
Reisebericht: Wikingerkreuzfahrt M/S Norröna oder "Isch will aba nich mehr zu NETTO!"
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Guten Morgen meine liebe Joean,
wie immer bei dir, den Schalck im Nacken, ich lese dann mal ein bisschen mit.
Liebe Grüße an deinen GöGa
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Hallo Joean ,
ihr habt wieder eine sicher außergewöhnliche Reise unternommen und es gibt einen Bericht? Da bin ich sehr gern dabei.
Sitze in Holland im Schatten (in der Sonne ist es auch hier schon zu warm) mit einem Schmunzeln im Gesicht und freue mich auf die Fortsetzung. Die Neugierde ist geweckt...
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Schön, dass ihr euch auch wieder für den hohen Norden begeistern könnt, von dem wir ja nicht mehr loskommen.
Toll, dass Du auch mit auf die Reise gehst. Gab dort an Bord auch ein Fitnessstudio - vielleicht könnte man ja die Reha auch da...?
Vielen Dank für die Grüße - werd ich ausrichten.
LG Joean
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Samstag, 12. Mai 2018
Weiterreise nach Hirtshals
Die Vorfreude treibt uns schon zeitig aus dem Bett und so stehen wir gute 5 Minuten vor 07:00 Uhr beim Bäcker Junge vor der Tür.
Offen ist dort erst ab 07:00 Uhr, müssen wir eben etwas warten. Als wir noch versuchen, mit unseren Koffern den Gehweg nicht zu sehr zu versperren, kommt ein junger Mann angerannt, stürzt an die Tür und als diese nicht aufgeht, hämmert er mit der Faust an die Scheibe.
„Der macht erst um 07:00 Uhr auf“, will ich der Tür zu Hilfe eilen.
„Ich weiß“, sagt er, „ich arbeite hier!“
Oh, na dann freuen wir uns doch über jeden Angestellten, der noch den Weg findet.
Das ist wieder so ein schönes Beispiel, an dem man das Wort „relativ“ wirklich gut erklären kann. Wir sind mit fünf vor sieben relativ früh dran und er eben relativ spät. Besser hätte das der alte Albert auch nicht beschreiben können.
Die Kollegin des jungen Mannes kommt und schließt die Tür auf.
„War wohl wieder spät gestern abend, was?“
Er winkt nur ab und stürmt nach hinten.
Wo die Tür nun schon mal auf ist, dürfen auch wir gleich mit rein. Eigentlich wollten wir nur schnell einen Kaffee aus Togo und ein Baguette zum Mitnehmen. Aber die Auswahl in der Theke ist ein Problem für GöGa.
„Haben Sie denn auch was ohne Körner?“
„Klar, sagen Sie einfach, was Sie haben wollen und was drauf soll, meine Kollegin macht das dann frisch.“
Er atmet auf – gibt also doch noch was zwischen die Kiemen.
In der Zwischenzeit ist unser Kaffee fertig und sie schwatzt mir noch 2 Franzbrötchen auf. Der erste Deal des Tages ist also perfekt.
Um zehn nach sieben rollt der uns mit den Reiseunterlagen beschriebene Bus um die Ecke und wir lernen – nennen wir sie mal Karin und Dieter (Namen vom Autor geändert) – kennen. Die beiden sind das Inhaberehepaar des besagten Reiseunternehmens und außerdem Fahrer(in) und Reiseleiter(in) für die kommende Woche in Personalunion.
Der Bus ist schon halb gefüllt, in Hamburg werden nun noch weitere 8 Personen zusteigen. Mein Mann kommt schon mal mit Dieter ins Gespräch und erzählt ihm, dass ein Kollege von ihm vor 3 Wochen die gleiche Tour – allerdings mit Trendtours – gemacht hat.
Dieter rümpft bei Erwähnung der „Konkurrenz“ die Nase und meint nur: „Ihr werdet den Unterschied merken.“
Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen.
Auf geht’s Richtung Hirtshals. Wir machen noch zwei kurze Stopps in Neumünster sowie Flensburg und nehmen dort noch weitere Reisende auf. Zwischendurch wechseln sich Karin und Dieter beim Fahren ab. Das ist sehr praktisch, so können die vorgeschriebenen Lenkzeitpausen entfallen. An der dänischen Grenze gibt’s einen kurzen Rückstau aufgrund der wieder eingeführten Grenzkontrollen. Aber wirklich viel Zeit verlieren wir dadurch nicht. Kurz nach halb zwei sind wir dann in Hirtshals (incl. einer Pause auf dänischer Seite).
