So, hier kommt er nun - mein ultimativer Reisebericht unserer Reise vom 24.- 31.01.2016.
Man soll die Erinnerungen ja nieder schreiben, solange sie noch heiß sind (oder so ähnlich). Daher geht's jetzt los, obwohl der Bericht noch nicht ganz fertig ist.
Es ist jede Menge Text - aber wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Selten war dieser Satz so wahr!
Auf geht's...
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„Och nö!“
„Wieso denn nich???“
„Davon gibt es hier schon gefühlt tausendundzehn.“
„Na und? Iss mir doch egal!“
„Wer will denn den Schei... noch lesen?“
„Mann, Du nervst! Wieso nervst Du immer so?“
„Ich nerv nicht. Ich hab Recht.“
„Doch, Du nervst! Das muss bei Dir schon angeboren sein! Du nervst ständig! Das liegt Dir schon in den Genen!!!“
„So ein Quat... . Moment mal! Gene?! Was hast Du eigentlich gegen meine MUTTER???“
„Könnten wir mal zurück zum Thema kommen?“
„Was war das Thema?“
„DER REISEBERICHT!!!“
„Och nö...“
So oder ähnlich stritten sich die beiden Seelen in meiner Brust.
Da es aber nun diesen neuen Beitrag im Reisebericht-Thread gibt, könnt ihr Euch ja vorstellen, welche der Stimmen sich letztlich durchsetzte.
Bevor es nun losgeht, möchte ich Euch versichern, dass alles – aber auch wirklich alles! – genauso passiert ist, wie es hier steht.
Samstag, 23. Januar 2015
Der erste Blick aus dem Fenster bestätigte mich in meiner Vorsicht. Gut, dass ich das Anreisepaket über TUI gleich mit gebucht hatte. Dichtes Schneetreiben in Berlin. Na, da sollen sie mal sehen, wie sie uns morgen pünktlich nach Gran Canaria bringen. Soll nicht meine Sorge sein. Die Internet-Seite vom Flughafen Tegel verkündete schon mal Verspätungen von mindestens einer halben Stunde für alle Flüge am Samstag. Hoffentlich kommt heut nacht nicht der angekündigte Eisregen.
Sonntag, 24. Januar 2016
Um 04:00 Uhr klingelt der Wecker, um 04:45 Uhr kommt unser vorbestelltes Taxi. Der Taxifahrer ist eher von der schweigsamen Sorte, aber so früh am Morgen sind auch wir noch nicht zu ausgedehnter Konversation fähig. Interessant ist allerdings der Weg, den er nach Tegel nimmt. Wir sind schon so oft mit dem Taxi dorthin, aber es gibt immer einen Fahrer der etwas anderes unter kürzester Strecke versteht. Sonntags früh um 5 ist aber definitiv die einzigste Zeit in der Woche in der man in Berlin mit richtig viel Spaß Auto fahren kann – wenn man denn schon wach ist. Egal, alle Wege führen nach Rom und in Berlin führen alle Wege nach Tegel. Wir sind zehn nach fünf am Terminal von AirBerlin. Bis zum Abflug sind’s jetzt noch 1 Stunde und 10 Minuten. Wir freuen uns, da am Check-In so überhaupt nichts los ist. Dann können wir ja noch in Ruhe eine rauchen. Der Weg durch das Bänderlabyrinth vor den Schaltern dauert länger als der eigentliche Check-In. Dachten wir zumindest bis dahin.
„Guten Morgen“, wir zücken unsere Pässe.
„Guten Morgen. Ah, Mr. und Mrs. Ho…. Sie sind zu spät!!!”
Häh?????
„Die Maschine um 6 ist schon durch.“
Meine Stirn legt sich in bedenkliche Falten.
„Aber sie fliegen ja um 6 Uhr zwanzig. Dann ist alles gut. Kleiner Scherz“
Prima, ich lach dann später.
Unsere Koffer sind vom Maximalgewicht weit entfernt.
„Wo wollen Sie sitzen?“
„Also am liebsten so beidseitig vom Gang“
„Das kostet aber extra.“
„???“ Meine Stirn gleicht nun einem gut durchpflügten Acker.
„Das ist seit Januar neu bei AirBerlin. Sie können wählen zwischen Fenster/Mitte und Gang/Mitte.“
Bäh!
„Gut, dann nehmen wir Gang/Mitte“, damit wenigstens einer von uns mal einen Fuß lang machen kann.
