Liebe Foris,
hier kommt er nun: mein neuester Reisebericht.
Wobei "neu" auch relativ ist...
Die Reise selbst startete bereits am 14. März diesen Jahres.
Die ersten Zeilen des Berichtes habe ich allerdings schon viel früher geschrieben - ihr werdet schon noch lesen, warum.
Zu der Zeit hatte Corona uns noch fest im Griff und ein normaler Umgang - wie wir ihn inzwischen ja wieder leben können - lag noch gefühlt in sehr weiter Ferne. Zur Einordnung des Ganzen und zum besseren Verständnis finde ich es aber wichtig, darauf hier noch einmal gesondert hinzuweisen.
Insgesamt hat mich dieser Bericht also gute fünf Monate begleitet - und damit auch durch einige schlaflose Nächte, in denen ich mich selbst fragte, warum ich mir das alles überhaupt antun soll.
Zusammen mit uns war @Isuledda99 auf dieser Reise dabei und wer die richtig schönen Bilder der Azoren sehen will, den kann ich uneingeschränkt auf ihren damaligen Live-Reisebericht in diesem Forum verweisen.
Wir wollten die Azoren mit der Vasco da Gama, einem Schiff von Nicko-Cruises bereisen. Dieses Schiff trug nicht immer den Namen des bekannten Seefahrers, sondern lief im Jahr 1992 als "Statendamm" für die HAL vom Stapel.
Soweit zur Einordnung, damit ihr wisst, in welchem Teil des Forums ihr euch aktuell befindet. Dies ist also kein Reisebricht einer "Mein Schiff" - Reise.
Wen dies nicht abschreckt, dem wünsche ich nun - ja, was eigentlich?
Durchhaltevermögen wäre glaube ich, nicht schlecht.
Los geht's...
Reisebericht mit der Vasco da Gama zu den Azoren 2022 oder „Großhirn an alle…“
Mit den Worten: „Wir haben schon wieder ein Problem!“, reißt der Blutdruck die Tür zum Büro des Großhirns auf.
Dieses sieht nur kurz hoch und sagt dann: „Wie oft soll ich dir noch vorbeten, dass wir uns in diesen Zeiten nur über MS Teams treffen!“
„MS Teams ist Scheiße! Du kannst dich ja wohl noch deutlich daran erinnern, wie bei der letzten VK erst beide Beine und dann die Hüfte eingeschlafen sind. – Und wir alle mussten ihnen dabei zusehen!“
Resigniert seufzt das Großhirn bei diesen Worten auf und sagt dann in einem ergebenen Tonfall: „Großhirn an Augen: Rollen!“
„Also“, wendet er sich wieder dem Blutdruck zu, „was haben sie jetzt wieder getan?“
„Nichts! Das isses ja!“, ohrenbetäubend laut knallt er nun die Tür ran.
„Okay. Ich bin das Großhirn, aber ich komm nicht mehr mit. Könntest Du bitte mal der Reihe nach…?!“
Oh oh.
Ich glaube, ich übernehme an dieser Stelle mal besser. Sonst hebt‘s dem Blutdruck noch die Schädeldecke ab. Und irgendwie - wär das ja dann auch meine Schädeldecke.
Schon im August letzten Jahres hatten wir diese Kreuzfahrt bei Nicko-Cruises gebucht. Wie sich vielleicht der eine oder andere noch erinnert, wurde unsere Azorenreise mit TUI im März 2020 vier Tage vor Abfahrt gecancelt.
Nix Azores!
Was dann kam, wissen wir alle und was wir alle wollten, wissen wir auch.
Raus wollten wir – endlich mal wieder reisen.
Und endlich mal wieder rauf aufs Schiff…
Jetzt so im Nachhinein haben mein Mann und ich völlig unterschiedliche Erinnerungen daran, wer von uns beiden eigentlich auf die Idee kam.
Er behauptet ja immer noch, es wäre meine Idee gewesen.
Logisch – würde ich auch behaupten, jetzt wo die Katze in den Brunnen gefallen ist.
Ich dagegen bin ja der Meinung, dass ER mit dieser Idee um die Ecke kam. Denn: Ich erinnere mich von an meinen ersten Gedanken – und der war: ‚Eigentlich wollte er doch nie wieder einen Fuß auf ein Schiff von denen setzen! Sowas Inkonsequentes! Typisch Mann!‘
Egal!
Es begab sich also im August des Jahres 2021 als uns diese Reise irgendwie attraktiv schien. Die Hoffnung auf die Komplettausrottung des Virus bis spätestens Weihnachten 2021 wurde ja (wenn man mal vom dauerbesorgten Karl absieht) von allen Seiten propagiert – warum also nicht, schließlich waren wir ja alle zweimal geimpft – und der Gipfel des Selbstschutzes galt somit als erklommen.
Schöne naive Zeit!
Allenfalls war es der Gipfel des Selbstbetrugs.
