RB: "Mein Schiff 2" Mittelmeer mit Kanaren und Agadir v. 3. -14. März 2018

  • Unsere zweite Kreuzfahrt (die erste führte auf der MS 1 zum Nordkap) buchten wir auf der bauähnlichen "Mein Schiff 2", um noch ein weiteres – letztes? – Mal die Vorteile eines richtigen Schiffes zu genießen. Bereits im Vorfeld freuten wir uns, dass unsere Flexbuchung Balkon uns eine Verandakabine, steuerbord auf Deck 9 zwischen den Treppenhäusern A und B gelegen, beschert hatte.


    Dafür kappte die veränderte Flugzeit nach der Pleite von Niki den vorgesehenen Aufenthalt in Palma. An einem bitterkalten Tag starteten wir nachmittags in Tegel. Wie zum Trost wurden wir recht stilvoll mit der Lufthansa befördert, wo trotz Holzklasse sogar noch ein Imbiss und Getränke aller Art kostenlos serviert wurden. Für den Flieger, eine fast ausgebuchte A321, offenkundig voll mit TUI-Cruise-Passagieren, musste zuvor noch ein Ersatzteil beschafft werden, so dass sich Boarding und Start noch etwas weiter verzögerten. Schließlich kamen wir erst 19 Uhr auf dem Schiff an.


    Das Einchecken ging dann sehr fix und recht bald war auch unser Gepäck in der Kabine. Wir aßen noch eine Kleinigkeit im „Anckelmanns“, absolvierten die Seenotrettungsübung und genossen gegen 22 Uhr die Ausfahrt draußen von der Schaubar aus, wo wir es aushielten, bis die letzten Lichter von Palma außer Blick waren. Zur Schaubar, die wir auf der weiteren Reise besonders gern aufsuchten, kamen wir ein wenig „wie die Jungfrau zum Kind“. Die Seenotrettung war für uns nämlich auf Deck 7 im „Surf und Turf“ bzw. in dem Kunstbereich davor. Anders als seinerzeit auf der MS 1 funktionierten jetzt Mikro und sonstige Technik, so dass wir etwas mitbekamen, aber nach und nach wurde es ebenso stickig, ich "hatte Rücken" und uns klebte buchstäblich schon die Zunge am Gaumen.
    Nach Beendigung setzte denn auch eine wahre Völkerwanderung ein. Auch wir gingen Richtung Heck, wichen jedoch auf das Außendeck aus und überholten so den Stau. Das führte uns fast wie von selbst in die Schaubar.


    Wir sind zwar Nichtraucher, doch es stört uns gewöhnlich wenig, wenn nebenan geraucht wird, zumal sich das hier im Außenbereich doch in Grenzen hielt. Jedenfalls entdeckten wir für uns diese Bar innen und außen und durchaus als Alternative zur Außenalster.Die „Mein Schiff 2“ insgesamt gefiel uns fast noch besser als die 1. Mein Mann meinte, sie sei noch etwas besser in Schuss. Das empfand ich nicht ganz so, aber da war ich vielleicht bestochen durch die wärmeren Holztöne auf der 1. Auf der 2 fehlt auch die Naschbar, doch war dafür die Schaubar irgendwie besser angeordnet. Auf der 1 wirkte letztere nach meiner Erinnerung innen ein wenig verqualmt, wohl weil der Rauch vom Casino herüber zog.


    Den darauffolgenden ersten Seetag gingen wir ganz und gar ruhig an. Nach einem guten Frühstück hörten wir uns einen Vortrag der Lektorin über Cadiz an. Selbiger schreckte uns beinahe ab, weitere zu besuchen, doch waren die nachfolgenden später wesentlich besser und wir hätten etwas recht Interessantes versäumt.
    Mittags besuchten wir das Pooldeck. Da war es sehr frisch, es zog buchstäblich "wie Hechtsuppe“. Trotzdem waren viele Passagiere dort auf den Beinen, denn es gab ein Tapas-Büfett. Doch selbst die Bedienung fror, dass Gott erbarm´. Wir fanden keinen einzigen zugfreien Platz auf dem Deck, verschlangen also unsere paar Häppchen in größter Eile – gemütlich geht anders. Da mein Mann gerade einen Infekt überstanden hatte, nahmen wir uns vor, zukünftig vorsichtiger zu sein, nämlich dergleichen zu vermeiden und uns auch nicht öfter als nötig, der besonders trockenen Klimaanlagenluft im Theater auszusetzen. Den Abend verbrachten wir in unserer sehr gemütlichen Kabine und schalteten den Fernseher auf die Vorstellung der Mannschaft und die nachfolgende Show. Die Kameraposition war suboptimal, aber auch die Show kein Genuss, für den es sich gelohnt hätte, eine halbe Stunde vor Beginn im Theater zu sein. Wir können Shows auch anderswo selten etwas abgewinnen und merkten uns das für die weitere Reise.
    Nachts nahm der Wind zu, das Wasser wurde recht kabbelig, je näher wir Gibraltar kamen, die Kabinenaufhängung knartschte, Fußboden und Bett waren merkbaren Erschütterungen unterworfen, gelegentlich schien das Schiff kleine Sprünge zu vollführen, so dass man im Bett etwas unfreiwillig die Lage wechselte. (Rote-Kreuz-Kenntnisse wie das Einnehmen der stabilen Seitenlage waren hier hilfreich und letztlich dann schlaffördernd. ;) )


    Gegen 8 Uhr des Folgetages legte das Schiff in Cadiz an. Der Regen vom Morgen verzog sich allmählich und wir erwarben direkt bei der Rezeption Tickets für den Hop on/Hop off-Bus der Stadt. Mit etwas Glück eroberten wir die beiden letzten freien Plätze im unteren Busbereich und fuhren zunächst mal die gesamte Runde mit. Auch bei der zweiten Runde standen schon wieder vielmehr Leute vor dem Schiff, als in den Bus hineinpassten. Einige stiegen trotz der unbeständigen Witterung getrost in die gänzlich offene, obere Bushälfte, gegen möglichen Regen hatten sie sich mit Schirmen und Plastikfolie-Überwürfen,wie man sie in Freilufttheatern erhält, einigermaßen gewappnet.
    Wir hingegen blieben still auf unserem Platz und stiegen hernach an der Kathedrale aus. Diese beschauten wir jedoch nur von außen, denn für einen flüchtigen Blick wollten wir nicht extra Eintritt bezahlen. Da das Wetter sich inzwischen gebessert hatte, bei immer noch kühlen 15 Grad schien nun immerhin die Sonne, bummelten wir einfach ein bisschen durch die Altstadt, erwarben hier und da eine
    Kleinigkeit, die wir vergessen hatten mitzunehmen. Darunter war namentlich eine Duschhaube (solche gab es in Kerkelings "Das ganze Leben ist ein Quiz" als Trostpreis :joke: )
    Leider kannte ich weder die englische noch die spanische Bezeichnung dafür, sondern musste mich auf meine Augen verlassen. Nach einigem Suchen fand ich tatsächlich eine - in einem so knallfarbenen Bonbonrosa, dass man beinahe Augenkrebs bekam, aber sie passte gut, war auffällig und ein bisschen schräg, so dass ich sie später sogar mit nach Hause genommen habe und bis zum heutigen Tage benutze.
    Eingekehrt sind wir auch in einem Straßencafé. Da wir aber nichts essen wollten, sondern nur etwas trinken, mussten wir uns mit einem Tischchen ohne Tischdecke begnügen wie auch andere von unserem Schiff, die nun allesamt im äußeren Bereich um das (leere) Esszentrum herum saßen. Ich wiederum wollte eigentlich nur in Ruhe die ersten Karten an Schwiemu und die Kinder schreiben.


