Reisebericht: Unsere Traumreise mit der Amadea oder wie ein Virus uns eine weitere Woche an Bord und 17 Seetage am Stück bescherte
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Panama-Kanal (18.03.)
Heute fiel das Frühstück etwas weniger üppig aus, wir wollten schließlich die Einfahrt in den Panama-Kanal nicht verpassen. So fand auch die heutige Frühstücksempfehlung „Bananen Crepes“ keine Beachtung.
Nach Verlassen unseres Liegeplatzes kam bald die Puente de las Americas in Sicht, die wir unterquerten.
Die erste Schleuse auf unserem ca. 83 km langen Weg zum Atlantik, die Miraflores-Schleuse erreichten wir gegen 09.30 Uhr. Weil die Amadea den alten Teil des Kanals nutzte, kamen in den Schleusen die beidseitig angebrachten Zahnradbahnen zum Einsatz. Je nach Größe des Schiffes schleppen vier bis acht Zahnradlokomotiven, auch Mulis genannt, die Schiffe durch die Schleusen und stabilisieren sie gegen die Strömungen in der Schleusenkammer beim Wasserein- und auslass. . In der Miraflores-Schleuse werden die Schiffe in zwei Schritten um 16,5 m angehoben.
Die Amadea befand sich jetzt auf dem 1,5 km langen Miraflores-See. Von dort konnten wir ein Container-Schiff sehen, dass sich auf dem 2016 eröffneten neuen Abschnitt des Kanals befand.
Nach dem Überqueren des Sees gelangten wir zur nächsten Schleuse, der Pedro-Miguel-Schleuse. Hier wurde die Amadea um weitere 9,5 m angehoben.
Wir fuhren nun in den Culebra Cut, ein künstliches Tal, das die Wasserscheide in Panama durchschneidet. Dort passierten wir die Puente Centenario, eine 184 m hohe Schrägseilbrücke als Teil der sechsspurigen Panamericana.
Während der gesamten Fahrt durch den Panama-Kanal gab es Informationen für die Passagiere über die Außenlautsprecher (wenn gewünscht, auch in der Kabine über den Info-Kanal des Fernsehens). So erfuhren wir z.B., dass die Amadea für die Passage 120.000 $ zahlt; für ein großes Container-Schiff werden 1,5 Mio. $ fällig.
Die Fülle an Informationen in Verbindung mit der exotischen Landschaft zu beiden Seiten, von woher zuweilen merkwürdige Tierlaute zu hören waren, machten uns irgendwie hungrig. Auch da hatte Phoenix vorgesorgt; von 12.30 bis 14.00 Uhr wurde am Pool gegrillt. Wir ließen uns eine Bratwurst und ein Steak mit Krautsalat schmecken. Weil wir aber nur noch einen Platz in der Sonne erwischt hatten, flüchteten wir schnell wieder in den Schatten. Es waren heute bestimmt weit über 30 Grad.
Schließlich erreichten wir den Gatun-See (425 qkm), der durch den Bau eines riesigen Staudamms im Norden entstanden ist. Der See liefert das für den Betrieb der Schleusen notwendige Wasser. Nach der Überquerung des Sees kamen wir zur letzten Schleuse, der Gatun-Schleuse, in der die Amadea um 29 m auf Meereshöhe abgesenkt wurde. Die Gatun-Schleuse besteht aus drei direkt aufeinander folgenden Schleusenkammern.
Mit dem Verlassen des Panama-Kanals wurde es Zeit für das Abendessen. In meinen Notizen findet sich dazu nur das Stichwort: Fisch.
In der Atlantik-Lounge hatte Christian Meringolo um 21.15 Uhr seinen zweiten Auftritt. Diesmal präsentierte er, unterstützt von der Amadea-Showband, italienische Klassiker ab den 50ern unter dem Motto: Notte Italiano. Wieder gab es viel Beifall.
Nach der Show wollten wir noch zu einem Absacker in die Vista-Lounge. Dort trafen wir auf ein Ehepaar, mit dem wir schon ein paar Mal nette Gespräche geführt hatten. Weil der Seegang mittlerweile stark zugenommen hatte, verabschiedeten sich die beiden Damen schnell in die Koje, während die Männer es doch tatsächlich bis 0.30 Uhr ausgehalten haben.
Fortsetzung folgt
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Tolle Fotos vom Panamakanal - auch noch auf meiner Wunschziele-Liste!
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Seetag (19.03.)
Einen gewissen (Galgen) Humor kann man den Machern des Tagesprogramms gewiss nicht absprechen. Die Differenz zu den im Titel meines Berichts angegebenen 17 Tagen resultiert daraus, dass sich im Laufe der Atlantiküberquerung die Ankunft wegen einer Routenänderung um einen Tag verschoben hat. Außerdem habe ich vom 15.03., unserem letzten Landgang, an gerechnet. Tage an denen wir nicht an Land konnten, sind für uns Seetage, auch wenn wir den ganzen Tag auf Reede lagen oder den Panama-Kanal durchfuhren.