Der Komiker hakt auf seiner Tastatur herum, guckt erstaunt und meint: „Sie haben jetzt zwei Gangplätze, aber sie sitzen hintereinander.“
Geht doch!
Nachdem wir nun unsere Bordkarten haben, gehen wir zur Stirnglättung und Blutdrucksenkung noch einen Kaffee trinken und danach eine rauchen. Beides wirkt! Und wir kommen nun entspannt bei der Sicherheitskontrolle an. Auch hier sind wir die einzigen. Irgendwie finde ich das schon ein wenig seltsam, gibt’s außer uns hier noch andere Fluggäste?
„Guten Morgen“
„Een wunderschönen juten Morjen wünsch ick Ihnen.“
Oh, der ist aber ausgeschlafen!
Ich lege meinen Fotorucksack plus Jacke in die Wanne.
„Flüssischkeiten, Compjuta dabei?“
„Nein, nur eine Kamera.“
„Kamera iss auch vaboten. Iss neu seit Januar.“
Großhirn an Blutdruck: STEIGEN!!! „Watt?“
„War een Scherz. Ick wünsch Ihnen een schönen Urlaub“
Ja, genau den brauch ich jetzt auch.
Am Flugsteig angekommen, reicht die Zeit noch für einen Gang auf die Toilette. Dabei lerne ich dann auch sämtliche anderen Fluggäste kennen – zumindest den weiblichen Teil davon.
„Guten Morgen, liebe Gäste. Wir freuen uns, Sie an Bord begrüßen zu dürfen. Ich bin Ihr Flugkapitän und werde Sie nach Las Palmas auf Gran Canaria bringen. Nachdem wir unsere Reiseflughöhe erreicht haben, wird unser freundliches Kabinenpersonal mit dem Service beginnen.“
Gewarnt durch den bisherigen Verlauf des Morgens grüble ich noch über den Haken in dieser Rede nach. Ich sollte schon bald dahinter kommen.
„Was möchten Sie gern trinken?“
Aufgrund einiger Beiträge hier im Forum verzichte ich auf Kaffee und lasse mir ein Wasser und eine Cola geben. Dabei kann man nichts falsch machen.
„Eine Laugenstange oder ein Rosinenbrötchen für Sie?“
Jede dieser Laugenstangen räkelt sich zusammen mit vierzig ihrer Kumpels in einer einzigen großen Plastetüte, in welcher sie offensichtlich gerade gemeinsam erwärmt wurden. Das Kondens- oder Schwitzwasser bildet an der Innenseite besagter Tüte tausende kleine Tröpfchen.
Ich werfe einen Blick auf die betreffenden Teile und möchte ihr zurufen: ‚Weder noch!’
Aber: Ich habe Hunger, also lasse ich mir eine dieser Laugenstangen geben.
In der Reihe hinter mir lässt sich eine Dame ein Rosinenbrötchen geben und stellt entsetzt fest: „Das ist ja trocken. Das können Sie gleich wieder mitnehmen.“
Ich kann sie verstehen. Auf einem 5 Stunden Flug als einzige Nahrung ein einziges Brötchen ohne jeden Belag zu reichen, empfinde ich nicht als „Service“. Mit viel gutem Willen könnte man es als lebenserhaltene Maßnahme bezeichnen. Ich tröste mich mit dem Gedanken an die vielen Köstlichkeiten, die wir in der nächsten Woche zu uns nehmen werden und widme mich meiner Dauerbackware.
Das Leben meiner Laugenstange war bisher bestimmt auch nicht einfach, aber in den nächsten 30 Minuten stirbt sie sehr, sehr langsam und qualvoll.
Ich habe sie nämlich totgekaut!
Auch dieser Flug geht vorüber und am Flughafen warten wie immer schon die hilfsbereiten Geister von TUI, die uns zu den Weg zu den Bussen weisen. Auch wie immer stehen die Busse links vom Eingang in der Gegend von Steig A8.
Es folgt die kurze Busfahrt zum Schiff und ja – einiges kommt uns noch aus dem letzten Jahr bekannt vor. Es gibt keine Schlange beim Einchecken und nach erfrischend kurzer Zeit stehen wir schon auf der Mein Schiff 4. Es ist jetzt gerade mal halb zwölf und die Laugenstange in unserem Magen schreit nach Gesellschaft. Also führt uns unser Weg ins Anckelmanns.
Lange bleiben wir aber nicht sitzen. Wir müssen uns etwas die Beine vertreten. Gesessen haben wir heute schon lange genug.