Reisebericht mit der Vasco da Gama zu den Azoren 2022 oder "Großhirn an alle..."

  • Liebe Foris,


    hier kommt er nun: mein neuester Reisebericht.

    Wobei "neu" auch relativ ist...


    Die Reise selbst startete bereits am 14. März diesen Jahres.


    Die ersten Zeilen des Berichtes habe ich allerdings schon viel früher geschrieben - ihr werdet schon noch lesen, warum.

    Zu der Zeit hatte Corona uns noch fest im Griff und ein normaler Umgang - wie wir ihn inzwischen ja wieder leben können - lag noch gefühlt in sehr weiter Ferne. Zur Einordnung des Ganzen und zum besseren Verständnis finde ich es aber wichtig, darauf hier noch einmal gesondert hinzuweisen.


    Insgesamt hat mich dieser Bericht also gute fünf Monate begleitet - und damit auch durch einige schlaflose Nächte, in denen ich mich selbst fragte, warum ich mir das alles überhaupt antun soll.


    Zusammen mit uns war @Isuledda99 auf dieser Reise dabei und wer die richtig schönen Bilder der Azoren sehen will, den kann ich uneingeschränkt auf ihren damaligen Live-Reisebericht in diesem Forum verweisen.


    Wir wollten die Azoren mit der Vasco da Gama, einem Schiff von Nicko-Cruises bereisen. Dieses Schiff trug nicht immer den Namen des bekannten Seefahrers, sondern lief im Jahr 1992 als "Statendamm" für die HAL vom Stapel.


    Soweit zur Einordnung, damit ihr wisst, in welchem Teil des Forums ihr euch aktuell befindet. Dies ist also kein Reisebricht einer "Mein Schiff" - Reise.


    Wen dies nicht abschreckt, dem wünsche ich nun - ja, was eigentlich?

    Durchhaltevermögen wäre glaube ich, nicht schlecht.


    Los geht's...


    Reisebericht mit der Vasco da Gama zu den Azoren 2022 oder „Großhirn an alle…“


    Mit den Worten: „Wir haben schon wieder ein Problem!“, reißt der Blutdruck die Tür zum Büro des Großhirns auf.


    Dieses sieht nur kurz hoch und sagt dann: „Wie oft soll ich dir noch vorbeten, dass wir uns in diesen Zeiten nur über MS Teams treffen!“


    „MS Teams ist Scheiße! Du kannst dich ja wohl noch deutlich daran erinnern, wie bei der letzten VK erst beide Beine und dann die Hüfte eingeschlafen sind. – Und wir alle mussten ihnen dabei zusehen!“


    Resigniert seufzt das Großhirn bei diesen Worten auf und sagt dann in einem ergebenen Tonfall: „Großhirn an Augen: Rollen!“


    „Also“, wendet er sich wieder dem Blutdruck zu, „was haben sie jetzt wieder getan?“

    „Nichts! Das isses ja!“, ohrenbetäubend laut knallt er nun die Tür ran.


    „Okay. Ich bin das Großhirn, aber ich komm nicht mehr mit. Könntest Du bitte mal der Reihe nach…?!“


    Oh oh.

    Ich glaube, ich übernehme an dieser Stelle mal besser. Sonst hebt‘s dem Blutdruck noch die Schädeldecke ab. Und irgendwie - wär das ja dann auch meine Schädeldecke.


    Schon im August letzten Jahres hatten wir diese Kreuzfahrt bei Nicko-Cruises gebucht. Wie sich vielleicht der eine oder andere noch erinnert, wurde unsere Azorenreise mit TUI im März 2020 vier Tage vor Abfahrt gecancelt.

    Nix Azores!


    Was dann kam, wissen wir alle und was wir alle wollten, wissen wir auch.

    Raus wollten wir – endlich mal wieder reisen.

    Und endlich mal wieder rauf aufs Schiff…


    Jetzt so im Nachhinein haben mein Mann und ich völlig unterschiedliche Erinnerungen daran, wer von uns beiden eigentlich auf die Idee kam.


    Er behauptet ja immer noch, es wäre meine Idee gewesen.

    Logisch – würde ich auch behaupten, jetzt wo die Katze in den Brunnen gefallen ist.

