Kanaren und Madeira 10.-17.01.2016 Mutti-Kind Tour

Kanaren-Reiseberichte gibt es ja schon einige (zuletzt den klasse Bericht von @hwsster ), aber ich habe mich trotzdem entschieden, noch einen zu schreiben, denn „Jeder Jeck is anders“.
Vorwarnung: da ich meistens nicht sofort zum Punkt komme, wird der Bericht wohl lang…

Und die Sprache: ich komme eben genau von der Grenze zwischen Ruhrgebiet und Münsterland. Da sind wir so

Dieser Bericht beschreibt eine Reise, die ich mit meiner Mutter gemacht habe. Ich schreibe diesen Bericht also nicht nur für’s Forum, sondern auch für sie zur Erinnerung.

Sie ist aber ausdrücklich mit der Veröffentlichung (auch der Fotos) einverstanden.

Und noch etwas: es geht hier KEINESFALLS darum, sich über Mütter, ältere Leute, Ex-AIDA-Fahrer oder sonst jemanden lustig zu machen (und ich möchte auch nicht, dass hier derartige Diskussionen anfangen).

Ich bin in einem Mehr-Generationen-Haushalt aufgewachsen und es gibt bei alten, jungen, mittelalten Frauen, Männern, Ausländern, Nichtausländern Menschen die ich mag.

Und eben welche, die ich nicht so ganz mag. Aber da ich schon lange in einer Dienstleistungsbranche arbeite, bin ich MEISTENS Profi genug, auch damit umzugehen

Viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße

Anne (Camper)
(die sich entschlossen hat, jetzt einfach mal anzufangen und dann nach und nach die ganzen Tage hier einzustellen)

Vorgeschichte:

Meine Mutter hatte vor gut einem Jahr einen Unfall. Es ging ihr im letzten Jahr teilweise extrem schlecht und meine Schwester und ich machten uns schon ziemlich Sorgen um sie.
Umso erstaunter war ich, als sie kurz vor Weihnachten verkündete, dass sie auch mal gerne eine Kreuzfahrt machen möchte. Am liebsten mit Madeira. „Da möchte ich einmal in meinem Leben hin“.

Da ich meine Reise EIGENTLICH etwas anders geplant hatte, sagte ich: ich kann ja mal in den nächsten 1-2 Jahren schauen, wann ich Zeit habe und dann machen wir das.
Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte, wachte ich mit dem Gedanken auf: Du bist ja wohl bescheuert. Bei einer Mutter im fortgeschrittenen Alter (und dem ganzen Theater im letzten Jahr) kannst Du das doch jetzt nicht auf irgendwann aufschieben.

Ich buche um. Sofort. (was die nette @Gabi77 von Pooldeck24 auch sofort erledigt hat)

Ab dem Moment kannte die Vorfreude meiner Mutter keine Grenzen mehr. Sofort wurden Pläne gemacht: was nehme ich mit; TUI CRUISES A-Z auswendig gelernt; ständig die Webcam der Mein Schiff 4 im Blick.

Einer der Höhepunkte war am 1. Weihnachtstag, als ich mit meinen Nichten auf dem Bett meiner Mutter in ihrem Schlafzimmer saß und wir eine Art „Shopping Queen“ spielten.
(Kannte die Sendung ja nicht; aber Nichten kennen so etwas…)
Meine Mutter musste alles anziehen, was sie mitnehmen wollte und wir machten nur den Daumen hoch oder runter. Selten so gelacht. Und meine Mutter mit uns.
Aber davon, möchte ich lieber KEINE Bilder veröffentlichen

An meinem letzten Arbeitstag vor der Reise bekam ich noch eine panische SMS: Ruf mich bitte sofort an.
Mama: habe den Koffer fertig und er ist voll. Nur die Schuhe sind noch nicht da drin. Kann ich die auch mit in eine Tüte in’s Handgepäck
nehmen?
Ich: Mama!!! Pack bitte sofort wieder soviel aus, dass die Schuhe in den Koffer passen. Keinesfalls gibt es eine Schuh-Tüte im Handgepäck!
Danach erfolgte noch eine Ermahnung, dass sie auf jeden Fall mit der Kilo-Grenze hinkommen muß!
(bin ja selber eher so die Wenig-Packerin und der Meinung, dass für eine Woche 15 Kilo reichen müssen…)

und nun geht's los....

Anreise 10.01.2016 Flug nach Gran Canaria

Damit ich meine Mutter nicht mitten in der Nacht abholen muß, habe ich ihr ein Bett auf der Coach bei mir im Wohnzimmer gebaut und hole sie schon am Vorabend aus ihrer Wohnung ab.

