09.06.23: Nachprogramm – Golden Circle: Thingvellir
Pünktlich aufstehen, Morgentoilette, anziehen und Sachen packen. Und dann zur Rezeption, die Zimmerrechnung begleichen (wir hatten am Abend ja im Restaurant gegessen). Was war das? Schien da die Sonne? Dann zum Frühstück. Die Sonne schien schon nicht mehr, stattdessen begann es wieder zu regnen. War wohl vorhin nur ein Ausrutscher gewesen …
Pünktlich zum Bus, unsere Fahrt ging weiter. Wir fuhren zunächst wieder auf denselben Pass-Straßen wie gestern. Unser Bus war übrigens kein normaler Reisebus, sondern eine spezielle geländegängige Variante, hier oben kommt man auf diesen „Straßen“ mit normalen Autos, geschweige denn Bussen, nicht sehr weit. An der Abzweigung, wo es gestern zum Langjökull ging, fuhren wir dieses Mal weiter, auf teilweise noch abenteuerlicheren Straßen als gestern. Wieder gut durchgeschüttelt und nicht gerührt
Durch dieselbe Mondlandschaft, die man allerdings kaum sah. Neben dem Regen kam noch hinzu, dass gestern die Straßen extra gewässert worden sind. Beziehungsweise es wurden spezielle Mittel ausgeschüttet. Es soll halt nicht so stauben auf den Straßen Dadurch bildeten sich zahlreiche, gelbe Pfützen auf den Straßen, der Bus fährt durch, der Dreck spritz auf die Scheiben und die Scheibe ist erstmal zu. Man sieht nicht mehr viel, weder hinten heraus, noch zur Seite. Aber mit dem Regen wurde von oben ja wieder ein bisschen gewaschen. Schließlich erreichten wir wieder die Zivilisation, sprich wir hatten richtigen Asphalt unter dem Reifen …
Etwas später kamen wir bereits im Nationalpark Thingvellir an. Dieses Gebiet hat aus zweierlei Gründen größere Bedeutung.
Zum einen geologisch. Thingvellir liegt mitten in einer Grabenbruchzone. Die beiden tektonischen Platten (die amerikanische sowie die eurasische Platte), auf denen Island sich befindet, driften hier auseinander. Und bilden deutlich sichtbare Felsspalten und Risse. Diese sind v.a. in der Allmänner-Schlucht sowie der Silfra-Spaltte sichtbar. Diese tektonischen Verschiebungen lösen auch häufig Erdbeben aus.
Zum anderen hat Thingvillar auch historische Bedeutung. In der Allmänner-Schlucht trafen sich bereits zu Zeiten der Besiedlung Islands (um 930) die Wikinger zum Althing, welches hier abgehalten wurde. Dieses fand einmal jährlich statt und hatte gesetzgeberische und gerichtliche Funktion. Es handelte sich somit um eines der ältesten Parlamente und bestand bis 1798, wo es durch die Dänen aufgelöst wurde. 1944 wurde an diesem geschichtsträchtigen Ort die Republik Island ausgerufen.
In der heutigen Zeit hat Thingvellir große touristische Bedeutung. Zusammen mit dem Gullfoss und den Geysiren gehört es zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands, dem sogenannten Golden Circle. Zum 1000-jährigen Jubiläum des Althings im Jahre 1930 wurde Thingvellir zum Nationalpark erklärt und 2004 in UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
Auch wir waren aus diesem Grund hier. Hatte unterwegs der Regen etwas nachgelassen und wir schon Hoffnung geschöpft wurden wir nun leider bitter enttäuscht Der Mann mit dem Holzhammer kam und es regnete mal so richtig heftig, man könnte auch sagen, es schüttete. Da aber keine Besserung in Sicht war und wir ja später noch mehr sehen wollten, mussten wir trotzdem los oder halt im Bus warten. Wir entschieden uns natürlich für ersteres, die große Kamera blieb aber im Bus, das Handy musste reichen. Es machte anders keinen Sinn …
Vom Besucherzentrum hat man schon einen schönen Blick auf die Schlucht. Bei schönem Wetter natürlich einen wesentlich besseren!
Von hier oben führt ein Weg entlang der Allmänner-Schlucht, am Ende würde der Bus dann auf uns warten. Wir machten uns auf den Weg. Normalerweise muss man ja sehen, dass man die einem zur Verfügung stehende Zeit auch einhält und pünktlich ist, weil es gibt immer so viel zu sehen und zu fotografieren. Aber die Gefahr bestand bei uns heute nicht. Bedingt durch das „tolle“ Wetter gingen wir recht zügig den Weg entlang und machten noch das eine oder andere, schnelle Foto.
Nach ein paar Metern kommt man an einer interessanten Stelle vorbei. 2011 bildete sich hier ein Loch, Teile des Pfades und des Gesteins stürzten ab. Menschen kamen zum Glück keine zu Schaden. Später wurde unter dem Pfad eine 10m tiefe Spalte entdeckt und eine Brücke über die Spalte gebaut, so dass man dem Pfad weiterhin folgen konnte.
Neben dem Pfad sind hohe Felsen von Vulkangestein auszumachen.
Man kommt am Hauptplatz des Althings vorbei. Dort weht u.a. die isländische Fahne als Zeichen der Staatsgründung an diesem Ort.
Kleinere Wasserfälle säumen den Weg und man hat außerdem – in der Theorie – schöne Ausblicke auf die Allmänner-Schlucht und die Landschaft drum herum.
Leider vermieste uns das Wetter größtenteils den Genuss. Sprichwörtlich „nass bis auf den Schlüppi“ kamen wir am Bus an. Wir hatten zwar Outdoor-Sachen an, die konnten den Regenmassen leider nicht standhalten. Die Regenhose hatten wir leider im Koffer gelassen und der war in Reykjavik im Hotel
Aber immerhin konnte man die Jacken, Mützen usw. im Bus aufhängen und eine Heizung gab es auch …
VG Sven