    Ich dagegen bin ja der Meinung, dass ER mit dieser Idee um die Ecke kam. Denn: Ich erinnere mich von an meinen ersten Gedanken – und der war: ‚Eigentlich wollte er doch nie wieder einen Fuß auf ein Schiff von denen setzen! Sowas Inkonsequentes! Typisch Mann!‘


    Egal!

    Es begab sich also im August des Jahres 2021 als uns diese Reise irgendwie attraktiv schien. Die Hoffnung auf die Komplettausrottung des Virus bis spätestens Weihnachten 2021 wurde ja (wenn man mal vom dauerbesorgten Karl absieht) von allen Seiten propagiert – warum also nicht, schließlich waren wir ja alle zweimal geimpft – und der Gipfel des Selbstschutzes galt somit als erklommen.

    Schöne naive Zeit!

    Allenfalls war es der Gipfel des Selbstbetrugs.


    Schon bei der Reisebuchung nahm das Übel also seinen Lauf. Wir wollten auf Nummer Sicher gehen und buchten das Anreisepaket bei Nicko für teuer Geld mit. Als ich dann die Flugzeiten auf der Reisebestätigung sah, hatte ich den Telefonhörer schneller in der Hand als ich „Nicko“ sagen kann.

    Der Hinflug am 14.03.22 ging ja noch: schön entspannt so kurz vor 11 ab dem BER. Aber der Rückflug ging ja mal so gar nicht! Abends gegen 19:00 Uhr sollten wir erst in Lissabon starten um dann kurz vor der Geisterstunde um 22:50 Uhr wieder vor den Toren unserer Stadt zu landen.


    Und wer schon mal da draußen war weiß, dass das Ende der Welt nicht viel anders als die Gegend um unseren BER aussehen kann.


    Ein Telefonat später, stellte sich heraus, dass es noch einen Mittagsflug gab, mit dem wir dann so gegen 16:00 Uhr zu Hause wären. Na – ging doch! Unser Reisebüro kümmerte sich darum und machte das Schriftliche.


    „Gl…Gl…Glück gehabt“, blubberte der Blutdruck an dieser Stelle.


    Die Zeit tat, was sie immer tut – sie verging. Und irgendwann im Dezember fiel mir wieder der Urlaub im März ein. Ich könnte ja schon mal das Bordmanifest…


    Zusammen mit der Rechnung hatten wir Zugangsdaten für das Kundenportal erhalten. Also flugs mal die Pässe gesucht und die Sache erledigt.

    Die Sache mit den Pässen hätte ich mir sparen können, denn das Kundenportal redete nur kurz, aber eindeutig mit mir.

    „Aktuell überarbeiten wir unseren Service für Sie. Bitte schauen Sie später noch mal vorbei.“


    Das Gleiche las ich dann Anfang Januar und Mitte Januar.


    Wild wedelte der Blutdruck mit den Reiseunterlagen vor meiner Nase herum.

    „Hier lies das! Da steht: Bitte füllen Sie das Manifest bis 90 Tage vor Reisebeginn aus. Bi…Bi…Bitte unternimm was. Das hier geht mir aufs Gemüt!“


    Na gut – ich will mal nicht so sein. Nehme ich also das Telefon und rufe bei Nicko an.

    Ja, das Portal wäre aktuell noch nicht verfügbar. Aber man könne mir einen Vordruck mailen, wo ich dann die Daten eintragen kann und an Nicko zurückfaxen.

    Wer bitte, außer deutsche Gesundheitsämter, nutzt denn heute noch ein Fax???


    Ich bin kein Amt – ich hab kein Fax. So einfach ist das.

    Am 19. Januar hatte ich dann einen großen Aha-Effekt – die Website sprach mit mir:

    „Mit Kundennummer, Rechnungsnummer oder Vorgangsnummer registrieren.“


    „Großhirn an sich selbst: Rechnung suchen!“


    Ah, da ist sie ja. Schon leicht angegilbt, aber da. Und eine Vorgangsnummer finde ich da auch.


    „Großhirn an Finger: tippen!“


    „Ihren Nachnamen:“, verlangt die Website. Gut, den weiß ich auch so. Dafür brauch ich nicht auf die Rechnung zu sehen.