    Am frühen Nachmittag ging es zurück zum Schiff. Dank dem „Anckelmanns“ mussten wir nicht verhungern und konnten den Genüssen in der Außenalsterbar eine festere Grundlage geben. Hier fanden sich nach und nach zahlreiche Leute ein, es wurde gelesen, geschwätzt und Karten gespielt oder ein wenig in der Sonne gedöst und alle wollten die Abfahrt um 18 Uhr von hier miterleben.
    Kaum aus dem Hafen hatten Wind und Atlantik uns wieder. Das Bordfernsehen zeigte zwar lediglich Windstärke 4 oder 5 an (und nicht 11, wie ein Kabinennachbar vom Personal erfahren haben wollte), aber in der langwelligen Dünung schaukelte das Schiff ganz erheblich. Als wir gegen 22 Uhr noch einmal die Außenalsterbar besuchen wollten, hingen überall die berühmten Tüten, die Türen nach draußen waren
    gesperrt und wir selbst hatten einige Mühe, die langen Flure und dann die zwei Treppenetagen zu überwinden. Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir nicht so leicht seekrank werden (dessen ungeachtet: toi toi toi für künftige Vorfälle). Anderen erging es wohl weniger gut, denn die Bar am Heck war viel weniger voll als sonst und die Kellner hatten Mühe, mit den Getränken heil an die Tische zu gelangen.


    In dieser Nacht wurden wegen der Zeitverschiebung alle Uhren eine Stunde zurückgestellt.
    Was folgte, war ein eher trüber Seetag (unser zweiter) immer noch mit viel Wind, aber doch weniger als es nachts geblasen hatte. Wir waren sehr faul, saßen ein Weilchen auf Deck 5 innen, beguckten die Wellen und hörten dann einen (dieses Mal recht guten) Vortrag zu Fuerteventura und Lanzarote. Für das Essen, auch das Abendessen, kaprizierten wir uns immer mehr auf das "Anckelmanns". Da gab es im Wesentlichen genau dasselbe wie im Atlantik, nur nicht so schön angerichtet. Dafür konnte man sich vom grünen Spargel, der Perlhuhnbrust oder dem Dessert nach eigenem Gusto bedienen und vor allem: wir fanden fast immer einen schönen Platz direkt am Fenster, von wo wir nach Herzenslust den Blick nach außen genießen konnten. Ich selber habe hier oft gebratenen Fisch gegessen und zwar mindestens 10 verschiedene Sorten gekostet.
    Ich persönlich fand auch, dass legere Freizeitkleidung, wie hier die meisten trugen, nicht recht mit dem Atlantik-Ambiente harmoniert, aber ich bin zugegeben auch recht altmodisch. An Land würde ich mich jedenfalls chic machen für ein vergleichbares Restaurant. Hätte ich das hier getan, wäre mein Mann wohl dennoch nicht dazu zu bewegen gewesen und es gibt nicht leicht Komischeres bei einem Paar, als wenn einer overdressed, der andere aber leicht schlampig daherkommt :rolleyes:


    [Jetzt habe ich noch ein paar Fotos gefunden - keine schönen, denn ich habe sie überwiegend mit dem Handy gemacht, aber ich kriege sie hier nicht rein , bekomme jeweils die Meldung: Datei ist zu groß ?]

  • Pooldeck 24 - Die Kreuzfahrspezialisten
  • @Dorothea


    Schön, dass Du nun auch von deiner Reise berichtest. Ich freue mich auf mehr.


    Wie man die Bilder verkleinern kann, weiß ich leider nicht. Vielleicht kann dir da jemand anderes helfen. Wir waren 2 x auf der 2 und ich konnte dank deiner lebhaften Erzählung auch ohne Bilder euch folgen.


    Schönen Tag.

  • Hallo @Dorothea
    Falls du direkt vom Handy hochladen willst, kannst du die Bilder z.B. über pic Collage verarbeiten und dann direkt hochladen.
    Falls vom Rechner, dann kannst du über Picr.links erzeugen, die du hier einstellst. Allerdings darfst du dann die dort hochgeladenen Fotos nicht löschen, sonst verschwinden sie hier auch wieder.
    Oben rechts ist eine Suchfunktion.. einfach mal " Bilder einstellen" eingeben. Da ist es ausführlich erklärt.
    Ich finde deinen Bericht aber auch so sehr " bildlich" geschrieben.
    LG Regina

  • @Dorothea
    Ich freue mich sehr, dass du nun auch einen Reisebericht schreibst. Bin schon sehr gespannt, wie ihr die Reise erlebt habt.


    LG Sandy

  • @Dorothea
    ich verfolge den Bericht gerne, waren wir doch zeitgleich auf dem Schiff.
    Ja das Wetter war nicht so berauschend wie wir das von vergangenen Reisen zu dieser Jahreszeit kennen.

    3x Aura, 6x Bella, 2x Blu, 5x Cara, 3x Diva, 1x Luna, 7x Mar, 2x Sol, 3x Stella, 2x Vita, 3x Prima,1x Perla, 4x Nova, 2x Mein Schiff 2, 1x Mein Schiff 3, 1x Mein Schiff 4, 1x Mein Schiff 5, 2x Mein Schiff 6, 1x nMS 1, 1x MS Albatros, 2x Arosa, 1x Fluss mit ?, 1x MS Michail Scholochow, 2x MS Vista Star,1x Fluss Swiss Gloria, 1x MS Asara, 1x MS Antonia, 1x Viva Tiara, 1 x MS Amera, 1 x MS Adora, 1x MS Artania, 1x MS Annika

  • Mein Mann und ich sind beide große Fans von Seetagen. Nun hatten wir bisher noch kein sommerlich-heißes Wetter, weder damals auf der Norwegen-Tour noch jetzt auf Mittelmeer und Atlantik. Vielleicht würde es uns dann weniger gefallen, wenn wir uns auf dem Pooldeck erst um eine Liege und dann um einen Platz im Pool drängeln müssten, dazu kann ich also nichts sagen.
    Wir buchen Balkon oder Veranda, dann haben wir zur Not unser eigenes Reich.


