Es gibt bereits einen prima Reisebericht zu den Schallwellen 2017 von @Joean
Es liegt mir nicht daran, irgendwas davon schlecht zu reden, denn insgesamt war das wirklich eine schöne Sache.
Das Schiff, das Konzept, all das fanden wir überzeugend, aber es war leider nicht alles Gold, was glänzt...Achtung, das wir etwas länger
Hier nun unsere ganz persönlichen Erlebnisse mit und von dieser Event-Kreuzfahrt. Von vorne:
Da unsere Tochter zum Reisetermin auf Klassenfahrt ging und Freunde uns bereits mehrfach auf TUI-Kreuzfahrten neugierig gemacht hatten, buchten wir recht kurzfristig über Flexpreis eine Balkonkabine und bekamen für 999 € pro Person Kabine 11047 auf Mein Schiff 3 zugeteilt. Eine gute Kabine, wie wir später feststellten; wir waren damit sehr zufrieden. Vier Nächte für gut 2.000,- Euro empfanden wir wahrlich nicht als superbillig, aber es ist ja auch eine besondere Kreuzfahrt.
Unsere erste Kreuzfahrt stand damit bevor und wir freuten uns darauf. Die app wurde unverzüglich installiert, das Manifest ausgefüllt und von da an fast täglich nachgesehen, ob man irgendwo noch was reservieren oder regeln müsste. Neee - alle Konzerte im Preis inbegriffen und nichts zu veranlassen. Jede Menge E-Mails vom Vermittler und von TUI trudelten ein, die ich irgendwann nur noch überflog. Mit den selbst gebuchten Bahntickets ging es dann früh am 5. September ohne Probleme nach Kiel. Der Zug wohl zu etwa 90% mit Schallwellen-Reisenden gefüllt, stellten wir am Bahnhof freudig überrascht fest, dass wir die Koffer dort zu treuen Händen der TUI überlassen konnten und schlenderten rüber zum Terminal. Die nächsten Pluspunkte sammelte TUI beim Checkin. Schnell und super organisiert. Erste Erkundungen folgen sofort und alles was wir sahen, gefiel uns prima. Da wir im weiteren Verlauf Tine Wittler (zumindest bei Bühnenauftritten) erfolgreich aus dem Weg gehen konnten, waren wir auch mit den Künstlern an Bord sehr zufrieden. Nicht so ganz zufrieden waren wir aufgrund einiger Kleinigkeiten, die einzeln teils gar nicht der Rede Wert gewesen wären, in der Gesamtheit aber leider den sonst rundum positiven Eindruck dieser Reise deutlich trübten.
Fangen ich also deshalb mit einer der eigentlich unbeachtlichen Kleinigkeiten an:
Nach der ersten Erkundung wollten wir uns im Tag/Nacht-Restaurant einen kleinen Snack gönnen. Für mich sollten es frittierte Kartoffelstäbchen und eine Currywurst sein (von der mir ein guter Freund auch mal vorgeschwärmt hatte).
Schon in der Präsentation hatte ich sie als relativ schwach pigmentiert eingestuft, mich aber trotzdem getraut. Beim Verzehr stellte sich dann heraus, dass die Ursache des unzureichenden Bräunungsgrades nicht am schlechten Wetter, sondern an offensichtlich fehlender Liebe bei der Zubereitung lag. Sie war lauwarm - nicht vom langen liegen, sondern eher nicht lange genug geröstet.
Ich neige auf Reisen von Haus aus überhaupt nicht zum Meckern, aß sie also brav auf, bevor meine Gattin bemerkte, dass ihr Blink-und Rappelding (wie heißt das eigentlich?) ihr immer noch nicht die Fertigstellung des bestellten Hamburgers signalisiert hatte. Auf Nachfrage stellte sich heraus, das dieses Ding nicht mehr blinkte und rappelte und auch der georderte Hamburger nicht bereit lag. Sie wollte nicht, aber ich ermutigte sie, nochmal neu zu bestellen. Gesagt, getan, nach relativ kurzer Zeit blinkte und rappelte es und ein Burger lag bereit. Gut - es war nicht der bestellte Burger, aber es war einer für sie da, den sie dann auch aß....