    „Be…Be…Besser ist das auch.“, blubbert der Blutdruck leise.


    „E-Mail-Adresse“, wünscht die Website noch. Uuuuuuuuund ENTER!


    „Wir konnten keine Buchung zu Ihren Angaben zuordnen. Bitte überprüfen Sie Ihren Namen und die Kunden-, Rechnungs- oder Auftragsnummer.“


    Häh???? Bin ich zu blöd, oder was? Nee. Stimmt alles. Außer…


    „Äh – Schatz, hast du inzwischen unseren Namen geändert?“, rufe ich Richtung Wohnzimmer.

    Wie er mich daraufhin ansieht, kann ich gar nicht in Worte fassen.


    „Großhirn an Füße: Telefon suchen!“


    „Das kann gar nicht sein“, antwortet mir eine nette Nicko-Telefon-Dame. „Die Website ist ja ganz neu.“


    Na und? Hilft mir das weiter? Nein, tut es nicht. Ein neues Kleid mit einem kaputten Reißverschluss ist für mich genauso nützlich wie eure aktuelle Website.


    „Schreiben Sie mir mal eine Mail. Ich spreche dann mit der IT.“, sagt die Dame noch. „Und hängen Sie am besten einen Screenshot von der Fehlermeldung mit an.“


    Eine meiner leichtesten Übungen.

    Am 28. Januar! bekomme ich dann eine Mail: „Wir haben Ihre Kundendaten zurückgesetzt. Bitte versuchen Sie es erneut.“


    Was soll ich sagen? Natürlich funktionierte es nicht.

    Also wieder ein Telefonat, also wieder Unverständnis am anderen Ende, also wieder eine Mail und wieder einen Screenshot von der Fehlermeldung.


    Diesmal bekam ich schon zwei Tage später eine Antwort. Jetzt müsse es gehen, stand da.


    Was - glaubt ihr, ist passiert?

  • Pooldeck 24 - Die Kreuzfahrspezialisten
  • Joean ich bin dabei :thumbup:

    Liebe Grüße

    Anette


    Östliches Mittelmeer mit Zypern



    Norwegen von Kiel nach Hamburg, Aida Nova


    Kanaren mit Kapverden


    Wie schön, dass ich‘s erleben durfte :):


    WMM mit Barcelona, Okt. 20014, MS1
    Norwegen mit Nordkap und Trondheim, Aug. 2016, MS1
    Barbados trifft Mallorca, April 2017, MS5 (mit Reisebericht)

    Ägäis mit Kreta, Juli 2018, MS2

    Adria mit Dubrovnik, Juli 2019, MS6 (mit Reisebericht)

    Reisebericht: Nicht perfekt...und irgendwie doch! Safari in Tansania, Oktober 19

    Blaue Reise 4, MS1, Okt. 2020

    Mittelmeer mit Andalusien III, MS3, Okt. 2021 (mit Reisebericht)

    Norwegen mit Ålesund, MS1, April 2022 (mit Reisebericht)

    Kurzreise, Kopenhagen mit Göteborg, MS4, Mai 2022

    Adria mit Korfu, MS5, Juli 2022

    Metropolen ab Hamburg, Aidasol, Oktober 2022

    Winterwunder in Schwedisch-Lappland, 27.12.22-2.1.23, Kurzbericht

    Transatlantik, MS1, April 2023, von der Karibik nach Gran Canaria

    Metropolentour, Aida Nova, Dezember 2023

  • Joean

    :thumbup: :love:  :thumbup:endlich Mal wieder. Da lese ich immer s e h r gerne mit :)

    Leider schon vorbei: :(


    Okt. 2007 MSC Opera - Östl. Mittelmeer
    Juli 2008 MSC Opera - Norwegische Fjorde
    Juli 2012 Aida blu - Baltikum - St. Petersburg-
    April 2013 MS2 - Türkei - Griech. Inseln
    Dez. 2013 MS1 - Kanaren
    Juli 2014 MS3- Adria Kroatien
    Januar 2015 MS2 - Dubai mit Bahrain und Musct
    Juni 2015 MS2 - Mittelmeer mit Ibiza
    Vorweihnachtliche Kurzkreuzfahrt mit "MS Artania" "Phönix" v. 18.12.-22.12.15
    Juni 2016 MS2 - Malta mit Bodrum
    August/September 2016 Rügen Usedom - ohne Schiff
    Oktober 2016 NCL Jade ab Venedig
    Dezember 2016 - MS4 Mittelamerika ab La Romana
    Mallorca März 2017
    MS Asara (Phönix) Flußkreuzfahrt "Schnupperreise Köln - Rüdesheim - Köln - April 2017
    September 2017 Gardasee
    Oktober 2017 MS3 - Mallorca
    4/18 Kreta mal ohne Schiff