Schon bei der Reisebuchung nahm das Übel also seinen Lauf. Wir wollten auf Nummer Sicher gehen und buchten das Anreisepaket bei Nicko für teuer Geld mit. Als ich dann die Flugzeiten auf der Reisebestätigung sah, hatte ich den Telefonhörer schneller in der Hand als ich „Nicko“ sagen kann.
Der Hinflug am 14.03.22 ging ja noch: schön entspannt so kurz vor 11 ab dem BER. Aber der Rückflug ging ja mal so gar nicht! Abends gegen 19:00 Uhr sollten wir erst in Lissabon starten um dann kurz vor der Geisterstunde um 22:50 Uhr wieder vor den Toren unserer Stadt zu landen.
Und wer schon mal da draußen war weiß, dass das Ende der Welt nicht viel anders als die Gegend um unseren BER aussehen kann.
Ein Telefonat später, stellte sich heraus, dass es noch einen Mittagsflug gab, mit dem wir dann so gegen 16:00 Uhr zu Hause wären. Na – ging doch! Unser Reisebüro kümmerte sich darum und machte das Schriftliche.
„Gl…Gl…Glück gehabt“, blubberte der Blutdruck an dieser Stelle.
Die Zeit tat, was sie immer tut – sie verging. Und irgendwann im Dezember fiel mir wieder der Urlaub im März ein. Ich könnte ja schon mal das Bordmanifest…
Zusammen mit der Rechnung hatten wir Zugangsdaten für das Kundenportal erhalten. Also flugs mal die Pässe gesucht und die Sache erledigt.
Die Sache mit den Pässen hätte ich mir sparen können, denn das Kundenportal redete nur kurz, aber eindeutig mit mir.
„Aktuell überarbeiten wir unseren Service für Sie. Bitte schauen Sie später noch mal vorbei.“
Das Gleiche las ich dann Anfang Januar und Mitte Januar.
Wild wedelte der Blutdruck mit den Reiseunterlagen vor meiner Nase herum.
„Hier lies das! Da steht: Bitte füllen Sie das Manifest bis 90 Tage vor Reisebeginn aus. Bi…Bi…Bitte unternimm was. Das hier geht mir aufs Gemüt!“
Na gut – ich will mal nicht so sein. Nehme ich also das Telefon und rufe bei Nicko an.
Ja, das Portal wäre aktuell noch nicht verfügbar. Aber man könne mir einen Vordruck mailen, wo ich dann die Daten eintragen kann und an Nicko zurückfaxen.
Wer bitte, außer deutsche Gesundheitsämter, nutzt denn heute noch ein Fax???
Ich bin kein Amt – ich hab kein Fax. So einfach ist das.
Am 19. Januar hatte ich dann einen großen Aha-Effekt – die Website sprach mit mir:
„Mit Kundennummer, Rechnungsnummer oder Vorgangsnummer registrieren.“
„Großhirn an sich selbst: Rechnung suchen!“
Ah, da ist sie ja. Schon leicht angegilbt, aber da. Und eine Vorgangsnummer finde ich da auch.
„Großhirn an Finger: tippen!“
„Ihren Nachnamen:“, verlangt die Website. Gut, den weiß ich auch so. Dafür brauch ich nicht auf die Rechnung zu sehen.
„Be…Be…Besser ist das auch.“, blubbert der Blutdruck leise.
„E-Mail-Adresse“, wünscht die Website noch. Uuuuuuuuund ENTER!
„Wir konnten keine Buchung zu Ihren Angaben zuordnen. Bitte überprüfen Sie Ihren Namen und die Kunden-, Rechnungs- oder Auftragsnummer.“
Häh???? Bin ich zu blöd, oder was? Nee. Stimmt alles. Außer…
„Äh – Schatz, hast du inzwischen unseren Namen geändert?“, rufe ich Richtung Wohnzimmer.
Wie er mich daraufhin ansieht, kann ich gar nicht in Worte fassen.
„Großhirn an Füße: Telefon suchen!“
„Das kann gar nicht sein“, antwortet mir eine nette Nicko-Telefon-Dame. „Die Website ist ja ganz neu.“
Na und? Hilft mir das weiter? Nein, tut es nicht. Ein neues Kleid mit einem kaputten Reißverschluss ist für mich genauso nützlich wie eure aktuelle Website.
„Schreiben Sie mir mal eine Mail. Ich spreche dann mit der IT.“, sagt die Dame noch. „Und hängen Sie am besten einen Screenshot von der Fehlermeldung mit an.“
Eine meiner leichtesten Übungen.
Am 28. Januar! bekomme ich dann eine Mail: „Wir haben Ihre Kundendaten zurückgesetzt. Bitte versuchen Sie es erneut.“
Was soll ich sagen? Natürlich funktionierte es nicht.
Also wieder ein Telefonat, also wieder Unverständnis am anderen Ende, also wieder eine Mail und wieder einen Screenshot von der Fehlermeldung.
Diesmal bekam ich schon zwei Tage später eine Antwort. Jetzt müsse es gehen, stand da.
Was - glaubt ihr, ist passiert?