Hirtshals ist ein ziemlich schmuckloser Hafen mit mehreren Fährterminals. Von hier aus kann man mit der ColorLine nach Kristansand oder Larvik fahren oder auch mit der Fjordline nach Bergen, Stavanger oder Langesund.
Da ich im Hafen von Hirtshals kein Bild der Fähre gemacht habe, füge ich mal an dieser Stelle ein Bild des Schiffes ein, welches ich in Seyðisfjöður gemacht habe.
MS Norröna liegt am Terminal der Fjordline. Aktuell werden außer der menschlichen Fracht auch noch viele Container verladen und das erste, was wir bei Betreten des Schiffes wahrnehmen, ist ein beißender Gestank nach Fisch.
Es gibt ja wirklich schon für fast alles ne App, leider gibt es noch keine, mit der man Gestank aufzeichnen kann. Zu gern würde ich jetzt eine kleine Geruchswiedergabe starten. Für die Authentizität wäre das jetzt auf jeden Fall ein großer Gewinn.
Wir beziehen erst mal unsere Kabine auf Deck 6. Das wir hier nicht mit dem Komfort eines Kreuzfahrtschiffes rechnen können, ist uns völlig klar. Das muss man aber unbedingt vorher wissen, ansonsten geht man aus der Kabine sofort rückwärts wieder raus.
Wir hatten uns für eine 2-Bett-Außenkabine entschieden.
Da ist nicht viel Platz. Einen Fernseher gibt es auch (links im Bild - nicht zu sehen). ARD, ZDF, ZDFneo und Arte sind empfangbar (allerdings nicht im Hafen von Seyðisfjöður).
Auch die beiden Schränke sind eher überschaubar und max. 25cm tief. Zu viel Gepäck sollte man auf keinen Fall dabeihaben.
Worüber man sich vor der Reise unbedingt belesen haben sollte ist, dass es zwar pro Person ein Badetuch gibt, aber pro Kabine nur ein normales Handtuch (zweimaliger Wechsel während der Reise, Bettwäsche einmal). Von daher hatte ich vorgesorgt und im Koffer Duschvorleger und Handtuch mit untergebracht.Um 15:00 Uhr (Hirthals-Zeit) legt die MS Norröna dann Richtung Färöer Inseln ab. Für uns ist es dann aber erst 14:00 Uhr. Denn da das Schiff unter färinger Flagge fährt, gilt für die gesamte Reise die „Schiffszeit“. Und die richtet sich nach der Färöer Zeitzone. Auch in Seyðisfjöður gilt diese Zeit, obwohl die Zeitverschiebung ja dort nochmals minus eine Stunde wäre. Alle angegebenen Ein- und Ausschiffungszeiten, alle Öffnungszeiten, alle Essenszeiten, alle Treffpunktzeiten – alles immer Schiffszeiten (und ich erwähne das nicht umsonst!).
Die Ausfahrt aus dem Hafen von Hirtshals könnte man auch als ziemlich eng bezeichnen.
Nach dem Auslaufen gibt es dann so eine Art Informationsveranstaltung für alle Passagiere. Außer unserem Bus sind noch 3 Busse von Trendtours, ein Bus eines anderen norddeutschen Reiseunternehmens (eine Leserreise), ein Bus aus Norwegen und auch einige Leute an Bord, die die reine Fährüberfahrt bis zu den Färöern bzw. nach Island gebucht haben.
In der Infoveranstaltung ging es mehr so um organisatorische Sachen – nichts wirklich Aufregendes. Das gibt mir jetzt die Gelegenheit, mal kurz auf Schiff und Reederei näher einzugehen.
Die Reederei Smyril Line (Hauptsitz: Tòrshavn) gibt es nunmehr schon seit sechsunddreißig Jahren und sie betreibt die einzige Fährverbindung zwischen Dänemark, den Färöern und Island, die ganzjährig befahren wird.
Die MS Norröna wurde 2003 auf der Flender Werft in Lübeck gebaut und kostete seinerzeit ca. 100 Mio Euro.
Sie ist 165 Meter lang und 30 Meter breit, Tiefgang 6,50 Meter.
Maximal kann sie 1.482 Passagiere und 800 PKW’s befördern – aber dann möchte ich garantiert nicht mehr an Bord sein!