    Südtirol - Dolomiten 05.09.18-10.09.18

    September 2018 MS5 - Mittelmeer/Mallorca mit Kanaren

    März 2019 NMS1 - Kanaren mit Agadir

    Juni 2019 Salzburger Land, im Tal der Almen - ohne Cruise

    MS Amera (Phoenix) 27.09.19-04.10.19

    MY Princess/Phoenix Sommer 2020:!::!::love: :love::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:



  • ...da bin ich auch dabei :love:

    Januar 2013 Dubai MS 2
    Juli/August 2014 WMM+Adria mit Kroatien MS 3
    Februar 2016 Kanaren mit Madeira MS 4
    Juli 2016 ÖMM mit Bodrum MS 2
    März 2018 Mittelmeer mit Kanaren MS 2
    Nov./Dez. 2018 Dubai mit Singapur MS 3

    Aug./Sept. 2019 Kurzreise Oslo/Kopenhagen III MS 4
    Okt./Nov. 2019 Mallorca bis Barbados MS 2

    Dez.19/Jan. 2020 Dubai mit Katar MS 5

    März 2020 Mittelamerika II MS 1

    Juli 2020 Blaue Reise 2 MS 2

    August 2020 Panorama Reise 2 MS 1

    Oktober 2020 Blaue Reise Griechenland MS 6

    März 2021 Blaue Reise Kanaren MS 2

    Okt. 2021 Transreise Mallorca bis DomRep MS 2

    Nov. 2021 Karibik II MS 2

    Dez. 2021 Weihnachtsmarktreise MS 1

    Okt./Nov. 2022 ÖMM mit Zypern MS 5

    Nov. 2022 Transsuez MS 5

    Dez. 22/Jan. 23 Kanaren-Madeira MS <3

    März 2023 Mittelamerika MS 1

    April 2023 Transreise nach Bremerhaven MS 1

    Juli/Aug. 2024 Norwegen, Nordkap&Trondheim MS 7

    Dez. 24/Jan. 25 Kanaren-Madeira MS 7

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  • Hier liest es sich sehr interessant :)

    Bin also mit dabei :)

    Simone :)

    - Mein Schiff 1 Blaue Reise Panoramafahrt I Ostsee & Baltikum 4.7.21 - 11.7.21

    - Mein Schiff 4 Kurzreise Palma mit Marseille & Barcelona II 16.4.20 - 20.4.20 - abgesagt

    - Mein Schiff 4 Norwegen Nordkap I mit Trondheim 31.5.18 - 11.6.18

    - Mein Schiff 5 Karibik ab/bis Dominikanische Republik 16.12.16 - 30.12.16

    - Mein Schiff 4 Norwegen Südnorwegen mit Kopenhagen II 6.8.16 - 14.8.16

  • Endlich darf ich dich wieder begleiten :love: Joean . Der Anfang verspricht wieder regelmäßige laute Lacher meinerseits, bei denen mein Mann verwirrt vom Fernseher zu mir schaut, um sich dann kopfschüttelnd seinem Fußballspiel zu widmen ;)


  • Reisebericht mit der Vasco da Gama zu den Azoren 2022 oder „Großhirn an alle…“


    Diesmal bekam ich schon zwei Tage später eine Antwort. Jetzt müsse es gehen, stand da.


    Was - glaubt ihr, ist passiert?


    Richtig!

    Ich zitiere mich an dieser Stelle einfach mal selbst:

    Mit den Worten: „Wir haben schon wieder ein Problem!“, reißt der Blutdruck die Tür zum Büro des Großhirns auf.