Als ich ihr Ungetüm von Koffer hochhob, schwante mit schon Böses. Das Ding ließ sich kaum bewegen und ich wuchtete es zum Auto.
Bei mir zu Hause habe ich ihn doch noch mit in’s Haus genommen und musste nochmal nachwiegen.
Mama hatte recht: die Kilo-Grenze wurde eingehalten.

Also konnten wir beruhigt schlafen gehen, bis um 3.00 Uhr der Wecker klingelte. Auf ging es mit dem Auto zum Flughafen Düsseldorf.

Check-in war schnell erledigt (hatte ja schon vorab Plätze reserviert) und ziemlich müde nahmen wir noch einen Kaffee mit einem Croissant zu uns.

Etwas irritiert war ich nur, dass auf der Fluganzeige nicht nur LAS PALMAS, sondern auch FARO stand.

Das klärte sich dann im Germanwings-Flieger auf. Man hatte nicht genug Sprit und müsse in Faro noch nachtanken. Aha.

Man erlebt ja immer wieder etwas Neues bei den Flügen

Zum hier schon oft diskutierten Thema Service:
es gab ein Brot und eine kleine Flasche Wasser. Und noch ein zusätzliches kostenloses Getränk. Ab dann hätte man bezahlen müssen.
Und das Bordpersonal war nett. War also OK.

Ich hörte während des ganzen Fluges Musik und meine Mutter hatte eine Sitznachbarin gefunden, mit der sie sich die ganze Zeit über Reisen austauschte.
(Schon vorab: sie ist der Typ, der auf Menschen zugeht und findet immer jemanden, mit dem sie reden kann )

Insofern ging der Flug relativ schnell um und wir landeten mit nur einer halben Stunde Verspätung in LAS PALMAS.

Auf die Koffer warten ist wie immer doof. Aber irgendwann kommen sie doch. Und dann geht es los. Das Monstrum von meiner Mutter läßt sich nur schwer bewegen, weil die Rollen nicht richtig gehen. Insofern nimmt meine Mutter meinen (leichteren) Koffer mit den leichtgängigen Rollen und zieht davon.

Ich lebe ja schon länger nach der Devise: eine Frau soll nur so viel Gepäck mitnehmen, wie sie auch selber tragen kann.
Naja, ab einem gewissen Alter gilt das wohl (auch bei mir) nicht mehr. Also nehme ich das Ding und schleife es hinterher.

Und bin heilfroh, als die netten TUI-Mitarbeiter mir es am Bus abnehmen.

Dann geht es zum Hafen

Und dann kommt das Schiff

Gran Canaria 10.01.2016

Immer wieder Gänsehaut: zum ersten Mal das Schiff sehen. Einer der ganz großen WOW-Momente.
Wir machen noch ein paar Fotos und gehen dann zuerst zur Außenalsterbar um etwas zu trinken.

Ist so ein Ritual von mir, wenn ich auf dem Schiff bin. Zuerst zur AAB und ein Hefeweizen bestellen.

Ich stoße noch in Gedanken mit Bekannten an, die derzeit auf einem anderen Mein Schiff weilen.

Wir essen noch schnell etwas im AAB-Bar&Grill und im Ankelmann, danach werden schon die Kabinen freigegeben.

Meine Mama ist ganz beeindruckt von der schönen Kabine. Trotz vorheriger Fotos hatte sie sich das wohl viel kleiner und beengter vorgestellt.
Wir hatten die Balkonkabine 10081 zugeteilt bekommen und sie war perfekt für diese Reise.
(unsere Kabine ist die gleiche, die @Meeresbraut hier schon beschrieben hat; deshalb mache ich das nicht nochmal)

Ich packe schnell aus, Mama macht etwas langsamer und schmeißt mich dann aus der Kabine.
Ich soll nicht sehen, was sie alles mitgenommen hat. Da sie sich sowieso noch etwas hinlegen wollte, verspreche ich zum Abendessen wieder da zu sein und mache mich auf den Weg in die Stadt.

Ich laufe zum Strand Playa de Las Canteras und mir zeigt sich eher ein typisches Bild von Spanien im Winter.
Hohe Gischt, leicht melancholische Atmosphäre. Im Gegensatz zu vielen knapp bekleideten Touristen tragen die Spanier dicke Winterpullis.
Ich laufe solange, bis ich an einem kleinen Platz eine spanische Bar ohne viel Touristen finde.
Bestelle einen Blanco. Der nette Barbesitzer macht sofort eine Flasche auf und lässt mich probieren. Schmeckt.
Er gibt mir noch das Passwort für die Wifi-Verbindung der Bar, so dass ich checken kann, ob die Welt im Pooldeck24-Forum noch in Ordnung ist.
Und meiner Schwester per WhatsApp berichten kann, dass Mama und ich gut angekommen sind.
Noch etwas Konversation, etwas Leute auf dem Platz gucken, etwas im Internet surfen.
Der gute Wein hat nur 2,50 € gekostet; das ist Spanien, wie ich es mag.
Der Urlaub kann beginnen

