Manchmal dauert es sehr lange, bis Träume wahr werden. So auch in diesem Fall. Schon als Kind und Jugendliche hatte ich Reiseberichte über die legendäre Seidenstraße verschlungen und mir vorgestellt, wie es sein müsste mit einer Kamelkarawane durch die Wüste zu ziehen und dann all die sagenhaften Städte zu sehen und die intensiven Düfte von Weihrauch und Gewürzen zu riechen. Als ich älter wurde und mich die (politische) Realität einholte, rückte dieser Traum immer weiter in die Ferne und ich entdeckte andere Ziele, die mich nicht minder faszinierten.
Bis mir dann eines Tages ein Geo-Heft mit dem Titel Seidenstraße in die Hände fiel, und da war diese alte Sehnsucht gleich wieder ganz präsent. 2007 hatte ich dann die Möglichkeit mit Freunden, die gut chinesisch sprechen, von Beijing über Xi‘an, Dunhuang, Turfan, Urumxi, Shache bis Kashgar am Rande der Taklamakan Wüste den chinesischen Teil zu bereisen. Und ich war begeistert. Immer noch treffen sich z.B. in Kashgar auf dem Markt Händler aus den umgebenden Regionen und Ländern, um Schafe, Ziegen, Esel und Kamele zu kaufen und verkaufen. Und die lokalen Markthallen sind ein (Einkaufs-)Paradies für alle Sinne. Leider hat sich derzeit in der Region Xinjiang die politische Situation so zugespitzt, dass ich eine Reise in diese Region nicht mehr wagen würde.
In den letzten beiden Jahren waren es Berichte von Menschen, die mir begeistert von ihrer Iranreise berichteten sowie die Lektüre des Buches ‚Couchsurfing im Iran‘, die mir plötzlich die Option eröffneten, diesen Teil kennenzulernen. Zwar verläuft die frühere Seidenstraßen-Route im Norden des Iran von Maschbed nach Teheran, aber die eigentlichen Schätze gibt es heute auf einer Nebenroute zu bewundern, die von Teheran nach Süden führt.
Anfang dieses Jahres begann ich mit der Suche nach einem entsprechenden Reiseveranstalter, und schnell war mit skr der richtige gefunden: in kleiner Gruppe (max. 12 Tln.) mit genügend Zeit auf der historischen Route den Iran kennenlernen. Ute war von Anfang an Feuer und Flamme, und so war die Entscheidung zu buchen schnell gefällt. Eine Freundin aus Bremerhaven, deren Tochter ganz begeistert von ihrer Reise in den Iran berichtete, schloss sich uns an und wenig später auch noch einbefreundetes Ehepaar aus Bremen.
Das war unsere Reiseroute:
Parallel tauchten die ersten praktischen Fragen auf: was dürfen/sollen wir Frauen anziehen? Muss das Passfoto für das Visum auch schon mit Kopftuch aufgenommen werden? Wie schwierig ist es das Visum selbst zu beantragen? Stimmt es, dass mit einem iranischen Visum die Einreisein die USA schwieriger wird? Bis auf die letzte Frage, die mit einem eindeutigen ‚ja‘ beantwortet wurde, stellten sich alle anderen Probleme über kurz oder lang als nicht so schwierig heraus: der Iran hat sich nach dem Atomabkommen und unter der Regierung des
Präsidenten Rohani zum Westen geöffnet, und Besucher sind herzlich willkommen. So war es überhaupt kein Problem, das Visum für den Iran im Konsulat in Hamburg zu bekommen: das Reisebüro beantragte für uns die erforderliche Referenznummer, Ute hat unsere Pässe abgegeben, die Visumsgebühr von 50 € bezahlt, und eine Woche später hatten wir unseren Visumstempel im Pass. Und auch die Bekleidungsvorschriften haben sich - gerade für Touristinnen - deutlich gelockert.
Uns war es wichtig, uns auf diese Reise gut vorzubereiten. Die Berichte über den Iran in der politischen Presse sind überwiegend negativ: der Iran sei ein ‚Schurkenstaat’, sagt der amerikanische Präsident, andere führen die hohe Zahl der (vollstreckten) Todesurteile an, betonen die Unterdrückung der Bevölkerung, besonders der Frauen. Etwas moderatere Medien berichten von dem Streit mit Saudi Arabien um die Vorherrschaft im arabischen Raum. So haben wir versucht Informationen zu bekommen, die dazu beitragen, sich einen etwas ausgewogeneren Eindruck zu verschaffen. Hier eine kleine Auswahl:
Film:
Taxi Teheran
Bücher:
Reiseführer Iran im Trescher Verlag
Iran - Edition Erde Reiseführer
Couchsurfing im Iran
Adnan Tabatabai: Morgen im Iran. Die islamische Republik im Aufbruch
Jason Elliot: Persien. Gottes vergessener Garten
Hinzu kommt noch eine größere Anzahl Romane.