    Um das Ganze hier mal abzukürzen:

    Es zog sich noch bis zum 10. Februar. Dann hatte ich ein sehr erhellendes Telefonat mit einem Herrn der IT, der mir klarmachte, dass er und nur er hier der Held des Tages war, denn ihm war es gelungen, mich – oder besser meine Daten – als Systemfehler zu identifizieren.

    Es gab ein Wort das andere und irgendwann rutschte es dann fast inbrünstig aus ihm raus:

    „Warum buchen Sie auch vor der Systemumstellung!“

    So einen Satz kann auch wirklich nur ein ITler sagen.


    Immerhin dämmerte mir so langsam, dass ICH hier das eigentliche Problem war, ich war nicht einfach nur ein Kunde – ich war ein Systemsprenger! Welche Auswirkungen dies alles für mich haben sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


    Das erste Mal bekam ich es zu spüren, als wir dann unsere Reiseunterlagen downloaden konnten. Aus dem entspannten Vormittagsflug nach Lissabon war ein 08:10 Uhr-Flug nach Düsseldorf mit 1,5 Stunden Aufenthalt und anschließendem Weiterflug nach Lissabon geworden. Und aus dem komfortablen Mittagsrückflug nun doch wieder die 19:00 Uhr Klitsche mit der Geisterstundenankunft in Berlin.


    Wieder hatte ich den Telefonhörer fix in der Hand um die Sache klären zu lassen.

    Jaaa, hieß es bei Nicko. Es wäre schon möglich, dass wir bei unserer Buchung extra auf dem Mittagsflug bestanden hätten und deshalb auch eine geänderte Rechnung erhalten hätten…


    ABER – durch die Systemumstellung sei unser „Sonderwunsch“ wohl „untergegangen“. Und jetzt – zwei Wochen vor Abreise – sei es zu spät, um den Flug umzubuchen. Und überhaupt sei der Flugplan coronabedingt ausgedünnt worden und den Mittagsflug würde es nicht mehr geben.

    Wie ich inzwischen weiß, wurde mir an dieser Stelle eiskalt ins Gesicht gelogen, denn den Mittagsflug gab es definitiv.


    Schluss aber jetzt mit dieser elend langen Vorgeschichte – kommen wir nun mal zu dem, was das hier eigentlich werden soll – nämlich so etwas Ähnliches wie ein Reisebericht.


    Sonntag, 13.03.2022 – Vortag der Abreise Teil 1


    Es ging ja noch ganz gut los.

    Nach dem Frühstück werfe ich dann durch Zufall mal einen Blick auf mein Handy. Dort findet sich eine Nachricht von Eurowings.

    Dear Passenger, the United Services Union (ver.di) has called on anviation security employees working in passenger screening to strike on Monday, March 14.


    Nee, oder!

    Das kann doch wohl nicht wahr sein!


    Dann gleich noch eine zweite SMS:

    Unfortunately your flight EW9049 at 08:10 on 14.3.2022 was cancelled.


    Und nu?


    Und sowas auf einem Sonntagmorgen!

    Dann werden wir mal die Notrufnummer bei Nicko-Cruises anrufen. Es dauert auch gar nicht lange, dann geht schon jemand dran.

    Ja, das mit dem Streik wisse man schon seit Samstagabend. Im Moment sei man dabei, alle betroffenen Passagiere zu informieren und nach Alternativen zu suchen. Sie bitten uns um ein wenig Geduld, man werde sich bei uns melden.

    Na gut, mit der Auskunft geben wir uns erst mal zufrieden. Warten wir mal auf die Dinge, die da kommen.


    Meinen Blutdruck tangiert das alles noch ausgesprochen wenig, der dreht sich gemütlich auf die andere Seite und macht es sich auf der Couch bequem.


    Und mal ganz ehrlich: Irgendwie bin ich wohl doch schon ein wenig „kreuzfahrtentwöhnt“. Angenommen Nicko würde sich jetzt melden, und sagen: „Es tut uns leid, wir haben keine Möglichkeit, Sie zum Schiff zu bringen.“, dann wäre ich noch nicht mal traurig!

    Reisefieber, Vorfreude? Fehlanzeige.


