idee vor, die oft meinen Urlaubsvorstellungen grundsätzlich widersprechen, machte Atemübungen, um mich zu beruhigen, welche Antwort würde jetzt kommen? Möchte er mit dem E-Auto bis zum Nordkap hoch und ich würde drei Wochen lang im Regen stehen? Möchte er einen Campingausflug in den Harz machen? Soll es ein Roadtrip durch Polen werden? Werden wir irgendwo in Südeuropa ein Haus mieten und ich zwei Wochen lang kochen und aufräumen? Möchte er irgendwelche Berge Mitteleuropas mit Rucksack hochkraxeln und von Hütte zu Hütte wandern? Einen langen Fluss mit dem Fahrrad oder einem Hausboot entlangfahren? Alles schon von ihm vorgeschlagen.
Also: Was würde er sich einfallen lassen? Wie sehr würde mich sein Wunsch schockieren und ich meine Idee bereuen?
Die Antwort, die dann kam, haute mich tatsächlich um…