Bei unserer Reise sind es ca. 600 Passagiere und das reicht auch. Mir zumindest – die Reederei wird das sicher anders sehen. Maximal kann die Norröna mit 21 Knoten laufen, bei unserer Reise wird sie über 16 Knoten nicht hinauskommen.
Damit Ihr Euch mal ein ungefähres Bild der Route machen könnt:
Leider werde ich nicht viele Bilder vom Schiff zeigen können. Ich habe zwar viele Bilder gemacht, bin aber zu dem Zeitpunkt noch davon ausgegangen, es würde ausreichen, wenn ich dann die darauf befindlichen Personen „verpixele“.
Auf alle Fälle kann ich Euch noch mit einem völlig unverpixelten Sonnenuntergang und einem Blick auf die norwegische Südküste quälen.
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Ich kann mich meinen VorschreiberInnen nur anschließen: Dein Schreibstil ist ganz große klasse. Und dazu noch ein Bericht über die Fart mit der Smyril Line - mit denen bin ich 2006 auch auf die Färöer gefahren. Es war eine tolle und abenteuerliche Fahrt, an die ich mich gerne erinnere. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
VG Verena
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Liebe Joean
Da sind wir frisch aus Südfrankreich zurück und das Forum geht wieder und schon lesen ich einen neuen, wieder sehr vielversprechenden Bericht von dir.
Freue mich auf die Fortsetzung. Liebe Grüße an deinen GöGa
Viele Grüße Regina
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bevor das Schiff so richtig Fahrt aufnimmt habe ich mich auch noch dazugemogelt und lese ganz interessiert mit.
Ich bin schon ganz gespannt wie die Reise weiter geht.
LG Karin
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Hallo Joean
Dies ist auch ein super schöner Reisebericht.
Ich stelle fest, daß es doch einige gute "Reiseberichtschriftsteller" hier in diesem Forum gibt. Siehe auch Reisebericht von Buerste.
Ich habe gerade eine VISION. Ich sitze an Deck auf einem Kreuzfahrtschiff, genieße die Sonne und lese in meinem E-Book das Buch "Wikingerkreuzfahrt M/S Norrönna oder isch will aba nich mehr zu Netto". Autor ist Joean. Ach wie schäää.
Wie wäre es Ihr Schriftsteller (es gibt bestimmt noch einige mehr in diesem Forum), wollt Ihr es nicht mal ausprobieren.
Joean verrätst Du uns auch noch wie die 108,30 € mit Nerven an der Autobahnraststätte zustande kamen?Auch ich werde Dich weiter verfolgen, wenn ich darf
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L.G. Sonnenscheins
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Hallo und willkommen an Bord. Ich freue mich, dass ihr mitkommen wollt.
Die Auflösung der 108,30 € gibt's aber erst im letzten Teil - dauert also noch etwas.
Langweilig wird's aber bis dahin nicht - soviel kann ich versprechen...
Schön, dass ihr wieder zurück seid und nun auch mitlest.
GöGa dankt und schickt liebe Grüße an den König - ich natürlich auch
Dann werde ich mich mal an den nächsten teil setzen...
LG Joean
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Sonntag, 13. Mai 2018
Seetag auf dem Weg zu den Färöer Inseln – Es ist eine Fähre, eine Fähre, eine Fähre!
Schon um 04:30 Uhr werden wir wach, da wir ganz vergessen haben, die Jalousie vor dem Fenster runter zu ziehen und nun scheint die Sonne schon direkt bei uns rein.
Das gibt mir die Gelegenheit, nochmal einen Blick in das uns gestern zur Verfügung gestellte Infomaterial zu werfen. Dort heißt es:
„…, wir sind uns sicher, dass Sie den ausgezeichneten Service, die hervorragende Küche und das kurzweilige Bordleben genießen werden. Während der vor Ihnen liegenden Überfahrt haben Sie zahlreiche Möglichkeiten, …, seien es inspirierende Filmvorführungen über die Färöer Inseln und Island,…“
Belassen wir es mal bei diesem Zitat.
Früh genug wach steuern wir also irgendwann das Norröna Buffet Restaurant an, in dem wir unser Inclusive-Essen zu uns nehmen dürfen. Gegen das Buffet kann man wirklich nichts Negatives sagen, es ist alles da, was man zum Frühstücken braucht. Um das Wasserrührei (kennt man ja) kann man einen Bogen machen, um sich dann an den Spiegeleiern zu bedienen. Bis dahin – alles gut und es ist ja „nur“ eine Fähre.