Irgendwann während der Reise wurden wir von der Tatsache überrascht, dass man für PUR im Theater Plätze reservieren müsse. Da wo vorher in der app stets nichts zu veranlassen war, gab es nun eine Reservierungsoption. Allerdings konnte ich nicht per app reservieren und wurde stattdessen an die Rezeption verwiesen. Also flugs vor dem Frühstück zur Rezeption und um Reservierung gebeten. "Termin egal". War aber egal, dass das egal war, denn es gab nur noch "Standby-Tickets". Auf meine Frage, warum nun Reservierung erforderlich wäre und wir das so spät erfahren hatten, teilte uns die freundliche Rezeptionistin mit, es wären eigentlich 3 PUR-Konzerte angefragt gewesen. Da es nun aber nur 2 Konzerte gäbe, habe man sich für Reservierungspflicht entschieden. Es gäbe zwar schon reichlich Anfragen nach Standby-Tickets, aber wir sollten es halt mal versuchen. Die Standby-Tickets für das Konzert an diesem Abend kämen im Laufe des Tages auf die Kabine.
Nach einem erholsamen Saunanachmittag kamen wir gegen 17:00 h auf die Kabine, um uns für das Abendessen fertig zu machen. Von Tickets keine Spur. Also statt zum Abendessen erstmal zur Rezeption und nachgefragt. Nach einem Telefonat wurden wir gebeten, 5 Minuten zu warten; man würde die Tickets sofort zur Rezeption bringen. Nach 20 Minuten (nicht geschätzt, sondern von der Uhr abgelesen) stellte ich mich nochmal bei der gleichen Dame an. Auf die Frage, ob sich sich an mich erinnern könne (ich wäre Der, den sie vor 20 Minuten gebeten hatte, 5 Minuten zu warten) wusste sie immerhin auf Anhieb, worum es ging. Noch ein Telefonat - die Tickets seien gerade auf die Kabinen verteilt worden - bekamen wir mitgeteilt. Vielen Dank, da fühlt man sich richtig wohl, wenn man so zuvorkommend behandelt wird.
Tatsächlich lag dann das Standby-Ticket auf dem Bett. Aber für das zweite Konzert! Gut, das war uns ja im Prinzip egal. Wurden halt für den Abend Alternativpläne geschmiedet. Als wir dann nach dem frühen Abendessen nochmal auf die Kabine kamen, blinkte das Telefon. Die Rezeption hatte drauf gesprochen, die Tickets seien falsch ausgedruckt und gälten doch für diesen Abend. Immerhin konnten wir dank dieser Tickets dann Stehplätze am Eingang des Theaters ergattern und das PUR-Konzert aus respektvoller Entfernung hören (weniger sehen). Die haben echt ordentlich aufgespielt und auch mächtig lange überzogen. Ein prima Konzert. Da wir so unsere Probleme mit den Bandscheiben haben, bezahlten wir allerdings mit ordentlichen Rückenschmerzen für das lange Stehen...
Sprung zurück:
Seit Jahrzehnten versuchte mich meine liebe Frau dazu zu bewegen, mal das Tanzbein mit ihr zu schwingen. Ich bin da eher ein Muffel, sah aber auf dem Schiff die Chance gekommen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen und den angebotenen Tanzkurs zu besuchen, den ich in der app entdeckte. Gleich morgen sollte es los gehen. Als ich später am Tag nochmal nachsah, was der Kurs aus der app verschwunden. Auch auf dem Schiffskanal im TV fand ich ihn nicht mehr wieder. Davon ausgehend, dass er nicht statt fände, machten wir halt was anderes. Als wir dann einen stattfindenden Termin fanden und nachfragten, warum der vorherige Kurs nicht stattfand, trafen wir auf einen Tanzlehrer, der davon nichts wusste. Der Kurs hatte stattgefunden und uns fehlte nun schon mal das Grundwissen aus der ersten Stunde. Aber wir haben das eifrig aufgeholt und ab dann fleißig mitgemacht. Ein Riesenspaß - hätte nicht gedacht, dass mir das auch gefällt.
Beim nächsten Saunabesuch stellten wir fest, dass eine der Saunen (wie auch beim ersten Besucht) immer noch gesperrt war. Das blieb sie auch. Geglucker während des Saunaganges wies schon darauf hin, das da möglicherweise was mit den Abflüssen nicht stimmte. Letztlich war das aber mehr erheiternd statt wirklich störend. Dass man wenig später auf der Herrentoilette Gummistiefel wegen gefluteter Urinale gebraucht hätte, kann halt mal passieren, war aber nicht so schön...