    Ansonsten durchstöbern wir gern das ganze Schiff von oben bis unten und auch gerne drum herum, wo es möglich ist. Wir setzen uns mit oder ohne Buch irgendwo hin, ich löse gelegentlich mal ein Sudoku (in der Bibliothek stellt TUI Bögen mit Sudokus verschiedener Schwierigkeitsgrade zur Verfügung), mein Mann durchforstet den „Spiegel“ o.ä., wir schauen auf Wasser und Gegend und können uns nicht sattsehen. Wir mögen außerdem Klaviermusik, gehen zu Vorträgen, hören den Livebands in den Bars mit Wohlwollen zu, genießen die Ruhe, das einmal Nichtstunmüssen und brauchen da kaum Weiteres.
    Ich würde vielleicht gern mal einen Tanzkurs belegen, aber meinen Mann graust es regelrecht davor – er tanzt gern, aber er hat seine eigene DiscoFox-Version entwickelt – und behauptet, er könne sich keine Schritte merken. Wahrscheinlich ist ihm ein „Tanzstunden-Pubertäts-Trauma“ :joke: zurückgeblieben, meine Schwester hatte damals bei derselben Tanzlehrerin Unterricht und fand sie auch ziemlich schrecklich. Tja, so wird das wohl nix mehr mit Tanzkurs für Fortgeschrittene.


    Die folgenden drei Tage hatten wir etwas zu sehr mit Ausflügen zugepflastert, mehr als mir lieb war. Doch wir wogen ab: Gran Canaria und Teneriffa kannten wir schon, Fuerteventura und Lanzarote jedoch noch gar nicht. Wenn man nur einen Tag hat, will man gern viel sehen, also buchten wir 2x hintereinander je einen Tagesausflug. Selbst so eine Bustour kann ziemlich anstrengend werden, vor allem wenn sie um 8 in der Frühe beginnt. ;)


    Die nächste Kreuzfahrstation war also Fuerteventura. Das Handy weckte uns um 6.30 Uhr, damit wir einigermaßen in Ruhe frühstücken konnten, da das „Anckelmanns“ so früh noch nicht auf hatte, besuchten wir das „La Vela“. Hier war es angenehm ruhig, das Büfettangebot ist allerdings beschränkter. Mein Mann holte sich sein geliebtes Ei mit Schinken etwas später von nebenan.


    Dann ging es auch schon los. Unsere Reiseleiterin war eine gebürtige Deutsche, die auf Fuerteventura lebt. Sie sprach recht gut, doch hätte ich mir noch mehr zu Land und Leuten und einheimischen Lebensverhältnissen gewünscht. Wir steuerten nacheinander u.a. eine Aloe Vera Farm, ein Mühlenmuseum und eine Art Panoramakino an. Überall gab es Produkte zu probieren oder zu kaufen oder nur zu betrachten: Aloe Vera in allen Variationen; Gofio, die traditionelle Speise der Urbevölkerung; Marmeladen, Saucen, Gewebtes und Gesticktes. Interessant war der uns gezeigte Weg von der frisch geernteten Aloe-Vera-Pflanze zum Endprodukt, interessant (und außerordentlich sättigend) schmeckte auch das Gofio. Auf einem erhöhten Aussichtspunkt etwas später erhielt jeder nach Wunsch noch ein Glas Sekt oder O-Saft, dann folgte in einer extra für Busmassen eingerichteten Gaststätte ein spätes, wirklich üppiges, mehrgängiges Mittagsmahl. Danach war ich jedenfalls rechtschaffen müde und schlief beinahe ein im Bus. Nach kurzer Fahrt wurden noch die ausgedehnten Dünen besichtigt, ehe es ca. 17 Uhr zurück aufs Schiff ging.
    Auch uns bestätigte sich das Vorurteil, dass es auf Fuerteventura, abgesehen von ein paar hübschen Landschaftsblicken eher weniger zu sehen gibt. Oder es wurde uns nicht gezeigt. Bemerkenswert immerhin fand ich die vielen freilaufenden Ziegen.


    Der Nachteil so einer Bustour: man muss immer mit und von Porto Rosario sowie den Hotels und den Stränden im Süden sahen wir fast nichts. Es blieb nicht mal die Gelegenheit, eine Karte zu erwerben oder zu schreiben.
    Das Schiff legte 18 Uhr ab und schon gegen 22 Uhr waren wir in Arrecive auf Lanzarote.


    An diesem Abend begnügte ich mich im „Anckelmannsplatz“ mit ein wenig Artisan-Brot und Leberwurst.
    Auf dem Pooldeck war Party mit Schokoladen-Büfett, aber wir guckten nur mal kurz. Es war sehr voll, die Musik sagte uns nicht recht zu, so verzogen uns lieber wieder in die Schaubar. Wir saßen ein Weilchen draußen, doch selbst dafür war ich zu müde.

    Das Wetter war nun frühlingshaft, tagsüber meist heiter erreichte es 22, 23 Grad, auf Lanzarote vielleicht noch etwas mehr. Richtige Sommersachen trugen wir jedoch kein einziges Mal, auch in Marokko nicht. Sommerkleid und Caprihose blieben ungenutzt im Schrank, aber Shirts und kurzärmelige Hemden oder Blusen konnte man gut brauchen.

  • Unser Lanzarote-Ganztagsausflug am Folgetag ging wieder recht früh los, 8.15 Uhr war Start. Diesmal hatten wir einen einheimischen jungen Mann als Reiseführer, dessen Deutsch, sagen wir mal: ein bisschen gewöhnungsbedürftig war. Wegen des starken Akzentes war es auf Dauer anstrengend zuzuhören, vor allem aber fehlten ihm immer mal die Vokabeln und komplexere Zusammenhänge konnte er uns schon rein sprachlich nicht vermitteln. Dafür mühte er sich redlich, uns möglichst viel zu zeigen von seiner Insel und vor allem von den vielen Hinterlassenschaften des allgegenwärtigen Cesare Manrique. Über die Bedeutung dieses Künstlers zu urteilen, dafür bin ich nicht kompetent genug – er muss allerdings enormen Einfluss auf alle und alles gehabt haben und konnte allerlei durchsetzen, was ihm richtig erschien, zum Beispiel den fast völligen Verzicht auf Hotel-„Kästen“ und die vorzugsweise weiße Farbe aller Häuser auf der Insel. So manche Bausünde, unter der etwa Gran Canaria heute zu leiden hat, gibt es dadurch nicht oder doch nur eingeschränkt.