Das wirkliche Problem fängt erst an, wenn man dann einen Tisch sucht. Zum Frühstück gilt hier: freie Sitzung und es ist ein unglaubliches Gewusel. Darüber hinaus kann man nur an ca. zwei Drittel der Tische Platz nehmen, denn die anderen sind mit Bergen von dreckigen Tellern und Abfall der „Voresser“ übersät.
Der „ausgezeichnete Service“ hat wahrscheinlich genau das, was ich die Woche auch habe: Urlaub.
Irgendwann haben wir dann Glück und finden einen gerade abgeräumten Tisch. Zum Abwischen war leider keine Gelegenheit und ich glaube, wenn ich nicht schon ein solches vom Buffet mitgebracht hätte, dann wäre es mir mühelos gelungen, ein Brötchen aus den Krümeln auf und unter dem Tisch zusammenpuzzeln. Empfindlich darf man hier nicht sein – es ist und bleibt eine Fähre.
Der absolute Gipfel (das Wort „Krönung“ will mir in diesem Zusammenhang nicht über die Lippen) ist allerdings die Getränkesituation. Es gibt Automaten, die statt Kaffee, eine unbeschreibliche Brühe ausspucken. Ich gehe jede Wette ein, in diesem Gerät sitzt eine kleine alte schrumpelige Hexe, die hier versucht, ihren Zaubertrank an den Gast zu bringen.
Bäähh – ist das ecklig!
Nach zweimaligem vorsichtigem Nippen stelle ich den „Genuss“ dieses Trankes ein, denn alt bin ich schon und schrumpelig werd ich noch früh genug.
Vielleicht wäre Tee eine Alternative? Das Hexenhaus kann auch „Hot Water“, aber was dann aus dem Hahn kommt, hat eine Farbe als wäre es vorher erst mal durch die Hexe durchgelaufen, wenn ihr versteht was ich meine (und wenn nicht, dann habt ihr nichts verpasst).
Es ist definitiv eine Fähre!
Und das hat nichts damit zu tun, dass auch Tassen Mangelware sind, Pappbecher dafür in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen.
Orangensaft wird frühstückstechnisch in dieser Woche unsere Rettung sein. Und in einer der beiden Bars kann man sich später immer noch einen wirklich guten (kostenpflichtigen) Kaffee (und dort auch aus Tassen) gönnen.
Das „kurzweilige Bordleben“, welches angepriesen wurde, besteht im Wesentlichen aus dem, was man draus macht. Es ist aber eine Fähre – und wir wussten das vorher. Scrabble, Würfelbecher und Kartenspiel durften sich daher - im Gegensatz zu unseren sonstigen Kreuzfahrten – über einen Platz im Koffer freuen. Am späteren Vormittag gab es dann noch die „inspirierende Filmvorführung“ über die Färöer Inseln, eine mareTV-Sendung.
Manch einer fragt sich jetzt bestimmt, warum wir diese Reise gebucht haben.
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Es war die Route. Auf den Färöern waren wir zuletzt 2010 und da haben wir an einem Vormittag gerade die Zeit gehabt, etwas durch Tòrshavn zu bummeln. Jetzt wollten wir etwas mehr von den Färöern sehen und die Ausflugsangebote (Bestandteil der Wikingerkreuzfahrt) mitnehmen.
- Die Möglichkeit, nach Ostisland zu kommen. Dies ist eine Ecke, die von Kreuzfahrtschiffen eher selten angelaufen wird. In einer Beschreibung der „bösen“ Konkurrenz“ hatte ich außerdem gelesen, dass ein Highlight dieser Reise die Fahrt zum Dettifoss (witterungsabhängig) sei. Ich muss zugeben, „Dettifoss“ hat mich angefixt, „witterungsabhängig“ hab ich ausgeblendet.
- Die Kombination von 1. und 2., gepaart mit der Tatsache, dass ich dafür nur 5 Tage Urlaub brauche.
- Wir waren ja schon mal mit Finnlines unterwegs und dort waren unsere Erfahrungen durchweg positiv (na ja, bis auf den Keyboarder, aber das wurde ja dann auch besser).
- So eine Reise macht auch nicht jeder.