    Eigentlich hatten wir ja vor, ganz entspannt nach dem Nachmittagskaffee die Koffer zu packen. Diesen Teil des Tages werden wir nun wohl etwas vorziehen, wer weiß, welche Überraschungen uns heute noch erwarten.


    Um 14:00 Uhr hat sich Nicko-Cruises noch immer nicht gemeldet. Also wieder die Notfallnummer gewählt. Ja, es würde noch dauern – ein wenig Geduld.


    Gut, denke ich mir. Eine vernünftige Lösung braucht wohl wirklich ein wenig Zeit. Schließlich will man dem Kunden – so würde ich zumindest rangehen – eine „runde“ Sache präsentieren. Eine Lösung, mit der er leben kann. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass sie uns auf einen anderen Flug von einem Abflughafen umbuchen und einen Zubringershuttle organisieren. Sowas irgendwie in der Art.


    Ich hätte es besser wissen sollen!


    Auf dem Heimweg von unserem Lieblings-Schnitzel-Restaurant um 19:50 Uhr klingelt dann mein Handy.


    Und jetzt nur noch mal zur Zusammenfassung:

    Hätte ich nicht beim Online-Check-In bei Eurowings meine Mobilfunknummer und meine Mailadresse hinterlassen, hätte ich die besagte SMS nicht bekommen, dann hätte ich auch nicht am Sonntag Früh die Notrufnummer von Nicko gewählt, dann hätte ich von den ganzen Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit unserer Anreise bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung gehabt. Bisher habe immer ich Nicko-Cruises kontaktiert, nie sie mich!


    Seit inzwischen 24 Stunden, weiß also Nicko von dem Problem und arbeitet angeblich an Lösungen, aber was mir die Stimme aus dem Telefon dann als „Lösung“ präsentiert, finde ich irgendwie so gar nicht prickelnd.


    Es bestünde die Möglichkeit, sagt die Stimme, heute um 23:54 Uhr einen Nachtzug nach Frankfurt am Main zu nehmen. Damit wären wir dann am Montag früh um 06:?? Uhr in Frankfurt am Hauptbahnhof, mit der S-Bahn zum Flughafen um den Flug um 09:00 Uhr nach Lissabon zu kriegen.


    „Aha. Gibt’s denn eine Alternative?“, wage ich zu fragen.

    Ja, meint das Telefon. Alternativ könnten wir morgen früh zum BER, uns bei Eurowings melden. Die hätten ja schließlich den Auftrag, uns zu transportieren und müssten sich kümmern, dass wir irgendwie unser angestrebtes Ziel erreichen.


    Hm. Gelte ich jetzt als zickig, wenn mir beide Lösungen nicht wirklich gefallen? Gut, für diesen Streik kann Nicko nichts, aber eine „Lösung“ stelle ich mir dann doch anders vor.

    Wie? Nun dazu komme ich später.


    Wir entscheiden uns spontan gegen die Nachtzug-Variante, rein aus dem Bauch heraus. Auf einen überstürzten Aufbruch heute Abend haben wir beide keinen Bock. Also: erst mal alles wie geplant. Morgen früh um 03:40 Uhr klingelt unser Wecker – und dann schaun wir mal.

    Und irgendwann schlafe ich dann auch endlich ein…


  • Sonntag, 13.03.2022 – Vortag der Abreise Teil 2


    Zur gleichen Zeit im Bauchraum:

    Das Großhirn sitzt natürlich am Kopfende des riesigen Konferenztisches.

    „Liebe versammelte Organschaft, ich danke euch, dass ihr euch um diese Zeit noch die Zeit genommen habt.“


    „Ja, das solltest du auch“, knurrt der Magen. „Immerhin habe ich noch mit dem Mörderschnitzel von vorhin zu tun!“


    „Wie ihr sicher bereits von den Nerven erfahren habt“, fährt das Großhirn unbeeindruckt fort und zeigt auf ein zuckendes Bündel dünner Fäden in der Nähe der Tür, „ist morgen für uns alle ein wichtiger Tag. Die Anreise nach Lissabon stellt uns vor große Herausforderungen, ganz besonders natürlich die Nerven.“ Er blickt dabei wieder kurz besorgt Richtung Tür. Dort zucken die Fäden nun nicht nur, sie blinken auch noch wie wild.