    Die erste Station war ein erhöhter Aussichtspunkt (Mirador) im Norden der Insel, von dem man eine schöne Aussicht auf die vorgelagerten kleinen Inselchen, darunter auch das bewohnte La Graciosa, haben konnte. So in der Frühe war es dunstig von tiefhängenden Wolken. Zuerst sah man mal: nichts. Doch unser Führer hieß uns geduldig sein und tatsächlich: immer wieder riss der Wind die Wolkenformation auf, der Ausblick veränderte sich, minutenlang war klare Sicht, ein fortwährender Wechsel des Landschafts- und Himmelsbildes war zu erleben, was Licht- und Nebeleffekte von ganz eigenem Reiz erzeugte.


    Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Lanzarote liegen nicht gar so weit zurück wie auf den anderen kanarischen Inseln. Erhalten haben sich zeitgenössische Berichte eines Pfarrers, der die ungeheuren seismischen Aktivitäten zwischen 1730 und 1736 selbst miterlebt hatte. Es entstanden damals zahlreiche neue Krater und eine riesige Lavawelle wälzte sich über die Insel ins Meer. Die Stelle, wo der Lavastrom in ganzer Breite auf das Meer traf, kann man heute noch gut erkennen, es bietet sich teils ein beeindruckender Anblick. Ebenfalls Ergebnis dieser ungeheuren Prozesse sind die dabei entstandenen Grotten, ein ganzes System von Grotten, gewesene Lavaröhren: Jameos del Agua. Dass sie heute auf mehreren Ebenen für Touristen zugänglich sind, verdankt sich ebenfalls Manrique, der auch einen kleinen künstlichen See – die sogenannte Lagune - anlegte, in welchem eine seltene Population winziger Albino-Krebse lebt, von denen niemand weiß, wie sie da hin gekommen sind. Wir kraxelten dort ein wenig herum, es gibt auch ein Museum und einen Saal für Theateraufführungen oder dergleichen, sowie auf jeder Ebene ein Café.


    Die nächste Station war das Weinanbaugebiet und hier eine Weinfarm mit Verkauf und Probierraum. Hier bekamen wir u.a. einen Malvasier zu kosten, den ich bis dahin nur aus der Literatur kannte. Es war allerdings keineswegs jener „goldgelbe, traubensüße alte Malvasier“, der in Thomas Manns „Buddenbrooks“ als ganz besonderer Dessertwein kredenzt wird, sondern einfach noch junger Weißwein dieser Rebsorte, die Probe schmeckte denn auch nicht weiter besonders. Viel interessanter war die Art des hiesigen Anbaus. Um jede einzelne Pflanze, jeden Weinstock also (um diese Jahreszeit wirklich nur ein dürrer Stock) war eine halbkreisförmige niedrige Mauer errichtet, die die kalten Passatwinde abhalten sollte und der eigentliche Wurzelboden war von Vulkanasche bedeckt, die sich tagsüber aufheizt und nachts genügend Feuchte aufnimmt und speichert, Regen ist hier ja selten.
    In diesem Jahr soll es im Januar und Februar jedoch ungewöhnlich viel Niederschlag gegeben haben, so dass sich allüberall, selbst in der größten Vulkanschlacken-Ödnis ein grüner Schimmer zeigte, den es sonst wohl nicht gibt.


    Wir kehrten als nächstes zu einem Mittagsbüfett in einer auf Busgruppen ausgerichteten Gaststätte ein. Die Abwicklung klappte da recht gut, auch das Essen war annehmbar, aber es ist natürlich Massenabfertigung pur und damit verglichen ist das „Anckelmanns“ ein luxuriöses Etablissement.


    Am Nachmittag ging es dann endlich zu den geologischen Attraktionen im Nationalpark, die man auch oft im Fernsehen zu sehen bekommt. Mich beindruckte weniger das sich selbst entzündende Heu oder der plötzliche „Geysir“-Ausbruch, wenn man einen Eimer Wasser in die Spalte gegossen hatte, sondern etwas ganz Simples. In kleinen Gruppen standen wir herum und warteten auf all das, als einer der dortigen Vorführer einfach eine Schaufel in die Aschenstaub-Erde stieß und jeden von uns eine Handvoll davon nehmen ließ. Es war fühlbar heiß und so spürte man unmittelbar, wie dicht man eigentlich dran war an vulkanischer Aktivität.
    Den Abschluss bildete dann noch eine tolle Kraterrundfahrt mit dem Bus, auf abenteuerlichsten Wegen, steilen Kehren, entlang am Abgrund, bei atemberaubenden Ausblicken, untermalt mit Musik, also richtig spektakulär in Szene gesetzt. Allein deshalb schon hatte sich der Ausflug gelohnt.


    Gegen 16.30 Uhr und lange nicht so erschöpft wie am Vortag waren wir wieder auf unserem Schiff. Und wieder erlebten wir die Abfahrt von der Außenalsterbar aus und kehrten am späten Abend noch einmal in der Schaubar ein.
    Für das Abendessen im „Anckelmanns“ hatte sich bei uns inzwischen ein gewisser Rhythmus eingespielt. Mein Mann schaute sich das Suppenangebot an (in der Regel bestand das hier aus einer Cremesuppe, einer klaren Brühe und einer Kaltschale) und wählte bestimmt an zwei von drei Abenden die Tomatensuppe mit Ingwer, welche unabhängig davon in der „Ganz-schön-gesund“-Ecke aufgebaut war. Abgeschlossen hat er sein Abendessen immer mit einer Käseauswahl aus dem keine Wünsche offen lassenden Sortiment. Ich wiederum nahm manchmal die Cremesuppe, manchmal die Tomatensuppe, oft aber stellte ich mir stattdessen selbst einen Salat zusammen. Geliebt habe ich zudem den Curcuma-Reis oder das Couscous, gekostet fast alle Gemüsesorten und natürlich fast jeden Tag den frisch gebratenen Fisch. Wollte ich allerdings Zitrone drauf haben, so ging ich dorthin, wo es Tee gab, dort bekam man allemal auch ein Zitronenstückchen. Leider nicht widerstehen konnte ich den Desserts oder den frisch gebackenen Kuchen. Eines davon musste es jeden Abend sein. Ich hatte nach den 11 Tagen etwa 3 Pfund mehr, mein Mann sechs. ( beides heute glücklicherweise schon wieder weg. ;)

  • @Dorothea
    Da spring ich doch gern noch mit aufs Schiff ^^
    Vielen Dank für deine Mühe.
    LG Anette


    Norwegen von Kiel nach Hamburg, Aida Nova


    Kanaren mit Kapverden


    Wie schön, dass ich‘s erleben durfte :):


    WMM mit Barcelona, Okt. 20014, MS1
    Norwegen mit Nordkap und Trondheim, Aug. 2016, MS1
    Barbados trifft Mallorca, April 2017, MS5 (mit Reisebericht)