Fünf Gründe – für uns ausreichend. Und Meerblick, Seegang, frische Luft kostenlos obendrauf.
Ach, übrigens darf ich noch erwähnen, dass der bestialische Gestank im Treppenhaus auf See verschwunden war, hing wahrscheinlich mit der Schließung des Autodecks zusammen. Im Hafen: Autodeck auf = Gestank wieder da.
Der Rest des Tages vergeht mit angeregten Unterhaltungen mit Mitreisenden (Altersteilzeitler müsste man sein, dann würde ich auch 2 Wochen rund um Island fahren, aber ich würde ganz bestimmt nicht campen!) und der Beobachtung einer Gruppe jagender Schweinswale.
„Ehe Du mit Deiner Kamera in die Gänge kommst, haben die Viecher den Hering doch schon wieder verdaut!“, ohne mein Wissen scheint GöGa auf Meeresbiologe umgeschult zu haben.
Na ja – rausgekommen ist zumindest ein Foto, welches ich unbedenklich hier einstellen kann. Es ist absolut nichts drauf zu sehen…
Im Laufe des späten Nachmittags fahren wir dann noch an der Nordspitze der Shetland-Inseln vorbei und sehen den Bressay Leuchtturm.
Abends entzerrt sich die Versorgungssituation deutlich. Es gibt Tischzeiten und feste Plätze pro Reisegruppe. Das Essen wird wieder in Buffetform angeboten und hier gibt’s jetzt wirklich überhaupt nichts mehr zu meckern. Fisch und Meeresfrüchte soweit das Auge reicht, Fleisch ohne Ende (jeden Tag mindestens drei andere verschiedene Braten, die frisch aufgeschnitten werden), Salate, Beilagen… Es bleiben absolut keine Wünsche offen.
Und um an diesem Dessertbuffet vorbeizukommen, hätte man mir Augen und Nase verbinden müssen und gleichzeitig auch noch beide Beine brechen. Ich hatte ja schon im Vorfeld gelesen, dass das Abendessen an Bord dieser Fähre üppig und sehr sehr gut sein soll. Das kann ich zu 100% bestätigen.
Und an den noch folgenden Tagen geht es beim Frühstück auch gesitteter zu – warum auch immer.
LG Joean
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Es war die Route. Auf den Färöern waren wir zuletzt 2010 und da haben wir an einem Vormittag gerade die Zeit gehabt, etwas durch Tòrshavn zu bummeln. Jetzt wollten wir etwas mehr von den Färöern sehen und die Ausflugsangebote (Bestandteil der Wikingerkreuzfahrt) mitnehmen.
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einfach nur cool Deine Berichterstattung liebe Joean an . Ich krieg mich gar nicht wieder ein und plädiere schon mal dafür, Dich schnellstmöglich auf die nächste Kreuzfahrt zu schicken, damit wir alle hier weiterhin viel zu lesen und zu schmunzeln haben.
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Hallo Joean
Das ging ja schon unterhaltsam los und dann auch noch in den Norden.
Da mache die Tour natürlich unbedingt mit auf der Fähre.
Auf den Färöer Inseln hatten wir letztes Jahr bomben Wetter.
Mal gucken, ob ihr das toppen könnt.
LG
Gabi
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plädiere schon mal dafür, Dich schnellstmöglich auf die nächste Kreuzfahrt zu schicken, damit wir alle hier weiterhin viel zu lesen und zu schmunzeln haben
@all
na, dann fangt schon mal an, zusammenzulegen.
Jetzt schwant mir auch, woher das Wort "Verleger" eigentlich kommt.
Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden.
Witzigerweise hast du mir mit diesem Satz (im weitesten Sinne) schon fast das Ende meines Reiseberichtes vorhergesagt...
Hach, ich liiiieeeebe meine fiesen Cliffhänger ....
LG Joean
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Montag, 14. Mai 2018
Die Färöer Inseln – Teil 1
Bereits früh um 05:00 Uhr erreicht MS Norröna ihren Heimathafen Tòrshavn auf der Insel Streymoy.
Da es noch sehr früh ist kann ich Euch noch mit ein paar Fakten quälen, die ich mir auch erst wieder anlesen musste. Die Färöer liegen in etwa so auf dem halben Weg zwischen Dänemark und Island. Es ist eine Ansammlung von 18 Inseln, gelegen mitten im Atlantik, aber eben auch mitten im Golfstrom. Reine, frische Seeluft kann man hier überall atmen, denn kein Punkt der Inseln ist weiter als 5 km vom Meer entfernt. Beim Atmen sollte man sich allerdings wetterfest anziehen. Meine Empfindung war, dass die Wetterlage hier fast noch schneller wechselt als ich das von Island her kenne.
