Stralsund; Vitte (Hiddensee) (09.06.), sonnig mit einzelnen Wolken, 23 Grad
Da lagen wir am Morgen also immer noch in Stralsund und waren nicht, wie im Reiseplan angegeben, auf dem Weg nach Zingst. Warum es diese Änderung gegeben hat, wurde uns nicht mitgeteilt. Uns war dies auch relativ egal, weil die vorgesehene Anlegezeit in Zingst ohnehin durch den von uns gebuchten Ausflug „Rundfahrt Zingst und Darß“ ausgefüllt worden wäre. Aber was war mit den Passagieren, die diesen Ausflug nicht mitmachen und sich individuell in Zingst umsehen wollten? Unsere Tischnachbarn gehörten u.a. dazu. Die haben sich darüber nicht mokiert, sondern sich noch einmal aufgemacht um Stralsund zu erkunden.
Wie dem auch sei, nach dem Frühstück ging es um 08.15 Uhr los mit unserem Ausflug. Wir fuhren zunächst mit dem Bus nach Barth; dort stieg unsere Reiseleiterin zu. Weiter ging es dann nach Zingst. Dort legten wir einen Stopp an der Seebrücke ein und hatten etwas Freizeit, die Brücke aufzusuchen und einen kleinen Abstecher in die Fußgängerzone des Ostseeheilbades zu machen.
Nach etwa einer halben Stunde fuhren wir dann weiter nach Ahrenshoop. Ahrenshoop befindet sich zwischen Ostsee- und Boddenküste und hat dadurch Wasser auf beiden Seiten. Dort verweilten wir länger; wir konnten uns den schönen Ort auf eigene Faust ansehen oder der Reiseleiterin folgen, die einen Rundgang zur Steilküste und den Ort anbot. Die meisten Mitreisenden machten davon auch Gebrauch. Unterwegs erfuhren wir allerhand Wissenswertes über die Geschichte der Halbinsel und die Entwicklung der Seebäder. Wir sahen auch einige der für die Region typischen bunt bemalten Haustüren. Ende des 19. Jahrhunderts haben sich etliche Künstler hier niedergelassen und eine Künstlerkolonie und Malschule in Ahrenshoop gegründet. Der Rundgang war sehr informativ und verging wie im Fluge.
Weiter ging die Fahrt nach Born, einem malerischen Boddendorf. Dort fand gerade eine Zeremonie anlässlich des Tonnenabschlagens statt. Bei diesem Brauchtumsfest, das meist zu Pferde ausgetragen wird, werden einem hängenden, mit Laub und Bändern geschmückten Holzfass, beim Unterdurchreiten der Boden (die Stäben) mit einem Knüppel herausgeschlagen. Bodenkönig wird der Reiter, der das letzte Stück des Bodens aus der Tonne schlägt. Jener Reiter, dem es gelingt, das letzte Stück Stäbe von der Tonne abzuschlagen, darf den Titel Stäbenkönig tragen. Übrig ist jetzt nur noch der durch ein Holzkreuz verstärkte Deckel. Der Reiter, der das letzte Holzstück abschlägt, ist Tonnenkönig - die höchste Ehre, die einem Reiter zuteil werden kann. Zahlreiche Häuser des Ortes waren entsprechend herausgeputzt und am Versammlungsort stellten sich schon die Reiter auf. Heute fand aber kein Wettkampf statt, es galt vielmehr, die Könige des letzten Wettkampfes zu ehren.
Nachdem wir mit Mühe und Not wieder aus dem Dorf heraus waren, machten wir uns auf den Heimweg, wobei unsere Reiseleiterin wieder in Barth ausstieg. Der Ausflug hat uns sehr gut gefallen, wobei uns Ahrenshoop und auch Born wesentlich mehr bezaubert haben als Zingst. Das mag natürlich auch daran liegen, dass wir von Zingst wegen der begrenzten Zeit relativ wenig gesehen haben.
Zurück auf der Saxonia ging es dann auch gleich zum Mittagessen. Die MS Princess war inzwischen weiter gefahren; ihren Liegeplatz hatte die MS Sanssouci eingenommen. Um 14.00 Uhr verabschiedete sich die Saxonia von Stralsund und nahm Kurs auf die Insel Hiddensee.
Vitte, den größten Ort der Insel Hiddensee und Sitz der Inselverwaltung erreichten wir gegen 16.00 Uhr. Das war ein Vorteil der geänderten Route, denn nach dem ursprünglichen Reiseplan wären wir erst um 18.30 Uhr angekommen. Der von uns gebuchte Ausflug „Kremserfahrt“ begann um 16.30 Uhr. Vor dem Anleger standen drei Kutschen für die Ausflugsteilnehmer bereit. Mit denen fuhren wir von Vitte über die Dünenheide nach Kloster. Unterwegs wurde ein Stopp in der Nähe eines schönen Strandes eingelegt. Dort bekamen wir einen Sanddornlikör als kleine Stärkung. In Kloster, dem kulturellen Zentrum der Insel hatten wir einen längeren Aufenthalt. Man konnte hier einen Einblick in die Bernsteinverarbeitung erhalten oder die Inselkirche und den Inselfriedhof, auf dem u.a. Gerhard Hauptmann beigesetzt wurde, besuchen. Das ehemalige Sommerhaus des Nobelpreisträgers ist heute ein Museum. Es war am heutigen Pfingstsonntag allerdings geschlossen. Schließlich brachten uns die Kutschen wieder sicher zur Saxonia. Auch dieser Ausflug war sein Geld war. Unser Kutscher, ein Pole namens Jimmy, verkürzte uns die Fahrt mit vielen Informationen über die Insel und lustigen Sprüchen. Hiddensee ist eine wirklich schöne Insel, weitgehend Autofrei, aber leider auch, zumindest von uns aus, mit langer Anreise.
Nach dem Abendessen wurden im Salon Shanty- und Seemannslieder mit dem Shanty Duo „Hanseklause“ dargeboten. Weil das Wetter aber so traumhaft war, machten wir lieber noch einen längeren Spaziergang über den Deich Richtung Kloster und zurück.