    Ägäis mit Kreta, Juli 2018, MS2

    Adria mit Dubrovnik, Juli 2019, MS6 (mit Reisebericht)

    Reisebericht: Nicht perfekt...und irgendwie doch! Safari in Tansania, Oktober 19

    Blaue Reise 4, MS1, Okt. 2020

    Mittelmeer mit Andalusien III, MS3, Okt. 2021 (mit Reisebericht)

    Norwegen mit Ålesund, MS1, April 2022 (mit Reisebericht)

    Kurzreise, Kopenhagen mit Göteborg, MS4, Mai 2022

    Adria mit Korfu, MS5, Juli 2022

    Metropolen ab Hamburg, Aidasol, Oktober 2022

    Winterwunder in Schwedisch-Lappland, 27.12.22-2.1.23, Kurzbericht

    Transatlantik, MS1, April 2023, von der Karibik nach Gran Canaria

    Metropolentour, Aida Nova, Dezember 2023

    Östliches Mittelmeer mit Zypern, MS2, April 2024

  • Stellenanzeige von Pooldeck 24
  • [Das mit den Fotos kriege ich immer noch nicht hin bzw. habe gar nicht die Zeit mich damit zu befassen. Da meine Bilder aber eh nicht sehr professionell sind, verweise ich an dieser Stelle mal auf mehrere Reiseberichte im Umfeld, die in der Beziehung alles liefern, was man sich wünscht.
    Von meiner Seite gibt es diesmal besonders viel Text, aber ich war auch noch nie in Afrika und hatte mir daher besonders viel notiert.]


    Das leckere Essen und die Vielfalt des Angebotes sowohl beim Essen als auch bei den Getränken führen fast unweigerlich dazu, dass man etwas mehr isst als sonst. Die Gefahr ist beim Büfettrestaurant sogar noch etwas größer als im „Atlantik“. Selbst wenn man in letzterem das Klassik- oder das Schlemmermenü gewählt hat, so bekommt man zwar 5 oder gar 6 Gänge, jedoch sind die Portionen eher klein und die Abstände zwischen den Gängen manchmal recht groß. Im „Anckelmanns“ hingegen nimmt man sich so viel man will und wann man will.
    Bei mir und meinem Mann sind die Augen zwar selten „größer als der Magen“, aber hier noch ein Häppchen und davon noch ein Löffelchen und jenes da auch noch mal kosten wollen – das summiert sich. Nicht zu reden von Eis ( @Faulpelz hatte mich auf griechisches Joghurteis mit Honig gebracht, hmmh)


    Aber ähnlich wie bei der Weihnachtswoche: man nimmt nicht wirklich zu zwischen Weihnachten und Silvester, dafür umso mehr zwischen Silvester und Weihnachten. Das ist immerhin ein Trost, wenn man auf Kreuzfahrt „sündigt“ und dazu ist so ein Urlaub wohl auch da. ;)


    Gegen 8 Uhr des nächsten Tages (inzwischen war es schon Freitag, der 9. März 2018) legte das Schiff in Agadir an. Der Hafen ist ein Industriehafen und beinahe direkt vor unserem Balkon ragte ein riesengroßer Kran auf und versperrte z.T. den weiteren Blick. Er wirkte so nah, als könnten wir ihn vom Balkon aus beinahe berühren.
    Schon bei der Anfahrt bemerkten wir jede Menge Plastikmüll, der im Ozean schwamm und, wie wir später sahen, zumeist aus einem hier mündenden Fließgewässer kam. Durch ungünstigen Wind war er wohl
    in die Bucht gedrückt worden.
    Prinzipiell gibt es dergleichen ja leider bei fast allen Meeresanrainern, und gerade auch im Mittelmeer. Hier am Atlantischen Ozean wurde das Problem einmal sichtbar.


    Ausflugstechnisch hatten wir uns in Marokko aufgrund der langen Busfahrt gegen Marrakesch entschieden und stattdessen eine auf 5 ½ Stunden berechnete Tour nach Taroudant gewählt, welches von TUI als „kleine Schwester von Marrakesch“ beworben wird. Unser Bus sollte wieder sehr früh abgehen, allerdings verzögerte sich alles ein wenig durch das leicht verspätete Anlegemanöver unseres Schiffes, so dass wir zwar frühzeitig erscheinen mussten, jedoch geraume Zeit warten, ehe es wirklich losgehen konnte.
    Dafür hatten wir diesmal mehr Glück mit dem Reiseleiter. Es war ein Einheimischer, der ein ausgezeichnetes Deutsch sprach, mit einem sehr charmanten französischen Akzent. Vor allem erzählte er uns auch etwas über Land und Leute.
    Schon die etwa anderthalbstündige Fahrt führte nicht über triste Autobahnen, sondern teils mitten durch die Ortschaften auf der Route, so dass wir schon hier das eine oder andere Besondere zu sehen bekamen.


    Nicht gesehen haben wir die berühmten Ziegen, die auf Bäume klettern. Das verwundert kaum, denn nach relativ ausgiebigen Regenfällen in den ersten beiden Monaten ist genug gewachsen, so dass sie auf der Erde genug finden. Baumklettern machen Ziegen ja weniger aus akrobatischem Ehrgeiz, sondern eher aus Futternot.
    Statt dessen sahen wir auf unserem Wege zum Beispiel besonders viele Läden, in denen Fleisch angeboten wurde. Da hingen dann die Lamm- oder Ziegenkeulen oder geschlachteten Hühner einfach so im Eingang. Unser Führer erklärte uns einiges über den Gegensatz von Stadt und Land in Marokko und über Feiergebräuche zu hohen religiösen Festtagen. So war es lange üblich, zu solchen Anlässen ein Schaf zu schlachten, möglichst jede (Groß)-Familie ein eigenes. Dadurch würden allerdings auf einen Schlag in Marokko 1-2 Millionen Tiere benötigt und die müssten ja von irgendwoher kommen.
    In den räumlichen Verhältnissen der Stadt ginge so etwas sowieso nicht, doch in Dorf und Kleinstadt sei es üblich bis zum heutigen Tage.


    Auch die Rolle der Familie sei ungleich größer als in Deutschland. Meist wirtschafteten alle Angehörigen zusammen in eine Kasse, der alte Ladenbesitzer, dessen Geschäft kaum die Unkosten trägt, werde dann irgendwie mitgenommen, ebenso Leute ohne Einkommen, Arbeitslose usw. Es könne auch sein, dass einer in der Familie einen hohen Posten bekleide und eigentlich sehr viel Geld verdiene, dieser
    aber ganze Scharen von Familienangehörigen und arbeitslosen Verwandten mitversorgen müsse, so dass es knapp für seine Miete reiche.
    Die Immobilienpreise seien zumindest in den Großstädten kaum geringer als in Europa. Äußerlichkeiten aller Art könnten zudem leicht täuschen. Wenn zum Beispiel eine Frau sehr viel Goldschmuck trage, so bedeute das nicht unbedingt, dass die Familie wohlhabend sei, möglicherweise trage sie alles, was sie selbst oder gar die ganze Familie besitze, auf dem Leib und weiter sei gar nichts da.