Unterseeische Vulkane haben hier vor ca. 60 Millionen Jahren eine wirklich beeindruckende Landschaft geformt.
Wir werden heute unter Leitung von Karin und Dieter unseren ersten Ausflug machen. Von Tòrshavn geht es zunächst auf der Buttercop-Route“ Richtung Norden. Straßen, die zu dieser Route gehören, finden sich auf mehreren Inseln der Färöer und kennzeichnen immer landschaftlich besonders eindrucksvolle Gebiete. Ihren Namen hat die Buttercop-Route von der Nationalblume der Färöer – die gelbe Sumpfdotterblume.
Zunächst sieht das ja wirklich alles andere als einladend aus.
Zwei bis drei Ecken weiter dann so:
Nachdem wir von dem Pass dann runter sind, geht’s weiter an der Nordostküste Streymoys entlang.
Hier findet sich dann auch endlich mal jemand, der uns standesgemäß begrüßt.
Weiter geht die Fahrt über die weltweit einzige Brücke, die den Atlantik überspannt rüber auf die nördlich gelegene Nachbarinsel Eysturoy. Nahe des Ortes Eiði findet man dann auch „Risin og Kellingin“ (der Riese und das Weib), zwei vor der Küste stehende Basaltsäulen.
Um mal die Größenverhältnisse etwas gerade zu rücken, sei erwähnt, dass die beiden Säulen jeweils um die 70 Meter hoch sind und die davorliegende Klippe ca. 350 Meter. Selbstverständlich gibt es zur Entstehung der Säulen mindestens eine Sage und selbstverständlich sind es versteinerte Trolle.
In Eiòi gibt es dann noch einen technischen Stopp. Wer nicht die sich hier befindlichen öffentlichen Toiletten besucht, kann sich stattdessen die kleine Kirche des Dorfes ansehen.
Danach weiter über die Buttercop-Route nach Gjógv. Besonders sehenswert ist hier die Felssplate, die dem Dorf seinem Namen gab und die schon zu Zeiten der Wikinger als Hafen diente.
So, maximale Anzahl an Dateianhängen erreicht. geht gleich noch weiter...
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An den Hängen der Felsspalte sind die Möwen schon am Brüten.
Danach machen wir uns schon wieder auf die Rückfahrt nach Tòrshavn und halten zwischendurch noch mal für ein paar schöne Fotomotive an.
Zurück in Tòrshavn bleibt noch Zeit für einen Stadtbummel, aber um 14:00 Uhr legt MS Norröna ab. Nun sind wir auf dem Weg nach Island.
Dienstag, 15. Mai 2018
Seyðisfjörður
Wir kommen gegen 10:00 Uhr (Schiffszeit) in Seyðisfjörður an. Leider ist die Fahrt durch den Fjord dermaßen verregnet, dass ich nicht ein einziges vernünftiges Foto machen konnte.
Unser Bus wird als erster ausgeladen und wir machen uns auf den Weg. Von Seyðisfjörður aus muss man auf jeden Fall erst mal über eine Passstraße, um die Fjaðarheiði, eine 620 Meter hohe Hochebene, zu überwinden. Hier liegt teilweise noch ordentlich Schnee. Auf der anderen Seite des Passes liegt Egilsstaðir, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Osten Islands. Die Fahrt über die Serpentinen dauert eine knappe halbe Stunde. Dann biegt der Bus zielgerichtet auf einen großen Parkplatz ein. Und nu? Schon da?
Bisher war mir Island nicht unbedingt als Land der kurzen Wege bekannt. Die Erklärung gibt Karin umgehend.
„Wir machen hier 20 Minuten Pause. Gehen Sie am besten hier nochmal auf die Toilette!“
An der Tankstelle hier gebe es dazu die Möglichkeit und gegenüber sei auch gleich ein Netto.
Leider macht der erst um 10:00 Uhr (Ortszeit) auf und da wir ja nach Schiffszeit losgefahren sind... habe ich zehn Minuten Zeit, mir zu überlegen, ob ich nicht doch mal reinschaue. Für Reisende, die das erste Mal auf Island sind, ist das vielleicht noch interessant, aber unterm Strich sind auch hier die Frühstücksflocken von Kellogg’s und die Isländerin, die was auf sich hält, betoniert sich auch hier die Frisur mit Drei-Wetter-Taft an die Birne.
