Do 04.07.19 St. Petersburg / Russland Tag 2 Abfahrt 18:30
Pünktlich um 10h holen Olga und Andrej uns wieder ab. Dieses Mal geht die Passkontrolle noch schneller, nur ein kurzer knapper Blick in den Reisepass und wir dürfen passieren. Das Wetter weiß noch nicht genau, wozu es sich entscheiden soll. Noch ist es aber zumindest trocken. Heute steht eine große Stadtrundfahrt mit vielen Fotostopps auf dem Programm.
Wir halten zunächst auf der Wassili-Insel im Newa-Delta an den berühmten, im 19. Jahrhundert errichteten Rostra-Säulen, die leuchtend rostbraun angestrichen sind. Aus den Säulen ragen Schiffsbuge hervor. Die Sankt Petersburger nannten diese auch Schiffsschnäbel, russisch „rostra“. Die Steinfiguren im Sockel symbolisieren die vier wichtigsten Flüsse in Russland, Wolga, Newa, Volchow und Dnjepr. Das Gaslicht der Säulen diente früher als Orientierungshilfe für Schiffe auf der Newa.
Heute kommen die Leuchten nur noch zu festlichen Anlässen zum Einsatz. Leider werden die Säulen auch gerade restauriert, so dass keine wirklich schönen Aufnahmen möglich sind.
Vorbei an der Peter und Paul Festung, die wir vier schon gut kennen, zieht es uns jetzt zur Blutskirche. Während wir uns langsam fotografierender Weise dem Eingang nähern, besorgt Olga ganz fix Eintrittskarten.
Von Peter dem Großen, dem Erbauer der Stadt, sogar noch verboten (er wollte keine allrussische Kirche) legte Alexander III in 1883 dennoch den Grundstein für den Bau einer Kirche nach dem Vorbild der Moskauer Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz vor dem Kreml, und zwar genau an der Stelle, an der sein Vater, Zar Alexander II, zwei Jahre zuvor einem Attentat zum Opfer fiel. Daher kommt auch der Name „Blutskirche“, in der übrigens nie Gottesdienste abgehalten wurden, sondern höchstens Konzerte stattfanden.
In der sowjetischen Zeit diente sie als Lagerhaus für Kartoffeln und entging nur knapp einem Abriss, war aber jahrzehntelang geschlossen. Nach der Wende dauerte die Restauration bald 30 Jahre mit Wiedereröffnung als Museum in 1997. Auch aktuell finden noch weitere Restaurierungsarbeiten an den Zwiebeltürmen statt.
Die Blutskirche, heute mit vergoldeten Türmen ein Wahrzeichen von St. Petersburg, bedeckt eine Fläche von etwa 7.000 qm und besticht im Inneren mit einer flächendeckenden Ausgestaltung im Ikonenstil. Mosaike wohin man schaut, kein weißes freies Fleckchen auszumachen weder an den Wänden noch an der Decke.
Viele Gesteinsarten, darunter Marmor, sind verbaut worden. Die äußere Verzierung besteht vor allem aus Mosaiken. Man ist schon tief beeindruckt von der durchgehenden Farbenpracht, kann sich aber nur einen ersten Überblick verschaffen, denn allein ist man im Kirchengebäude leider so gar nicht. Es wird alles fotografiert, wobei die Asiaten natürlich wieder einmal Selfies bevorzugen.
Auch wenn es nicht gerade heiß ist, der Himmel ist blau, die Wolkenformationen grandios, die Sonne scheint.
Jetzt ist der gigantische Palastplatz vor der Eremitage, dem ehemaligen Winterpalast der Zaren, mit der Alexandersäule unser Ziel. Die rote Granitsäule ist fast 50 Meter hoch und wiegt 700 Tonnen.
Olga erzählt anschaulich, wie man es im Jahr 1834 technisch geschafft hat, die Säule in die Senkrechte zu hieven, nämlich mit 2.000 Männern, Pferden und Flaschenzügen. Den Namen hat die Säule nach dem Zaren, der den Sieg über Napoleon errungen hat, erhalten.
Beeindruckend auch der doppelte Triumphbogen gegenüber der Eremitage. Eigentlich ist ja auch der Besuch der Eremitage Pflicht, aber für eines der größten Kunstmuseen der Welt sollte man sich schon einen ganzen Tag reservieren (den wir nicht mehr haben), um wenigstens einen Bruchteil der Kunstsammlung in den 350 (!!!) Ausstellungssälen anzusehen.