Hallo Wupperschiff,
mit deinen detaillierten und mit Beispielen angereicherten Ausführungen bestätigst du nochmal meine Annahmen/Behauptungen.
Die letzten von dir geschriebenen vier Absätze sind für mich dabei die interessantesten, weil ich auch immer mal wieder darüber nachdenke wo es insgesamt mit den Kreuzfahrtreisen (-schiffen) hingeht, wenn die Nachfrage nachlässt und aktuell unverändert neue Kreuzfahrtschiffe in Auftrag gegeben werden.
Hierbei schaue ich gerne auf die zwei "deutschen" Marken TUI und AIDA. Aus meiner Sicht sollten hier langsam die Halteleinen gezogen werden. TUI scheint es zu tun (ich habe zumindest nichts davon gehört, dass weitere Schiffsbauten in Auftrag gegeben wurden. Sieht ja bekanntlich bei AIDA etwas anders aus.
Ich glaube da hilft mittelfristig es nicht allein das Angebot auf den gesamten europäischen Markt auszudehnen. Aber das bleibt wohl abzuwarten und die Marketing- und Wirtschaftsstrategen der Reedereien werden das schon im Blick haben.
Alles anzeigenDie Frage wo die zukünftige Entwicklung von TUI Cruises hinführt, muss man etwas breiter ansetzen und wird von mehreren Faktoren (auch von außen) beeinflusst.
* Zunächst prüft jedes Unternehmen ständig wo die Möglichkeit besteht, die Kosten zu reduzieren. Bei TUI Cruises (und Seachefs) ist das nicht anders. In der Touristik bedeutet das dann allerdings die Quadratur des Kreises. Die besteht nämlich darin, Einsparungen so vorzunehmen, dass die Gäste das (nahezu) nicht spüren. Höherwertige Produkte stehen dann am Buffet in der hinteren Reihe, dass Krabben-Brötchen wird nur noch in der Glasvitrine präsentiert etc. Das Angebot bleibt, wird aber optisch etwas in den Hintergrund gestellt. Viele weitere vorhandene Beispiele hier aufzuführen, würde den Rahmen sprengen.
* Mit vielen hundert Lieferanten bestehen Liefervereinbarungen. Dazu bewerben sich neue Lieferanten. Ist dann ein neuer Lieferant günstiger und die Qualität zu 80% bis 90% identisch, wechselt man. Da wird dann (Beispiele) aus Becks Bier plötzlich Bitburger, aus Nespresso wird Meindl oder aus Weinlieferant WX dann Weinlieferant YZ. Wenn das dann nur 10% bis 20% der Gäste bemerken und u.U. auch bemängeln, kann man als Unternehmen damit leben. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem doch, dass deswegen keiner die Reederei wechselt.
* Das plötzlich die kleinen Shampoo Fläschchen gegen 0,3 ltr. Spender ausgetauscht werden, hat sogar zwei positive Effekte. Erstens reduziert das die Kosten spürbar. Zweitens kann man das vorzüglich als gelebten Umweltschutz der Reederei verkaufen.
* Ein Kostenoptimierung erreicht man aber nicht nur durch Kostenreduzierungen, sondern auch durch zusätzlich Erlöse. Also ist man immer auf der Suche nach zusätzliche attraktiven und individuellen neuen Angeboten, die man gegen eine Gebühr anbietet. Low Cost Airlines beherrschen das inzwischen perfekt. Die irische Ryanair erzielt inzwischen damit bereits 30% ihrer Einnahmen, neben den Erlösen von Ticket-Verkäufen. Ich bin z.B. sehr sicher, das für TUI Cruises der Erfolg des neuen gebührenpflichtigen Early Check-in deutlich über den Erwartungen liegt. Es gibt immer ein Klientel, das bereit ist für bestimmte Leistungen zusätzlich zu zahlen. Man muss nur die Idee haben und diese Idee entsprechend verkaufen. Das wird in TUI-Hotels inzwischen ähnlich praktiziert. In immer mehr guten (AI) Hotels gibt es immer häufiger zusätzlich Restaurant-Angebote, natürlich gegen eine Zuzahlung. An der Bar wird der Standard-Whisky serviert, für den Johnnie Walker Black Label muss man natürlich zahlen. Gleiches gilt für Weine.
* Das ist alles nichts besonders. Alle gut aufgestellten Reedereien arbeiten ähnlich. Kreuzfahrt-Konzepte sind darauf ausgerichtet, dass an Bord zusätzliche Leistungen verkauft werden müssen. Bei TUI Cruises genau so wie bei AIDA, Phoenix, MSC , Costa, Norwegian etc.
* Mittelfristig könnte sich allerdings ein neues Problem auftun. Noch boomt der Kreuzfahrt-Markt, noch ist vielfach die Nachfrage grösser als das Angebot. Da aber immer mehr Schiff gebaut werden und in den Markt drängen, stellt sich die Frage ob das so bleibt. Wenn sich das u.U. in einigen Jahren ändert - also wenn das Angebot größer als die Nachfrage wird, - was geschieht dann ?
Wird man dann die Leistungen spürbar reduzieren, so wie es die Low Cost Airlines vorgemacht haben. Oder aber muss man einen ganz neuen Weg beschreiten, so wie man in inzwischen vielfach bei den TUI-Hotels schon beschreitet. Man weitet nämlich sein Angebot auf Reisende in ganz Europa aus, auch auf Osteuropa. Egal ob TUI-Club Robinson, TUI Club Magic Life oder TUI Sensimar, früher waren 90% der Gäste aus dem deutschsprachigen Raum. Da aber immer mehr Hotels eröffnet wurden, war das Potential aus dem Bereich Deutschland, Schweiz und Österreich plötzlich zu klein. Also hat man angefangen diese TUI Hotels auch in diversen anderen Ländern in Europa zu verkaufen. Man war auf Expansionskurs, man musste wachsen. Plötzlich war das Gäste-Klientel international. Es ging ein Sturm des Protestes durch die Reihen der TUI-Gäste, ganz besonders die Stammgäste reagierten höchst säuerlich. Natürlich wurde damit gedroht "dort nie mehr zu buchen" und zur Konkurrenz zu wechseln. Änderte TUI deswegen sein Konzept ? Nein natürlich nicht. Man schätze ein, dass das anfänglich sogar Umsatzverluste bringen würde, aber das sich das alles schnell wieder beruhigt und normalisiert.
Und was ist daraus geworden. Es kam genau so wie erwartet. Heute teilen sich deutsche TUI Hotelgäste bei Robinson, Magic Life, Sensimar und weiteren Hotelmarken im Restaurant, am Pool, in der Bar etc ihre Plätze mit Gästen z.B. aus Polen, Groß-Britannien, Russland und weiteren Ländern aus Europa.
Die touristische Welt ändert sich immer wieder. Dabei gibt es mal Unmut, mal Ärger, mal Widerstände. Aber egal ob TUI/TUI Cruises, ob AIDA, Costa, Thomas Cook, Sonnenklar, Schauinsland und egal ob Deutsche oder US Reedereien oder Hotelketten, alle sind darauf ausgerichtet im Markt Erfolg zu haben. Nur damit können 80% bis 90% der Touristen gut leben.