Teil 1:
Obwohl ich ja gesagt habe, diesmal gibt es keinen Reisebericht, habe ich mich entschlossen, doch etwas zu verfassen. Diesmal etwas anders, da ich nichts mitnotiert habe. Ich muss mich also auf mein Gedächtnis verlassen, sodass es durchaus an der Vollständigkeit hapern könnte. Außerdem ist alles, was ich schreibe, natürlich subjektiv gefärbt und unsere persönliche Eindrücke. Andere mögen das anders sehen, wie sagt man so schön in Österreich: "Geschmäcker und Watschen sind verschieden"
Also nehme ich euch gerne mit auf unsere 2. Flusskreuzfahrt auf dem Rhein, zusammen mit Bernds Bruder und Schwägerin, die noch Fluss-Jungfrauen waren. Wir hatten Bernd die Reise zu seinem Geburtstag geschenkt, mit Flügen ab Klagenfurt nach Köln direkt (ja, da ging es noch - zum Zeitpunkt des Verfassens des Berichts ist der Flug Geschichte). Diese Flüge direkt vor der Haustüre sind besonders angenehm, da ja die lange Anfahrt wegfällt. Obwohl ich sagen muss, wir hatten sicherlich 10 Verschiebungen im Vorfeld, teilweise nur Minuten, teilweise ganze Tage (wir konnten letztendlich nicht wie geplant am 5. direkt retour fliegen, sondern erst am 6.) und wir waren uns wirklich nicht mehr sicher, ob wir überhaupt fliegen würden. Alternativen wurden vorsorglich gesucht, aber Gott sei Dank blieben die Flüge dann doch stehen und wir konnten wir geplant einen Tag vor der Einschiffung, am 25.12. von Klagenfurt nach Köln fliegen.
Wer mich kennt, weiß, dass fliegen nicht meine Lieblingsbeschäftigung ist und ich lieber zu Fuß gehen würde (da ist die Erde einfach näher und das Abstürzen tut nicht so weh), aber das wäre dann doch zu weit gewesen. Wir starteten nach einer kleinen alkoholischen Stärkung (die anderen stießen auf die gemeinsame Reise an, ich auch, aber vor allem, weil Alkohol doch mutiger macht und ich jede Hilfe nehme, die ich bekomme.
Wir starteten pünktlich mittags bei strahlenden Klagenfurter Wetter (dh.dichtesten Bodennebel, man sah kaum die Hand vor Augen) und wurden nach wenigen Minuten mit diese Ausblick belohnt (alles nur für mich als Belohnung, weil immerhin sitze ich hier):
Nach einem wirklich kurzen Flug (kaum eine Stunde) landeten wir auch schon in Köln und auch unsere Koffer fanden den Weg mit uns gemeinsam. Also so kann es doch schon mal anfangen. Das Wetter war eher mittelprächtig, kühl, windig, mit immer wieder leichten Regen zwischendurch. Ich möchte nichts vorwegnehmen, aber eines kann ich sagen, es wurde während der Reise eigentlich nie besser. Eher schlechter, aber wenn ich meinen Vater zitieren darf: "Was fahrt ihr auch um diese Zeit da hin"
Wir haben uns für unseren Kurzaufenthalt in Köln (sowohl vor, als auch nach der Reise) das Motel One Neumarkt ausgesucht, da wir grundsätzlich gerne in den verschiedenen Motel Ones übernachten. Vor allem für Kurztripps ist das sehr empfehlenswert, die Zimmer sind zwar klein, aber sehr schön und das Frühstück ist wirklich ausgezeichnet. Außerdem ist die Lage hervorragend, alles ist fußläufig erreichbar. Für heute reicht uns noch ein kurzer Besuch am noch bestehenden Weihnachtsmarkt bzw. Wintermarkt und ein gutes Essen in einer der wenigen Restaurants, die am ersten Weihnachtstag offen haben. Wir schlafen auf jeden Fall herrlich.
Montag,, 26.12.2022
Heute ist Einschiffungstag, wir können die MS Amelia entern. Da wir noch Zeit haben, schlendern wir durch Köln, besuchen den Dom und genießen die Stimmung. Fast alle Geschäfte haben naturgemäß geschlossen, sogar einen Kaffee zu trinken, gestaltet sich als praktisch unmöglich. Aber egal, wir haben jetzt 10 Tage all inklusive vor uns, wir werden kaum darben. Dann machen wir uns auf den Weg, wir werden die MS Amelia zu Fuß entern, es ist nicht weit und auch mit unseren Koffern gut erreichbar.
Am Schiff angekommen, ist es ein wenig hektisch, da es genau jetzt zu regnen beginnt, und alle ins Schiff drängen. Niemand fragt uns nach unserer Impfbescheinigung, auch die Reisebestätigung will niemand sehen, man sagt nur die Kabinennummer und schon hat man die Kabinenkarte. Wir haben sicherlich aus Kostengründen eine Kabine am Neptundeck reserviert, also am untersten Deck. Ich hatte das aus der vorherigen Reise in Erinnerung, dass das schon passt. Und ich muss sagen, es passt nicht. Also vor allem auf Reisen, wo das Außendeck nicht verwendet werden kann und so viele Passagiere an Bord sind, ist das echt eine schlechte Entscheidung. Die Kabine ist klein, eher dunkel gehalten (was das Gefühl der Enge noch verschärft), das Bad ist winzig und das Bett ist mit 140cm wirklich eine Frechheit (und ich liebe meinen Mann - keine Ahnung, was Ehepaare tun, die sich weniger lieben) - außerdem hat es eine sg. Schwiegermutter-Ritze, die das Schlafen auch nicht besser macht. Aber seht selbst:
Es war einfach nicht gemütlich. Falls wir jemals wieder eine Flusskreuzfahrt machen, dann jedenfalls nur auf einem oberen Deck - da sind die Kabine wirklich schön und auch großzügig. Zusätzlich war unsere Kabine wirlich sehr kalt und die Heizung funktionierte nicht. Wir reklamierten das bald, allerdings wurde es den ganzen Tag nicht mehr warm und wir urgierten vor dem Abendessen nochmal. Da waren wir schon halb erfroren. Aber letztendlich hatten auch wir eine Heizung und angenehme Temperaturen.