    Was uns selbst in den durchfahrenen Ortschaften und dann auch in Taroudant auffiel, war die traditionelle Kleidung beider Geschlechter. Sehr viele Männer trugen diese bodenlangen Gewänder oder Mäntel, etwas Wohlhabendere erkannte man in diesem Fall an den feineren Stoffen. Auch die Frauen trugen bodenlange Kleider und waren in unterschiedlichem Grade verschleiert, bei einigen sah man wirklich nur die Augen. Wenn ich unseren Führer richtig verstanden habe, so war in Taroudant früher auch die Farbe der Gewänder vorgegeben, traditionell wäre ein leuchtendes Azurblau gewesen.


    Durch die leichte Verzögerung am Morgen hatte sich das Programm insgesamt etwas nach hinten verschoben. Unser Reiseleiter war bereit, uns trotzdem alles zu zeigen.
    Aber natürlich: zwei oder drei Businsassen hatten schon für 14 Uhr den nächsten Ausflug gebucht und so mussten eben alle anderen auch Punkt 14 Uhr wieder zurück sein und das vorgesehene Programm in Taroudant etwas schneller absolviert werden. Unser Reiseleiter telefonierte noch, konnte aber nur erreichen, dass der Bus 14 Uhrgegebenenfalls ein paar Minuten warten würde.
    Muss man das verstehen, dass jemand einem 5 ½ Stunden-Ausflug, welcher auch offiziell bis 13.30 Uhr geht, schon 14 Uhr den nächsten anschließt? Das sind dann womöglich die Leute, die sich
    hinterher beschweren, wenn etwas nicht klappt ... :rolleyes:


    Anders als Agadir stellte sich Taroudant als ein Städtchen mit erhaltener Altstadt und noch etwas weniger Touristenbetrieb heraus. Uns empfing eine 14 m hohe historische Stadtmauer, durch deren Tore der Bus gerade so hindurchpasste, was kühn fahrende Mopedpiloten keineswegs hinderte, ihn noch links und rechts zu überholen.
    Zuerst kehrte unsere ganze Gruppe in einem zwar malerischen, doch auch etwas heruntergekommenen Hotel ein, wo uns allen ein Pfeffermintztee verabreicht wurde.
    Die Anlage war interessant, denn es wechselten traditionelle, teils mosaikartig gekachelte Gasträume mit mehreren Innenhöfen, wo sich auch Palmen befanden. Unseren Führer genierte offenbar der Zustand des Wasserbeckens, das in der Tat niemanden mehr zu irgendwas einlud, während auf uns das ganze Ensemble einen pittoresken Eindruck machte (und vielleicht beim einen oder andern das eine oder andere Vorurteil bestätigte ;) ).


    So gestärkt ging es zum Souk. Das war eine nicht leicht durchschaubare Mischung miteinander verbundener Gebäude, Läden und Gassen, eigentlich ja überdacht, die Überdachung jedoch teils eingestürzt und notdürftig mit Reisig, Planen o.ä. geflickt und vor allem von vielen Einheimischen frequentiert. Diese bewegten sich zu Fuß, auf Rädern, auf Mopeds und sogar per Eselskarren mitten durch das Gewirr.


    Nun stelle man sich unsere Gruppe vor. Voran geht der Reiseleiter, in der Hand ein Schild mit „Mein Schiff“ und der Bus-Nummer. Es folgen wir Touris, etwa 40, 50 insgesamt und drum herum bieten sich Leute an, weisen den Weg, halten die Gruppe zusammen, wollen schnell noch ein paar Gürtel verkaufen und passen auf, dass kein Tourist in ein Schlagloch fällt oder gar unter ein knatterndes Moped gerät. :)


    Da Freitag der wichtigste Gebetstag der Moslems ist, hat nur ein Teil der Läden geöffnet, aber da gibt es ein kunterbuntes Angebot von Nützlichem und Unnützem (oder uns nur so Erscheinendem). Hier sind die Juweliere, da wird Edelschmuck feilgehalten, gleich daneben gibt es in einem winzigen Kabuff ausschließlich irgendwelche Scharniere oder eine auserlesene Sammlung gebrauchter Fernbedienungen, ein Stückchen weiter hängen Kaftane, ein Kleinschmied produziert gleich vor Ort Nägel und anderes, überall dazwischen bieten Bauern Gemüse oder Obst an und Gewürze aller Art gibt es natürlich auch noch. Selbst ganze Waschmaschinen oder komplette Motorräder sind hier zu haben.


    Viel Zeit zum Schauen hatten wir leider nicht.
    Eines muss ich noch betonen: entgegen allen Befürchtungen - wirklich aufdringlich war da niemand, höchstens der Gürtelverkäufer, aber auch der ließ sich mit einem einfachen Lächeln und Kopfschütteln abweisen.


    Der Weg durch den Souk mündete auf einen offenen, großen Marktplatz. Unser Führer erzählte uns, dass derselbe am späteren Nachmittag ungleich voller werde, weil sich alle Welt nach dem Gebet
    in der Moschee hier einfinde. Auch jetzt waren schon Musikanten unterwegs.
    Ich bemerkte dann eine Gruppe von ca. zwanzig Einheimischen, die sich im Kreis um irgendwas scharten. Mein Mann verhinderte gerade noch, dass ich mich, neugierig wie ich bin, einfach dazugesellte, denn es waren ausschließlich Männer, die - einem Geschichtenerzähler zuhörten.


    Von unserem Reiseleiter erfahren wir später, dass solche Erzähler sehr professionell sind, sie unterbrechen ihre Darbietungen an besonders spannenden Stellen, kassieren dann erstmal ab, ehe es weitergeht, und das, was sie erzählen, seien Endlosgeschichten, am ehesten wohl vergleichbar mit alten Fernsehserien a la „Dallas“.


    Auf diesem Markt hatten wir ein wenig Freizeit, schlenderten einmal herum und sahen, dass sich das Basargeschehen aus dem Souk auch in die umliegenden Straßen fortsetzte, wo es teils noch abstrusere Waren zu kaufen gab.
    Uns gesellte sich ein netter junger Mann zu, der etwas Deutsch sprach und sich erbot, uns noch einmal durch den Souk zu führen und uns garantiert wieder pünktlich am Bus abzuliefern. Wir ließen uns darauf ein, denn ich wollte gerne nochmal nach dem Schmuckangebot sehen. Noch zuhause hatte ich einen meiner Lieblingsohrstecker verloren und wollte mir nun neue kaufen. Da nicht viel Zeit blieb, beschauten
    wir nur die Auslagen und ließen uns nicht darauf ein, einen Laden zu betreten, denn wir wurden hier nicht recht fündig. Das meiste war mir zu groß, zu protzig zu klunkermäßig und ich suchte doch nur hübsche goldene Stecker, nicht zu winzig, aber auch nicht zu groß, damit man sie des nachts oder unter der Dusche getrost anbehalten konnte (jede Frau wird sich vorstellen können, was ich meine).
    Der nette junge Mann brachte uns pünktlich wieder zum Bus und war sichtlich zufrieden mit der Münze, die wir ihm für seine Dienste gaben.


