Musst du mich jeglicher Illusion berauben?
Du warst immer mein „Sonnenschein“ in Sachen Optimismus was Impfung und Medikamente gegen Covid-19 angeht.
Ich bin auch im Grundsatz immer noch Optimist. Nur nicht mehr so sehr in der Hinsicht, dass uns Corona in absehbarer Zeit keine Sorgen mehr bereiten wird, sondern vielmehr, dass wir unsere Perspektive verändern und mit der Gefahr zu leben lernen werden.
Vor 100 Jahren, vor der Entdeckung des Penicillins und der Entwicklung der meisten Impfungen, starben auch viele Menschen an Infektionskrankheiten; trotzdem sind die Menschen (wenn auch nur wenige) gereist. Immer gewahr des Risikos dieser Reisen - es hat sie nicht abgehalten. Wir müssen zu dieser Gelassenheit zurückkehren, anstatt uns nur in unseren Ängsten zu suhlen.
Mir persönlich haben die vergangenen Monate eine Menge Angst vor dem Tod genommen. Und bevor ich die Zeit bis dahin vergeude und irgendwann feststellen muss, dass ich sie nicht genutzt habe, reise ich lieber weiter durch die Weltgeschichte und sammle Eindrücke und Erfahrungen.
Kennst Du den Film "Der Club der toten Dichter"? Ein zentrales Element dieses Films ist ein Gedicht von Henry David Thoreau:
Ich ging in die Wälder, denn ich wollte selbstbestimmt leben.
Intensiv leben wollte ich, das Mark des Lebens aufsaugen
und alles austrotten,
was nicht Leben war,
damit ich nicht in der Stunde des Todes gewahr würde,
dass ich gar nicht gelebt hätte.
"Carpe Diem!" - lateinisch für: "Nutze den Tag!" Als ich jung war, war dies mein Lebensmotto. Ich habe es auf dem Lebensweg irgendwann aus den Augen verloren. Aber die letzten Jahre (die echt hart waren) und vor allem die letzten Monate haben es mir zurückgebracht. Und deshalb war mir schon zu Ostern klar, dass es weitergehen musste und würde. Auch die KFen. Und dass ich den Miesmachern, Schlechtredern und Weltuntergangspropheten keine Chance geben durfte, mir diese Zuversicht zu nehmen.