Erfreuliches hatte Kreuzfahrtdirektor Steffen Spiegel bei seiner morgendlichen Durchsage zu verkünden: Wegen der besonderen Umstände erhalten alle Passagiere und alle Crewmitglieder für den Rest der Reise unbegrenzten Zugang zum Internet. Die entsprechenden Zugangsdaten wurden im Laufe des Vormittags auf die Kabinen gebracht. Die Verbindung mit der Heimat war also jetzt jederzeit möglich. Zwar war das Netz immer mal wieder überlastet, so dass wir uns nicht einwählen konnten, aber dann wurde eben etwas gewartet und irgendwann klappte es dann auch.
Kapitän Jarle Flatebo hatte zu Beginn der Atlantiküberquerung eine weitere Sicherheitsübung angeordnet, die ebenso zufriedenstellend ablief wie die zu Beginn der Reise.
Weil Gaby heute morgen immer noch mit der Seekrankheit zu kämpfen hatte, verzichtete sie aufs Frühstück; ein belegtes Brot brachte ich ihr aber mit. Nach dessen Verzehr und der Einnahme einer Reisetablette ging es ihr dann besser. Um noch mehr in den Magen zu bekommen, gönnten wir uns zum Mittagessen noch eine Kleinigkeit.
Am Nachmittag versuchten wir uns gemeinsam mit unseren Tischnachbarn zum ersten Mal beim Bingo. Die beiden meinten, sie würden sich damit auskennen. Das Ende vom Lied war, dass sowohl Eberhard als auch ich ein Kinderlied (Hänschen klein) vortragen mussten, weil wir beide fälschlicherweise schon Bingo gerufen hatten, obwohl das gar nicht stimmte.
Nach dem Abendessen (Schweinefilet Geschnetzeltes) sahen wir uns dann eine Show an, die wohl auf keinem Kreuzfahrtschiff fehlen darf: Abba in Concert, vorgetragen vom Amadea Showensemble und der Amadea Showband.
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Seetag (20.03.)
Ihren heutigen Geburtstag wollte Gaby eigentlich in Kolumbien feiern, doch Corona hatte andere Pläne mit uns. Weil sie keinen Wert auf irgendwelches Tam Tam legt, habe ich den Restaurant Chef nicht über den Geburtstag unterrichtet, so dass ihr auch kein Ständchen gebracht wurde.
Aus der Heimat trudelten über Whatsapp etliche Glückwünsche ein. Unsere Tischnachbarn gratulierten ebenfalls. Mit ihnen erhoben wir nach dem Abendessen in Harry`s Bar die Gläser und tranken auf Gabys Wohl. Gabys Geburtstagsessen bestand übrigens aus einem gebratenen Zanderfilet in Pernod-Safransoße, Peperonata und Reis-Knusperzigarre. Ich entschied mich für die „Hausmannskost“: Bratwurstschnecke mit Kartoffelsalat, Ketchup und Senf.
In der Kabine fanden wir später eine kleine Torte und eine Flasche Sekt mit Geburtstagsgrüßen vom Kapitän und dem Phoenix-Team vor.
Heute morgen hatten wir übrigens noch ein Schiff gesehen; das letzte für lange Zeit.
Fortsetzung folgt
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Promenaden Lauf ist ja wirklich schräg
ich find das super. Bis vor ein paar Jahren wäre ich da meine Runden mitgelaufen; Zeit wäre ja genug gewesen und ich bin ja meine 40 bis 60 km im pro Woche auch neben der Arbeit gelaufen (bis vor ca. 3 Jahre )
Und dann gleich so zwischendurch - ich finde Deine Bericht bis jetzt echt interessant, kurzweilig geschrieben und die Fotos bringen mich zwischendurch auch aus dem Alltag weg. Danke Blu51
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Vielen Dank für den schönen Bericht bisher. Ich lese weiter mit Spannung mit.
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Vielen lieben Dank, dass du uns einen Einblick in diese wirklich denkwürdige Reise verschaffst. Man mag es sich ja gar nicht vorstellen... Phoenix scheint es aber gut im Griff zu haben... und ihr auch.
LG Regina
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Hänschen klein, ging allein.... Habe ich gestern auch vor mich hingesungen Mir fiel sogar der Text wieder ein Köstlich.
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Er hat mir die Zeit im Krankenhaus
versüßt und bei Hänschen Klein musste ich doch schmunzeln.
Hallo Ute,
vielen Dank für Deine netten Zeilen. Wir wünschen weiterhin gute Besserung.