    Der Bus fuhr uns dann zurück und benutzte dabei teilweise eine andere Route als auf der Hinfahrt. Diese Route ist gewöhnlich viel zu überlastet, aber da heute Freitag ist, sind sehr viele beim Gottesdienst und die Straßen freier als sonst.
    Auch von Agadir erzählte uns unser Führer bei der Anfahrt noch einiges, so von dem schlimmen Erdbeben 1961, das fast die ganze Altstadt zerstörte. Unter dem heute zugeschütteten und grün bewachsenen
    Trümmerberg vermutet man noch viele Tote, die nicht geborgen werden konnten, weshalb man diesen ganzen Bereich auch nicht wieder bebaut hat.


    Unser Weg führte dann durch große, breite, belebte Straßen, Alleen mit Einheimischen, jeder Menge Touristen und überall fielen fliegende Händler auf. Vom Reiseleiter erfuhren wir, auch Marokko habe ähnlich wie die Kanaren ein paar Probleme mit „Schwarzafrikanern“, die sich mit dem Verkauf von gefälschten Rolex und allerlei Touristenkitsch durchzubringen suchten, sie seien teils recht aufdringlich und Kleinkriminalität gäbe es natürlich auch noch.
    Da es diese letztere überall gibt, wo viele Menschen zusammenkommen, verwunderten wir uns auch hier nicht weiter über Warnungen vor Taschendiebstahl und Hütchenspielern, ähnliches sagte man uns für Cadiz und erst recht für Barcelona.


    Fast pünktlich 14 Uhr sind wir wieder am Schiff. Eigentlich wollen wir uns nur kurz erfrischen und dann mit dem Shuttlebus nochmal nach Agadir
    einfahren. Aber angesichts des schönen Wetters - die Sonne bringt es auf angenehme 25 Grad und hinten in der Außenalsterbar hat man einen wunderbaren Platz - beschließen wir, es genug sein zu lassen: gut 2 ½ Tage permanenter Ausflüge sind einfach übergenug.
    Für künftige Fahrten nehmen wir uns vor, keine Ganztagesausflüge mehr unmittelbar nacheinander zu buchen. Recht besehen, hätten wir lieber für Agadir Kräfte sparen sollen und auf Fuerteventura verzichtet, doch sowas weiß man vorher nicht.
    (Hätte, hätte Fahrradkette, hätte der Hund nicht gesch..., hätte er den Hasen gekriegt, man ist in Urlaub und nicht auf der Flucht und muss gar nichts: weder alles gesehen haben noch sich hinterher verantworten ;) )


    An diesem Nachmittag möchte ich mal das Cliff 24-Angebot testen. Mein Mann winkt gleich dankend ab, aber ich habe irgendwo gelesen, die Pommes frites seien spektakulär und die Burger derartig, dass sich eine bekannte Fastfoodkette (die im Volksmund zuweilen McDoo... genannt wird), dahinter verstecken könne. Das ist leider nicht wirklich zutreffend, Burger und Pommes sind akzeptabel und wohlschmeckend wie anderswo auch – doch muss ich sie auch hier gewiss kein zweites Mal probieren.


    Um 21 Uhr legt das Schiff ab, wir erleben die Abfahrt von der Schaubar aus und wir freuen uns nach so vielen Eindrücken auf unseren 3. Seetag.

  • @Dorothea


    Gräme dich nicht wegen der Fotos. Du schreibst das so schön anschaulich, dass man sich nicht nur bestens unterhalten fühlt, sondern meint, bei euch im Bus gesessen zu sein. Und ein für mich neues Wort habe ich auch gelernt: übergenug - klasse!


    Freue mich auf die Weiterfahrt!

  • @Dorothea , schade, dass es mit den Bildern nicht klappt und trotzdem bin ich gerne mit dabei auf Deiner Reise und freue mich darauf, wie es weitergeht!


    Danke und Gruß
    Joni

    Leider schon vorbei:


    MSC Armonia Östliches Mittelmeer 06/2011
    Costa Pacifica Metropolen der Ostsee 08/2013
    Mein Schiff 1 alt Hamburg trifft Mallorca 09/2015
    Mein Schiff 3 Südnorwegen mit Kopenhagen 08/2017

    Mein Schiff 1 Hamburg nach New York 08-09/2022


    Traumreise ohne Schiff:

    Mit dem Wohnmobil durch den Westen Kanadas 08/2018

  • Kleiner Nachtrag zum Ablegen 21 Uhr: die Crew war schon dabei, alles vorzubereiten und abzubauen – unten hummelten aber noch ein paar Offizielle herum. Wir dachten uns schon, dass da auf was gewartet wurde und tatsächlich: die Marrakesch-Ausflügler kamen mit erheblicher Verspätung . Nachdem sie glücklich herein waren, wurde sofort abgelegt. Am nächsten Tag erzählte uns das auch noch jemand beim Essen und wir waren nun doppelt froh, uns nicht auf diesen Ausflug eingelassen zu haben.


    Samstag, der 10. März, unser 3. Seetag, brachte am Morgen viel Sonne mit sich, die erfreulicherweise unsere Veranda beschien. Obwohl die Temperaturen nur bei ca. 16 Grad lagen, kam es uns in der Sonne angenehm warm vor. Gleich nach dem Frühstück hängten wir das „Bitte nicht stören“-Schild (ich glaube, da steht irgendwas anderes drauf ;) ) an die Tür und ließen es uns auf dem Balkon wohl sein. Mein Mann nutzte ausgiebig die Hängematte. Ich las ja irgendwo, dass es schon Paxe gegeben habe, die die Reederei verklagten, weil sie aus selbiger herausgefallen sind bzw. beim Hineinsteigen zu Fall gekommen. :/
    Für den Nachmittag sind mehr Wind und Wellen angesagt, deshalb wollen wir das jetzt nochmal genießen.


    12 Uhr oder so fand der Vortrag zu Gibraltar statt, wo wir auch diesmal hingingen genau wie 16.30 Uhr zur Fragestunde mit dem Kapitän. Dazwischen hatte sich das Wetter merklich verschlechtert, sodass sogar der vorgesehene Kurs etwas verändert wurde und das Schiff mehr in Küstennähe blieb. Wir hatten die Küstenlinie von unserem Balkon aus dadurch fast durchgängig in Sichtweite.