Am letzten Abend hätten wir uns gerne das Konzert von Max Giesinger im Theater angesehen. Sehr lange, bevor es los ging, war die Schlange aber dermaßen abschreckend, dass wir davon absahen und uns das letzte Konzert in der Schaubar ansehen. Warum konnte man eigentlich für Max Gisinger nicht konsequenterweise auch reservieren, fragte ich mich währenddessen? Egal, in der Schaubar gab der Künstler einen tollen Auftritt zum Besten und es hat richtig Spaß gemacht. Auf dem Weg zur Schaubar waren wir noch kurz im Tag-/Nachtrestaurant und nahmen ein Stück Pizza zu uns. Wir empfanden diese Pizza als allenfalls akzeptabel. Auf einem Schild vor dem Restaurant lasen wir, dass das "Restaurant Ankelmannsplatz bis 01:00 h für Sie geöffnet" hat. Das war uns die Nächte zuvor gar nicht aufgefallen, da wir so spät nicht zum Essen waren.
Nach der letzten Zugabe in der Schaubar machten wir uns dann gegen Mitternacht auf zum Ankelmannsplatz, in dem gerade die letzten Putz- und Aufräumarbeiten im Gange waren. Verwundert traten wir den Weg zum Tag-/Nachtrestaurant an. Auf dem dortigen Schild hatte man aus der 01:00 h kurzerhand per Federstrich 23:30 h und uns damit einen Strich durch die Planungen gemacht. Sorry, aber sowas geht echt mal gar nicht, auf einem "Wohlfühlschiff". Offensichtlich überraschte das nicht nur uns, denn der Andrang war gewaltig. Spät hungrige Passagiere, Crewmitglieder der Bands, die Jungs von FUENF und diverse Andere gesellten sich in die Schlange und standen für die nur langsam nachgelegten Raritäten an. Man konnte gestresste und diskutierende Köche bestaunen, die "Hamburger sind aus" kundtaten. Ich hatte ja da noch eine - vom Freund als wohlschmeckend angepriesene - Currywurst auf der Agenda und geduldetet mich, bis diese direkt vom Rost gestellt wurde. Sie war merkwürdig schwach pigmentiert. Und sie war lauwarm... . Immerhin schloss sich hier der Kreis und die in der Hetze viel zu kurz frittierten Pommes Frites passten einfach in's Bild.
Dass wir später auf der Rechnung noch mit zwei Nespresso-Kapseln belastet wurden, die wir nicht hatten, ist nur eine kleine Randnotiz. Nein, ich habe das nicht reklamiert, weil wir lieber vor dem Checkout in Ruhe frühstücken als uns ärgern wollten.
Sprung zurück:
Die Geschichte mit den Standby-Tickets kam in einer Unterhaltung in einer der Bars auf, als wir ein sehr Kreuzfahrt erfahrenes Paar (sie hatten eine Suite) kennen lernten. Sie wären von der schlechten Organisation und ungewohnt unaufmerksamen Service auf dieser Reise überrascht und hätten das auf zahlreichen Fahrten zuvor so nicht erlebt. Standby-Tickets für PUR mussten sie aber nicht nehmen. Ihnen teilte man (später als wir die Standby-Tickets orderten) mit, dass noch ausreichend Tickets für das zweite Konzert verfügbar waren. TUI stritt übrigens später in der Antwort auf mein Kundenfeedback ab, dass es für X-Lounge-Gäste da ein besonderes Kontingent gegeben hätte. Kann man glauben, tue ich aber nicht
Immerhin haben sie sich mit einem Präsentkorb eines Hamburger Feinkosthandels entschuldigt. Also ehrlich, für einen Preis von 500 Euro pro Nacht und Kabine war diese Leistung enttäuschend.
Fauxpass an Rande:
Wir waren ja nicht mehr an Bord, als dann abends die MS3 die Parade Hamburg-Cruise-Days crashte, weil beim Losmachen ein Tau in eine Schraube geriet, aber irgendwie passte das zu dieser - aus unserer Sicht - eher gebrauchte Woche dieses Schiffes. Keine Ahnung, wie es den Teilnehmern der mit reichlich Verspätung startenden Anschlussfahrt ergangen ist...
Mein Fazit dieser ersten Kreuzfahrt:
Ja, das machen wir bestimmt noch mal. Aber bestimmt nicht mehr als Event-Kreuzfahrt und ganz bestimmt nicht mehr mit TUI
Tja - und nun haben wir doch wieder bei TUI gebucht und freuen uns auf die Kanaren-Reise zu Ostern, denn irgendwie hat uns dieses Virus wohl doch erwischt und wir wollen einfach mal glauben, dass diese eher mäßige Performance ein Ausrutscher war. Und wenn sich das bewahrheitet, werden wir wohl noch die ein oder andere Reise auf einem Schiff folgen lassen...
Sollte sich Jemand diese lange Geschichte angetan haben:
Danke für's Lesen. Tippfehler dürft Ihr behalten