Zurück auf dem Schiff hat sich meine Mutter etwas erholt und wir machen uns für das Abendessen fertig.
Im Atlantik Klassik gibt es leckeres Rinderfilet. Wir lassen uns verwöhnen und uns geht es richtig gut

Als das Essen schon fast um war, wird noch eine alleinstehende Frau an den Tisch neben uns gesetzt. Ist ja auch grundsätzlich eine gute Idee von den Gastgebern eine alleinstehende Frau zu anderen harmlos wirkenden Frauen zu setzen (reise beruflich/privat auch häufiger alleine und habe absolut kein Problem damit). Wir begannen auch sofort eine rege Konversation. Leider entpuppte sich die Frau als eingefleischte AIDA-Fahrerin (was ja auch an sich nicht schlimm ist), aber sie fand alles auf Mein Schiff nur schrecklich.
Die Tiraden nahmen kein Ende. Ich hatte keine Lust, darüber zu diskutieren; trat meine Mutter unter dem Tisch vor ihr Schienbein und gab ihr zu verstehen, dass ich gehen möchte. Meine Mama versteht (kennt mich ja schon lange genug ) und wir machen uns auf den Weg in die Himmel- und Meer-Bar, wo wir eine der begehrten Liegen ergattern, uns hinlegen und auf’s Meer schauen.

Mittlerweile ziemlich müde machen wir uns dann kurz darauf auf zur Seenotrettungsübung. Irgendwie überstehen wir halb einschlafend auch diese . Wollen danach zuerst auf die Kabine zum Schlafen, überlegen aber dann: das geht doch gar nicht, das erste Auslaufen zu verpassen *herz*

Also zum Auslaufen auf’s Pooldeck, ein Glas Sekt in der Hand, Vorstellung der Crew und (ein Highlight dieser Reise) Vorstellung des GOP-Ensembles, das uns auf dieser Reise begleiten wird.

Uns gefällt das so gut, dass wir beschließen, bei allen GOP-Veranstaltungen dabei zu sein. :freude:

Wir sind danach so aufgekratzt, dass wir uns noch 2 bequeme Sessel im Heck an der Außenalsterbar suchen; dort mit ein paar Mitreisenden quatschen und den Lichtern von Gran Canaria hinterherschauen.
Gegen 24 Uhr geht es dann in’s Bett….

11.01.2016 Seetag Teil 1

Vorab: ich liiiiebe Seetage. Gibt viel zu wenig davon im Leben

Leider fängt der Tag mit der Nachricht von David Bowie’s Tod gar nicht gut an.
Mensch, mit den Liedern ist man groß geworden. Erst Lemmy und jetzt so etwas

Ziehe mich also im Halbdunkel an und begebe mich oben an’s Deck um den Sonnenaufgang bei melancholischer Stimmung zu beobachten.

Danach hole ich Mama ab und wir gehen draußen bei Gosch frühstücken. Krabben und das dort ganz gute Rührei: lecker!

Und spüren wie der Tag langsam wärmer wird.
Uns ist klar: da frühstücken wir noch häufiger!

Beeindruckt ist Mama jetzt schon, was es bei Mein Schiff alles inclusive gibt.
Sie sagt immer: das gibts doch gar nicht, hoffentlich gehen die nicht pleite.
Glaube aber, da muss sie sich nicht so große Sorgen machen
(da sie die ganzen Kataloge schon studiert hat, muss sie doch wissen, dass es die Reisen bei weitem nicht umsonst gibt)

Nach dem Frühstück wollte Mama eigentlich eine Schiffsführung mitmachen.
Da ich von einer Reise im August die Mein Schiff 4 schon ganz gut kenne, machen wir beide das individuell.
Vorher hören wir uns im Theater noch den Lektorenvortrag über Madeira an, um uns auf das Ziel einzustimmen.
Danach schleppe ich sie zu allen möglichen Ecken auf dem Schiff und erzähle ihr Geschichten dazu.

Zwischendurch an der AAB und Waterkant-Bar einen American Caipi, dann geht’s weiter.

Mama ist schwer von dem Schiff beeindruckt

Sie sagt mir übrigens jetzt schon am 2. Tag bei unseren Rundgängen: das ist ja der beste Urlaub meines Lebens.
Ich erinnere sie daran, dass wir auch früher schon schöne gemeinsame Reisen gemacht haben.
Und ich persönlich fand es toll, wie wir als Kleinkinder mit Mama, Papa und Schwester immer in Spanien am Mittelmeer zum Campen wahren.
Deshalb frage ich sie, ob sie das nicht auch in schöner Erinnerung hat.