LG
Gaby und Peter
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Ich hoffe, Ihr habt dann noch mindestens ein weiteres Mal Bingo gespielt und vielleicht auch gewonnen?
Hallo Siegrid,
natürlich hat mich da der Ehrgeiz gepackt und wir haben noch mehrere Male gespielt und auch gewonnen.
LG
Peter
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Seetag (21.03.)
In seiner morgendlichen Durchsage verkündete Kreuzfahrtdirektor Steffen Spiegel wahrhaft Erschreckendes: Das Fassbier geht aus! Man müsse sich in Kürze auf Dosen- oder Flaschenbier einstellen. Es dauerte aber dann doch noch ein paar Tage, bis es soweit war. Hat übrigens, soweit ich das mitbekommen habe, keinen sonderlich gestört.
Der Obstkorb in der Kabine ist auch verschwunden. Wir hatten uns zwar ab und zu etwas Obst als Zwischenmahlzeit gegönnt, sonderlich vermisst haben wir das Kabinenobst aber nicht wirklich. Beim Frühstück gab es darüber hinaus bis zum letzten Tag immer frisches Obst.
Nach Decks gestaffelt war heute eine Besichtigung der Kommandobrücke möglich. Weil unser Deck schon um 09.30 Uhr an der Reihe war und wir etwas spät zum Frühstück gegangen sind, schafften wir es leider nicht mehr. Allerdings hatten wir die Brücke der Artania schon einmal besucht. Bei der Amadea klappt es bestimmt beim nächsten Mal.
Ansonsten verbrachten wir bei sommerlichen Temperaturen viel Zeit auf dem Balkon. Dabei konnten wir ab und zu Schildkröten im Wasser beobachten, auch fliegende Fische bekamen wir zu sehen.
Um 12.00 Uhr wurden wieder einmal die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Der Unterschied zu Mitteleuropa war jetzt auf vier Stunden gesunken. Am Pool hatte das Küchenteam Hering und Shrimp Stipp in der Ofenkartoffel vorbereitet.
So ging auch dieser Tag langsam vorüber. Zum Abendessen habe ich keine Notizen gefunden. Geschmeckt hat es aber sicherlich.
Seetag (22.03.)
Was macht man eigentlich an so vielen Seetagen am Stück? Nun wir hatten uns dafür etwas Lektüre mitgebracht. Weil jetzt aber deutlich mehr Seetage auf uns zukamen, würde zumindest bei mir das eine Buch nicht reichen. Also holte ich mir in der gut bestückten Bibliothek der Amadea noch einen weiteren Roman. Damit kam ich dann auch gut über die Runden.
Natürlich konnte man auch die vielfältigen Angebote aus dem Tagesprogramm wahrnehmen. Die umfassten neben Frühsport, Dehnübungen und Relinggymnastik auch so klassische Kreuzfahrt-Aktivitäten wie Shuffleboard, Tischtennis oder Darts. Selbst über einen Golfplatz verfügt die Amadea.
Zwei Lektoren hielten fast jeden Tag Vorträge. Während sich der Raumfahrthistoriker Stephan Hillenbrand bei seinem Thema „Das Space-Shuttle Programm der NASA“ nicht umzustellen brauchte, hatte es Dr. Pelka etwas schwerer. Er wollte uns ursprünglich etwas über Land und Leute der bevorstehenden Länder erzählen; das war aber seit Nicaragua Schnee von gestern. Trotzdem schaffte er es, andere interessante Themen aus dem Hut zu zaubern. Heute ging es z.B. darum, wer eigentlich Amerika entdeckt hat. Schließlich hatten wir noch eine Diplom-Psychologin an Bord, die über Stress und Stressabbau referierte. Am Ende dieser nicht abschließenden Aufzählung will ich den Gästechor nicht vergessen, der sich nach einem entsprechenden Aufruf gebildet hatte und fleißig probte.
Bei herrlichem Sonnenschein genossen wir am Nachmittag frischen Blechkuchen am Pool. Danach zog es uns zum zweiten Mal zum Bingo. Heute musste ich nicht singen, gewonnen habe ich aber auch nichts. Immerhin waren mir jetzt die Regeln klar.
Nach dem Abendessen (Schollenfilet für Gaby und Hirsch-Sauerbraten für mich) nahm uns das Amadea-Showensemble mit auf eine Zeitreise zurück in die Ära der ersten Disco Hits und des
Rock´n Roll unter dem Motto „Oh what a Night“.