    „Also gut: Zunge und Stimmbänder“, wendet er sich nun an die Angesprochenen, „euch möchte ich bitten, besonders zurückhaltend zu sein. Im Gegensatz zu sonst müsst ihr morgen nicht jeden Gedanken aussprechen, der bei euch ankommt. Im Klartext: Haltet einfach die Klappe und erspart uns anderen damit jede Menge Ärger.“


    Das Großhirn wendet sich nun zur anderen Seite: „Blase und Niere! Ihr beide bleibt morgen früh am besten gleich liegen. Macht nur das Nötigste! Beschäftigung von eurer Seite kann Joean morgen absolut nicht gebrauchen. Alles klar?!“


    Dann schaut sich das Großhirn suchend um: „Hat einer von euch heute schon die Leber gesehen?“

    „Nein“, melden sich die Ohren zu Wort. „Aber wir hören sie schon.“

    Ja, damit haben sie Recht. Schon von weitem hört man sie durch den Gallengang. Die Leber ist nämlich ein großer Santiano-Fan. Und sie denkt, sie kann singen. Das ist nicht zu überhören.

    „Ich brauche Rumm, Rumm, Rumm sonst verdurste ich. Ich brauche Rumm, Rumm, R…Oh bin etwa zu spät?“ *


    Statt einer Antwort rollen plötzlich die Augen durch den Raum. „Ich kann euch verstehen“, nickt das Großhirn ihnen zu.

    Dann wendet er sich wieder direkt an die Leber: „Auch du machst am besten morgen gleich ganz frei.“


    „WAAAAASSSSS!“, empört sich die Leber. „Kein alkoholisches Freigetränk im Flieger? Ich habe extra auf einem Umsteigeflug bestanden, damit ich zweimal was kriege…“, zum Endes des Satzes hin wird seine Stimme immer leiser.


    Drohend, wie eine mächtige schwarze Wolke erhebt sich das Großhirn aus seinem Sitz: „DU warst das?! DIR haben wir diesen Umsteigeflug zu verdanken?“


    Die riesige schwarze Wolke fängt an, zu grollen. Die zuckenden Nervenbündel daneben sehen nun aus wie nächtliche Blitze.


    „Na ja. Ich dachte doch nur - so als Urlaubsauftakt und irgendwie muss ich mich doch auch mal wieder langsam an die Cocktailmengen gewöhnen. GAB JA JETZT SCHON SO LANGE NICHTS MEHR!“


    Bei diesen Worten dreht sich die Leber einmal ganz rum und schaut anklagend in die hinterste Ecke des Bauchraums, in die sich die Erkältungsviren schon vor ziemlich langer Zeit zurückgezogen haben und dort vor lauter Tristesse Tischtennis spielen, vorzugsweise chinesisch.


    „Wir sind unschuldig!“, zwitschert es vielstimmig aus der Ecke. „Und ihr könnt uns glauben: wir haben von diesem ganzen Coronamist hier auch die Nase gestrichen voll!“


    „Ha Ha!“, will die Leber erneut ansetzen, fängt dann aber den drohenden Blick des Großhirns auf, rutscht in seinem Stühlchen noch ein Stück tiefer und lässt seine Puschelohren traurig nach vorne sinken. „Nicht mal den kleinsten Spaß gönnen sie einem hier.“, mosert er dann noch ganz leise und ein kleines bisschen aufmüpfig vor sich hin.


    * Hinweis für den Admin: Text des Liedes aus Urheberschutzgründen verfälscht und dass "Rum" mit einem "M" geschrieben wird, weiß ich auch

  • Joean, für die Erlebnisse fehlen mir irgendwie die Worte und der Smiley, ich nehme mal den verwirrten...

    Nicht für deinen Schreibstil, der ist mal wieder klasse, sondern für die Verwirrnisse, die ihr im Vorfeld eurer Reise erleben müsstet...


    Danke und schönen Pfingstsonntag

    Polar



    Reiseberichte:
    Winter im hohen Norden (freigeschaltet)

    Noch nicht freigeschaltet: Großbritannien mit Irland, MS5 2016 - Nordeuropa mit Island, AIDAluna 2015 - Gotland 2014 - Der Süden Finnlands - Jungfernfahrt, AIDAmar 2012

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