Sie sagt: Ja, war ganz schön, aber Du bist ja immer abgehauen. Und wieder höre ich eine meiner Lieblingsgeschichten (kenne sie natürlich schon).
Dass ich mit 2-3 Jahren oft morgens früh im Schlafanzug aus dem Zelt gekrochen und verschwunden bin. Mal stand ich im Meer. Mal saß ich bei irgendwelchen Franzosen beim Frühstück.
Und Mama hat wieder den ganzen Campingplatz nach mir abgesucht. Hatte wohl schon immer einen großen Entdeckerdrang

Irgendwann hat Mama Hunger. Ich frage, was? Ja,so ein kleines bischen. Sie ist ja 12-Uhr-Mittagessen gewohnt und das ganze endet in einem 3-Gang-Mittagsmenü im Atlantik Klassik.

Neben uns am Tisch unterhält sich ein Pärchen darüber, dass man ALLE Mahlzeiten auf dem Schiff einnehmen sollte, denn man habe das ja bezahlt.
Sehe ich nicht so. Ich liebe es auch, an Land etwas essen zu gehen. Aber das Schöne ist auf dem Schiff: man könnte, wenn man wollte.
Danach diskutiert das Paar über ein anderes Thema mit einem anderen gleichgesinnten Pärchen weiter:

Welches sind die besten Spreewaldgurken?

(Sorry, der musste jetzt sein. Hoffe, dass sich niemand angesprochen fühlt. Fand das nur komisch, hier mit dem guten Essen zu sitzen und man diskutiert den Salzgehalt bei Spreewaldgurken.)
Konnte jedenfalls mein Lachen kaum unterdrücken. Ich mußte weg hier und sagte dem Kellner, dass wir kein Dessert mehr möchten. Der sagte nur: Sie sind auch so schon süss genug.
Oha, nun bekam ich wirklich einen Lachanfall und ich musste schnell nach draußen. Und Mama hinterher.

Zum Dessert ging es dann später an die Eisbar.
Meine derzeitige Lieblingssorte: Griechischer Joghurt mit Honig

Fast gleichzeitig fängt das GOP-Ensemble mit einer Probevorstellung auf dem Pooldeck an.
Die Fotos dazu musste ich leider löschen, aber glaubt mir, es hat mega Spaß gemacht!

11.01.2016 Seetag Teil 2

Abends wollte meine Mutter eigentlich zur Schlagerparty.
Ich erkläre ihr, dass ich es auf keinen Fall mit mir vereinbaren kann, am Todestag von David Bowie auf eine Schlagerparty zu gehen. Das ist ein No-Go.

Dann lieber Klassik. Ich mag ja das Klanghaus auf der Mein Schiff 3 und Mein Schiff 4. Es hat eine tolle Akustik.
Und als Musikliebhaber sollte man auch guten Sound mögen.
Und ich schreibe auch jeeeedesmal in den Fragebogen am Ende der Reise, dass sie dieses tolle Klanghaus doch bitte mehr für gute Musik nutzen sollen.
Erkläre das auch jedem auf dem Schiff, der etwas mit dem Entertainment zu tun hat und der mir in die Finger kommt . Bisher gibt es nur mehr Comedy.
Ist ja auch gut, ist dann wohl mehr für diese Zielgruppe gedacht. Jeder mag eben etwas anderes.

Freue mich jedenfalls, dass das Humboldt-Quartett wieder einen Auszug aus der 9. Symphonie von Antonin Dvorak „New World“ spielt.
Das Stück ist für mich ein Symbol für den Aufbruch in eine neue Welt.

Bin zwar absolut nicht der Klassik-Kenner, aber das Stück mag ich und es ist wieder einer dieser Gänsehautmomente!

Da es danach schon etwas später ist, gehen wir heute nicht mehr in’s Atlantik sondern wir machen uns auf den Weg in’s Gosch.
Garnelen mit Knoblauchsoße und knackig kalter Gosch „Blanc de Blancs“. Was will man mehr zum Glück :freude:

Die aufmerksame Kellnerin kommt häufiger vorbei und fragt: Alles gut für Mutti?
Mama grinst, ja, alles gut!

Wir haben beim Quatschen etwas die Zeit vergessen und stellen fest, dass man schon die Lichter von Funchal sehen kann. Sollten doch erst morgen früh ankommen???
Jetzt ist doch erst 22.30 Uhr?
Also gehen wir in die Himmel- und Meer- Bar und schauen uns das ganze Spektakel noch an.

Später noch ein paar Fotos vom Balkon Richtung Hafen und dann geht es ab in’s Bett.

Und da als nächstes Funchal ansteht und ich dafür noch ganz viele Bilder hochladen muß, mache ich für heute Schluß.
Ich hoffe, Euch hat es bis jetzt gefallen und Ihr begleitet uns weiter auf unserer Reise.

LG und schönen Abend
Anne (Camper)