Für heute steht eine Landschaftsfahrt um den Lögurinn See auf dem Plan. Der Lögurinn ist der drittgrößte Binnensee Islands und bis zu 112 Meter tief. Damit liegt er teilweise bis zu 90 Metern unter dem Meeresspiegel.
Wir fahren also entlang einer Straße, die rechts und links von Bäumen gesäumt wird. Seit Anfang des 20. Jhd. wird in dieser Gegend versucht, Island wieder aufzuforsten. Dies ist wegen des rauen Klimas sehr zeitaufwendig, da die Bäume noch wesentlich langsamer wachsen als bei uns.
Zwischendurch sehen wir noch ein paar Singschwäne, die in den kurzen Sommermonaten hier ihren Nachwuchs aufziehen.
Eine gute halbe Stunde später halten wir auf einem Parkplatz in der Nähe des See's. Hm, ich kann verstehen, dass die Isländer stolz sind auf ihren hier neu entstehenden Wald. Aber mal ehrlich: Glaubt ihr, ein Isländer würde Deutschland bereisen und sich dann voller Begeisterung hier etwas ansehen, was er zu Hause viel größer und eindrucksvoller hat?
Na gut, aber wahrscheinlich geht’s auch gar nicht darum, sondern um die Toiletten, die sich am Rand des Parkplatzes befinden.
Nochmal 20 Minuten später halten wir am Parkplatz des Hallormsstaðaskógur National Parks, der das ganze Aufforstungsgebiet umfasst. Wir machen einen kurzen Spaziergang. Während dieses Rundgangs stellt auch jemand die Frage nach Papageientauchern.
Karins Antwort: Nein, in Ostisland gäbe es keine Papageientaucher. Außerdem wären wir dafür sowieso ca. 2 Wochen zu früh dran. Zu diesem Zeitpunkt nehme ich das - aufgrund fehlender eigener Recherche - mal so hin.
Hauptsächlicher Anziehungspunkt war und blieb für unsere Reiseleiter die, sich am Parkplatz befindende, öffentliche Toilette. Deren Nutzung wurde uns wieder ausdrücklich ans Herz gelegt.
Zu diesem Zeitpunkt ist meine Stimmung erstmal ziemlich auf dem Tiefpunkt. Wenn hier nicht bald noch ein Knaller folgt, dann verbuche ich diesen Tag mal als größten Reinfall seit ziemlich langer Zeit. Überhaupt bin ich der Meinung, dass hier so manch eine Priorität falsch gesetzt wird. Auf dem Weg zwischen See und Hallormsstaðaskógur National Park wird mitten auf der Straße angehalten, damit man Schafe fotografieren kann. Schafe fotografiere ICH auf den Schafsinseln, hier gibt es anderes, was es sonst so nicht (zumindest nicht so häufig) gibt. Aber als wir vorhin an diesen Islandpferden vorbeigefahren sind, da kam von Karin nur: „Hier sehen Sie Islandpferde auf ein Uhr.“ Und wusch – vorbei war der Bus.
Unser nächster Stopp ist so gegen halb zwei auf der anderen Seeseite das Snæfellsstofa Visitor Center. Hier verweist Karin vor allem auf die Besichtigung der Ausgrabungsstätte von Skriðuklaustur - einem alten Augustinerkloster. Das wär's dann:
Und schon wieder 10 Dateianhänge erreicht - gleich kommt Teil 3 -
Wesentlich fotogener ist da schon das Bauernhaus des isländischen Dichters Gunnar Gunnarsson, dass inzwischen ein Museum und ein Kaffee beherbergt.
Dieses Haus entspricht so gar nicht der sonst anzutreffenden Bauweise, sondern ist nach dem Vorbild europäischer Gutshöfe erbaut worden.
Wer kommt übrigens drauf, was an dem Snæfellsstofa Visitor Center das Wichtigste war??? Richtig, es war die dritte Toilette seit 09:50 Uhr.
Weiter geht es dann zum nächsten - und wie wir denken - letzten Highlight dieses Tages, dem Hengifoss. Der Hengifoss ist der vierthöchste Wasserfall Islands. Seinen besonderen Reiz machen die roten Tonschichten aus, die hier den Fels durchziehen.