Übrigens vermissten wir beim Essen den Brotkorb; nur die drei Aufstriche standen auf dem Tisch. Bevor wir nachfragen konnten, kam schon unser Tischkellner mit einer Auswahl an Brot und Brötchen und fragte, was und wie viel wir haben wollten. Auch wenn diese Maßnahme evtl. den knapper werdenden Vorräten geschuldet war, sollte man das doch in Zukunft beibehalten. An unserem 6er Tisch saßen wir fast immer nur zu viert. Die Reste aus dem Brotkorb werden dabei doch sicherlich weggeworfen. Das lässt sich mit der Vorlage durch den Kellner vermeiden.
Fassbier gab es übrigens immer noch.
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Seetag (23.03.)
Was ist vom heutigen Tage zu berichten?
Um 11.00 Uhr konnten die Passagiere Küchenchef Felix Kunze über die Schulter schauen. Es wurde live Graved Lachs auf Rote Beete Carpaccio zubereitet. Ferner konnte man beim Eisschnitzen mitraten und eine Flasche Sekt gewinnen.
Um 12.00 Uhr wurde wieder an der Uhr gedreht, so dass der Zeitunterschied zu Mitteleuropa nun noch drei Stunden betrug.
Weil wir ja eigentlich von Miami zurückfliegen wollten und am 28.03. morgens in Frankfurt eingetroffen wären, hatten wir dort auch den Tefra-Gepäckservice gebucht, der uns am Gepäckband in Empfang genommen und uns von den beiden großen Koffern befreit hätte. Weil das nun hinfällig war, rief ich bei Tefra an, schilderte die Situation und ließ den Auftrag stornieren. Das klappte problemlos; der Mitarbeiter fragte noch, ob der Veranstalter evtl. den Koffertransport ab Bremerhaven anbieten würde. Gute Frage, darum wollte ich mich dann einmal kümmern.
Am Nachmittag machten wir wieder beim Bingo mit, dabei schlürften wir den Tagescocktail S. On the Beach. Dieses Mal hatte ich doch tatsächlich das große Bingo; weitere fünf Mitspieler aber auch. Immerhin bekam jeder 10 €. Na also, geht doch.
Zum Abendessen bestellte sich Gaby Lengfisch im Serrano Schinken während ich mal wieder der kalten Küche den Vorzug gab: Kalbfleischwurst mit Zwiebel, gehacktem Ei, Kräutervinaigrette und ofenfrischer Laugenbrezel. Kreativ war die Küche in Zeiten knapper Ressourcen auf jeden Fall.
Seetag (24.03.)
Heute blieben die Temperaturen erstmals seit langer Zeit unter der 20 Grad Marke. Die Zeit der T Shirts und kurzen Hosen war definitiv vorbei.
Im Tagesprogramm war folgendes zu lesen: Haben Sie die Tefra Gepäck Abholung ab Flughafen gebucht? Dann melden Sie sich bitte an der Phoenix Information zwecks Umbuchung. Na toll, da war ich wohl zu voreilig gewesen. Die Mitarbeiterin an der Information versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern und bei Tefra die Umbuchung in die Wege zu leiten. Unnötig zu erwähnen, dass alles perfekt geklappt hat.
Wodka Bingo stand heute auf dem Programm. Wir hatten zwar keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt, nahmen aber selbstverständlich teil. Kurz gesagt, es war ein normales Bingo mit dem Zusatz, dass bei einer gezogenen Schnapszahl jeder, der diese auf seinem Bingo-Brett hatte, einen Wodka bekam. Ich hatte mir ein Brett ausgesucht, auf dem nur die 66 war; trotzdem reichte es in den zwei Runden zu drei Schnäpsen. Andere waren noch erfolgreicher, was man teilweise auch bemerkte.
Nach dem Abendessen (gebratenes Tilapiafilet, Dillsoße, glasiertes Sommergemüse, Röstkartoffeln für uns beide) hatten die Hauptstadt-Tenöre Thorsten Hennig und Björn Kuhn ihren zweiten Auftritt. Unter der musikalischen Begleitung von Manuel Jadue am Klavier sangen sie deutsche Lieder.
Fortsetzung folgt
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Das finde ich schon herausragend, dass sich der Lektor so schnell auf diese außergewöhnliche Situation eingestellt hat und mehr oder minder aus dem Stegreif über andere spannende Themen referieren kann.
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sehr schön zu lesen
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Einfach,toll geschrieben,Dankeschön fürs
mitnehmen , es ist so schön in der traurigen Zeit
Einen Reisebericht zu lesen mit schönen Fotos
schönes Wochenende,liebe grüßeBleibt gesund Beatrice
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Bin erst jetzt dazugestoßen, lese aber ganz begeistert mit.
Was für eine mit Sicherheit unvergessliche Kreuzfahrt!
Morgen Abend gibt es übrigens einen Film vom Filmteam
Verrückt nach Meer darüber.
Ich bin schon ganz gespannt, wie's weitergeht, und ob die
Vorräte reichen.
Bleibt gesund!
J.-Christian