Der Begrüßungssekt im Salon war sehr nett, wir sahen auch recht bald, dass wir sowohl die einzigen Österreicher waren, als auch die einzigen "Jungen" an Bord. Also wirklich, und wir sind nichtmal mehr so jung, aber das war wirklich wie eine Kaffeefahrt. Was uns eigentlich egal war und wir hatten sowas angenommen, aber das war nochmal krass. Dass das Alter in Kombination mit der Masse und der Nationalität nicht unbedingt dazu führte, dass man sich freundlich benahm, war etwas, was wir zu Kenntnis nehmen mussten. Aber dazu später mehr.
Ein Beispiel: Der Kreuzfahrtleiter hielt seine Ansprache, war jetzt nicht so interessant, aber man hörte zu. Am Nebentisch flüsterte eine Dame ihrer Nachbarin zu, was gesagt wurde, da diese scheinbar nur englisch sprach. Die Dame vom Nachbartisch dann: "Seien sie gefälligst ruhig, sie stören" aber nicht in einem freundlichen Ton. Und ich muss sagen, die Dame hat wirklich nicht laut gesprochen und überhaupt nicht gestört. Es war ein bisschen ein Kennzeichen für den Ton an Bord, sogar der Kreuzfahrtdirektor hat in seine verschieden Ansprachen immer wieder darauf angesprochen, dass wir doch alle nett zueinander sein sollen. Mag gar nicht wissen, was da noch alles war. Hier hätte sicherlich eine Mischung gut getan, sowohl in der Nationalität, als auch im Alter.
Das Abendessen war dann das nächste Ärgernis. Also nicht das Essen an sich, das war die ganze Reise wirklich köstlich und ausreichend, auch nicht das Personal, das war supernett und immer sehr engagiert. Nein, es war das Thema, dass es keine fixen Tische gab, sondern jeden Abend (bis auf Silvester - hier wurden die Tische verlost) freie Tischwahl. Das führte dazu, dass wir uns jeden Abend um dreiviertel 6 (17:45) vor der Tür anstellen mussten, um einen Tisch gemeinsam zu bekommen. Und das war extrem nervig, weil ich anstellen so schon nicht mag, aber im Urlaub nochmal weniger. Machst du das nicht, hast du um 18:05 keinen Tisch mehr, wo du zu viert sitzen kannst, sondern musst dich aufteilen. Und das ist echt nicht meine Vorstellung von Urlaub. Also standen wir jeden Abend an, mit fast allen Passagieren, um einen Tisch zu bekommen. Und da hätte man echt Sozialstudien machen können. Da gab es ein Drängeln und Schubsen und vorgedrängt wurde ohne Rücksicht oder Scham. Ich hätte wirklich gerne einen Film darüber gedreht. Wir waren ja dann immer im unteren Speisesaal, der weniger beliebt war, da die Aussicht schlechter war (uns egal, es war finster, man sah e nicht viel) und oben war der Andrang noch größer. Einmal machten wir uns einen Spaß und stellten uns bzw. ich stellte mich oben an - als Erste. Es war echt witzig, ich wurde praktisch mit Blicken getötet, was tut die hier, das sind unsere Plätze. Ich saß dann trotzdem unten, aber es war die Sache wert.
Abgelegt hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon, es ging Richtung Amsterdam, wo wir morgen gegen 9:30 anlegen würden.
PS: An dieser Stelle möchte ich gerne unsere WC Odyssee beschreiben, die sich über 3 Tage gezogen hat und letztendlich dazu geführt hat, dass wir unsere Kabine tauschen mussten. Wir hatten schon am ersten Abend Probleme mit der Spülung, es funktionierte nicht, wir melden es. Mir wurde gesagt ob ich den wohl richtig die Spülung betätigen würde, das bestätigte ich da noch freundlich, das WC wurde repariert. Sie ging dann ca. 3mal gut, dann wieder nicht. Ich also nächsten Tag früh wieder zur Rezeption, gleiches Problem, ja, wird behoben. Das Spiel ging weiter, meine Höhepunkte waren der Zeitpunkt, als der Hotelmanager mit runter kam, um mir zu zeigen, wie ,man spült und dabei das Bad geflutet hat und dann der Installateur oder Mann für alles, der uns in schlechten, ostblockgefärbten Dialekt anwies, wir sollten bitte in Etappen sch... (seine Worte, nicht meine), also immer wieder zwischenspülen. Alles hilf nichts, sehr schlecht gelaunt ging ich wieder zur Rezeption, ich wollte jetzt eine Lösung, aber subito. Die Lösung war der Kabinentausch und eine Flasche Sekt als Entschuldigung. Den Rest der Reise hatten wir keinen Probleme mehr.