Karin kündigt eine „kleine Wanderung“ an, aber mich beschäftigt eine ganz andere Frage: Ob es wohl auch hier…?
Auf dem Parkplatz angekommen, können wir diesen Foss schon mal in Augenschein nehmen. Ach Du Sch…ande.
Die Wanderung sei etwas anspruchsvoll und es sollten sich nur die auf den Weg machen, die sich das auch zutrauen. Die anderen könnten ja am Bus warten. Na gut.
Den Blick fest auf das Ziel gerichtet, geht es an der Seite des Parkplatzes erst mal eine Treppe hinauf, die eigentlich eine Leiter werden wollte. Sie dient schon mal der „Vorselektion“ – die ersten machen kehrt.
Der sich dann daran anschließende Fußweg geht einfach nur noch schei..steil bergan. Wie ein stoisches Brauereipferd trotte ich vor mich hin und setzte einen Fuß vor den anderen. Um mich herum keucht und röchelt es, dass es eine Freude ist. Zeigt es doch, dass es anderen Damen unserer Gruppe auch nicht besser geht.
‚ICHWILLNICHTDIEERSTESEINDIEAUFGIBT!!!!‘, ist meine Motivation.
Der ‚WARUMTUICHMIRDASÜBERHAUPTAN,VERDAMMT‘-Gedanke wird aber immer stärker.
Am ersten Aussichtspunkt (nach 1 km) werfe ich dann ein imaginäres Handtuch in die Fluten. Den Rest muss jetzt eben der Zoom rausholen. Insgesamt sind es ca. 2,5 km bis zum Hengifoss (und es wird zwischendurch nicht flacher!). Soweit ich das mitkriege, schafft es aber keiner bis dahin (schon gar nicht in der zur Verfügung stehenden Zeit).
Immerhin hab ich es fast bis zu einem zweiten Foss geschafft, dem Litlanesfoss. Eingefasst wird er von sehr schönen Basaltsäulen und die roten Schichten sind hier auch sehr schön zu sehen.
Auf dem Rückweg noch ein nettes Panorama.
Nun geht’s die Straße 931 wieder zurück Richtung Egilsstaðir, dann über die Hochebene und wir sind wieder in Seyðisfjördur.
Aber: Oh Wunder! In Egilsstaðir setzt Dieter beherzt den Blinker und wir finden uns auf dem schon bekannten Parkplatz wieder. Was soll das? Irgendwelche Flüssigkeiten, die ich von mir geben könnte, habe ich auf dem steilen Weg Richtung Hengifoss sämtlichst ausgeschwitzt!
Im Bus wird gemurmelt. Dann plärrt es mit Kinderstimme irgendwo von hinten: „Isch will aba nich mehr zu Netto!“
„Die hatten heute früh schon keine Sonderangebote mehr.“, motzt es leise von anderer Seite weiter. Es nützt nichts. Während ich also standhaft beide Gänge verweigere, spitze ich mal ein wenig die Ohren.
„Ich hab ein Islandnettotrauma.“, sagt ein älterer Herr neben mir. Sein Bekannter nickt und meint: “Wir hatten heute eine Toilettentour, kann ich eine Menge drüber erzählen“. Dieser Satz setzt sich in meinem Kopf fest und wird sich in den nächsten Tagen weiterentwickeln.
So gegen viertel vor sechs sind wir wieder am Schiff und machen uns nach dem Abendessen noch zu einem kurzen Spaziergang durch Seyðisfjördur auf. Viel hat dieser Ort nicht zu bieten. Im Wesentlichen lebt er von und mit der Fähre, von menschlicher und Containerfracht.
In dem kleinen Fährterminal gibt es außer WLAN auch noch eine kurze Info für alle Ankommenden.
LG Joean
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Der ‚WARUMTUICHMIRDASÜBERHAUPTAN,VERDAMMT‘-Gedanke wird aber immer stärker.
Herrlich, Deine Ausführung - und seien wir uns ehrlich, wer hat sich das noch nicht das eine oder andere Mal ganz ernsthaft gefragt....
‚ICHWILLNICHTDIEERSTESEINDIEAUFGIBT!!!!‘, ist meine Motivation.
ABER hast Du ja toll hingebracht und warst ja auf keinen Fall die Erste
Kannst echt stolz auf Dich sein. Und wir freuen uns über die tollen Bilder
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