Lange habe ich überlegt, ob ich über dieses Thema schreiben soll.
Auf der einen Seite möchte ich keinesfalls der grassierenden Paranoia Vorschub leisten. Ich denke, dass die mittlerweile schwerwiegendere gesellschaftliche Folgen hat als die Seuche selbst.
Auf der anderen Seite möchte ich versuchen, euch die Angst zu nehmen, was passiert, wenn es passiert.
Versuchen wir es chronologisch.
Fr, 20.5.22
Letzter Test. Negativ. Danach Anreise nach Kiel. Meine Ex-Verlobte mit der Bahn aus Essen, ich mit dem Auto aus Bad Saarow. Geplante Ankunft in Kiel: Gaby (meine liebe Ex-Verlobte) 17:43 Kiel Hbf. Ich ca. 20-21 Uhr im Hotel in Kiel. Es kam ganz anders. Ich hatte Glück. Zum einen konnte ich 2 Stunden früher als gedacht in Bad Saarow losfahren und bin ganz gut durchgekommen. So war ich schon um 18:45 in Kiel.
Bei Gaby sah es ganz anders aus. Ihr Zug von Essen nach Hamburg war 70 Minuten verspätet. Also hat sie über eine Stunde am Essener Hbf rumgehangen. Die Verbindung hatte ich auf meinem Handy in der Bahn App erfasst, so dass ich über die Fahrt ständig informiert war. Der Zug war voll. Nur gut, dass ich ihr ein 1. Klasse Ticket mit entsprechender Platzreservierung gekauft hatte. Der Anschlusszug von Hamburg nach Kiel war natürlich längst weg. Der nächste planmäßige ICE fiel aus. Der übernächste Zug sollte scheinbar gar nicht am Hbf halten, wurde wohl irgendwie umgeleitet. Dadurch hatte er auch reichlich Verspätung, zumal er aus Zürich kam. Also durfte meine arme Gaby noch einmal über eine Stunde am Bahnhof rumhängen. Selbstverständlich war dieser neue Anschlusszug auch gut gefüllt. Um 20:28 kam sie dann endlich in Kiel an. Vorteil war, dass ich längst dort war und sie am Bahnhof abholen konnte.
Die Fehlleistungen der Bahn sind eigentlich nicht das Thema. Ich halte es aber für wichtig darzustellen, dass die Ärmste 7 ½ Stunden auf Bahnhöfen und in vollen Zügen war, denn wir vermuten, dass sie sich dort etwas eingefangen hat.
Danach Check-In im Hotel und ab ins Brauhaus auf einen Backfisch und ein Bier und dann ab in die Kiste.
Sa, 21.5.22
Early CheckIn lief super. Um 9:30 saßen wir schon frohen Mutes im T&N beim Frühstück. Es folgte ein normaler Tag an Bord mit Fußmassagen für uns beide und lecker Essen und Trinken.
So, 22.5.22
Morgens klagte Gaby über Rückschmerzen und fühlte sich auch warm an. Dem habe ich zu dem Zeitpunkt noch keine Bedeutung beigemessen. Gaby leidet unter Rheuma und da kommt so etwas vor. Ich habe selbst eine Morgenrunde durch den Pool gedreht und bin dann anschließend allein ins Hanami zum Frühstück. Ich Nachhinein betrachtet war das sehr verantwortungslos von mir. Nach dem Frühstück bin ich dann zur Rezi und habe um einen Selbsttest gebeten, immer noch im Glauben, es ist nur Rheuma, aber um sicher zu gehen… Damit habe ich eine gut gewartete Maschine in Gang gesetzt. Ich sollte sofort zurück auf die Kabine und beide sollten wir dort warten auf einen Anruf. Der kam auch kurze Zeit später von der Krankenschwester. Wir wurden noch einmal vergattert, die Kabine nicht zu verlassen und sie würde bald bei uns sein. Sie kam dann auch mit einem Testkit. Einmal Nase bohren (gefühlt bis zur Hirnschale) bei Gaby. Die Nurse verschwand dann mit den Worten: Bleiben Sie bitte in der Kabine. Wir melden uns.
Ca. 30 Minuten später ging das Telefon. Der Doc am Rohr. Der Test war positiv. Gaby müsse in Quarantäne. Mir wurde freigestellt, draußen zu bleiben oder mitzugehen. Obwohl ich damit auch in „Gefangenschaft“ geriet, war das gar keine Frage für mich. Schließlich habe ich im März 19 dem Käpt’n Helge Wrage versprochen, ihr in guten und ich schlechten Zeiten beizustehen. Was man einem Kapitän verspricht, muss man auch halten.
Also die Koffer wieder eingepackt und darauf gewartet, abgeholt zu werden. Mittags kam dann auch die Nurse zurück in voller Schutzkleidung und hat uns in den Quarantänebereich auf Deck 7 Backbord begleitet. Der Weg war nicht so weit. Wir waren eh auf 7 Bb. In der Kabine fanden wir vor: je 5 1.5l Flaschen Wasser, mit und ohne Kohlensäure, jede Menge Kaffeekapseln, verschiedene Plastiksäcke und ein wirklich ausführliches Infoblatt. Das Infoblatt habe ich hier. Ich kann es scannen, falls jemand Interesse hat. Das aber nur per PM. Veröffentlichen will ich es hier nicht.
Im Laufe des Nachmittags rief gefühlt das halbe Schiff bei uns an. Der Doc nochmal, der Bordreiseleiter, die Rezi. Alle sehr bemüht. Wie geht es Ihnen? Wen Sie irgendetwas brauchen, rufen Sie an… Plötzlich konnte TC Kommunikation. Wir hatten Bordinternet frei (nachdem die Rezi das auf Anruf freigeschaltet hat) und auch das Satellitentelefon hätte uns kostenlos zur Verfügung gestanden, was wir aber nicht genutzt haben.
Kurz nach Ankunft auf der Quarantänekabine klopfte es. Wir wurden gefragt, was wir zu Essen haben wollten. Der Einfachheit halber haben wir das Mittagessen aus dem Atlantik bestellt. Dazu noch die Flasche Wein, die ich am Vortag im Atlantik gekauft hatte sowie Dosen Cola Zero und Flaschen Sol.
Nachmittags hat es noch einmal geklopft. Ob wir noch Wünsche hätten. Zu dem Zeitpunkt nicht. Der Nachmittag ging dahin mit Fernsehen, auf Meer schauen, am Tablet/Handy zocken. Viel zu sehen war nicht. Es war Seetag.