    Die Kapitänsfragestunde war dann sehr interessant. Alle leitenden Offiziere stellten ihre Aufgabenfelder vor und danach war Gelegenheit zu fragen. Witzig war wie Kapitän Naneder reagierte, als es um die übliche Brückenbesatzung bei und außerhalb besonderer Fahrmanöver ging. Da stellte doch tatsächlich jemand fest, dass der Käpt´n eigentlich nur beim An- und Ablegen gefordert sei und Naneder konterte sofort: „Ja, tatsächlich: anlegen – ablegen – hinlegen.“ Sehr sympathisch auch, als die Rede darauf kam, wie damals auf der MS 3 auf dem Hafengeburtstag in Hamburg ein Tau in die Schiffsschraube geriet, da bekannte er offen, der kommandierende Mann gewesen zu sein. Und noch mehr Sympathie erwarb er sich bei mir, weil er zugab, die MS1 und 2 besonders gern gefahren zu haben, sie hätten noch so etwas wie eine Seele...


    Auf unserer Kabine hatten wir einen Katalog mit KF-Angeboten für den Winter 18/19 und den Sommer 19. Da haben wir uns eine Ostseekreuzfahrt auf der neuen 1 ausgesucht. Nach der Fragestunde gingen wir zum schiffseigenen Reisebüro, wo man uns (hoffentlich) gut beriet zur Kabinenauswahl. Danach überlegten wir nur kurz und buchten sodann unter Inanspruchnahme des Frühbucher- und des Schiffsbucherrabattes und gaben erstmals Pooldeck24 hier als unser Reisebüro an. (Daheim hatten wir dann gleich die Nachricht und Zusage eines Bordguthabens, zudem interessierten sich noch Freunde für die gleiche Reise und gingen auf unsere Empfehlung denselben Weg, sodass wir nun zu viert fahren werden.)
    Den Tagesabschluss genossen wir wieder in der Schaubar, wo uns mittlerweile die Kellner kennen, wozu ein gelegentliches Trinkgeld natürlich auch beigetragen haben wird. In der Schaubar spielte eine Band sehr tanzbare Musik und wenn sich auch das eine oder andere wiederholte, war es uns Unterhaltung genug und außerdem nicht zu laut, so dass man sich problemlos noch unterhalten konnte.


    Schon an der Kürze dieses Beitrages sieht man übigens Seetag = Erholung = Ruhe = Freizeit. Bekannte von uns suchen sich Reisen aus, die möglichst wenig oder keine Seetage enthalten, bei uns ist es umgekehrt.

  • Unsere vorletzte Station Gibraltar begann mit einer Enttäuschung. Wir hatten uns lange nicht entscheiden können,  ob und was wir da an Ausflügen buchen wollten, wussten nur, was wir eher nicht wollten: z.B. nicht unbedingt den Affenberg (dergleichen kennen wir schon von Salem), auch die Höhlen und ihre Nutzung während des Krieges interessierte uns nicht sehr und Seilbahnen wiederum mag mein Mann aus Prinzip nicht. Wo sie sich nicht vermeiden lassen, geht er schon mal rein, wird jedoch dabei buchstäblich grün im Gesicht. Komisch, denn eigentlich bin ich diejenige mit leichter Höhenangst, nicht er.

    Unter diesen Voraussetzungen buchten wir erst relativ spät einen neu ins Programm aufgenommenen Ausflug, der uns für ca. 5 h aus Gibraltar hinaus, die spanische Küste entlang führen sollte, auch die Besichtigung eines Yachthafens war vorgesehen. Dies letzte (wir haben auch selbst ein Boot) sowie die Aussicht auf eine paar Ein- und Aus-Blicke ins spanische Umland bei womöglich unbeständiger Witterung hatte uns auf diese Idee gebracht.


    Als wir nun  – wieder sehr früh morgens – „gestiefelt uns gespornt“ zum Treffpunkt kamen, erfuhren wir, der Ausflug sei abgesagt worden und man habe versäumt, es uns mitzuteilen. Da war ich so richtig sauer. Die junge Frau von der Ausflugsabteilung bot uns als Ersatz eine jetzt sofort beginnende Ganztagsreise an, die in irgendein Gebirgsdorf führen sollte. Mein Mann, welcher meist konziliant reagiert und dem unnötiges Aufsehen und Aufheben eher peinlich ist, hätte wohl angenommen – ich allerdings auf keinen Fall, denn erstens wollte ich da nicht hin, sonst hätte ich es mir nämlich gleich ausgesucht, zweitens war ich erbost,  völlig umsonst derart früh aufgestanden zu sein und drittens wollte ich nicht schon wieder einen Ganztagesausflug und nun gar an irgendeinen Ersatzort, der mich nicht interessierte. (Nachher stellte sich heraus, dass das eine weise Entscheidung  war, denn das Wetter im Gebirge war derart schlecht, dass die Busreisenden den Reiseleiter am Nachmittag förmlich anflehten, den Ausflug vorzeitig zu beenden, fast alle waren durchgefroren, einige nass bis auf die Haut und wollten am liebsten gar nicht mehr aussteigen, so hörten wir es am Abend und sagten: uff, Gott sei Dank sind wir nicht mitgefahren.)

    Während ich mich noch über die Mitarbeiterin ärgerte (“Ich hab Ihnen doch einen Ersatz angeboten, also ist doch alles in Ordnung?“, empfand ich nicht als angemessenes Beschwerdemanagement), zog mein Mann mich von da weg zur Rezeption. Dort teilte er noch einmal den Sachverhalt mit und ließ nachschauen, ob wir das Geld für den gecancelten Ausflug zurück hätten, was der Fall war.  -   Und um die Sache gleich hier abzuschließen:  am Nachmittag hatten wir auf unserer Kabine eine kleine Flasche Pommery und ein Entschuldigungsschreiben der Ausflugsabteilung mit dem Angebot, als Entschädigung die Kosten für den vorgestrigen Taroudant-Ausflug in Marokko zu übernehmen.

    Das fand ich dann wirklich nobel und war versöhnt.


    Da wir nun einmal fertig waren, machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt von Gibraltar, zusammen mit einer ganzen Völkerwanderung von Bord unseres Schiffes. Gleich nach dem Hafen fanden sich zahlreiche Taxis und sonstige Fahrgelegenheiten, die sich erboten, jeden, der da wollte, auf den Felsen hoch zu bringen, die Seilbahn war wegen des starken Windes eingestellt worden.

    Wir liefen lieber direkt in die Stadt, wollten ein bisschen bummeln und ggfs. zollfrei einkaufen. An einem Sonntag wie diesem hatten die Geschäfte eigentlich geschlossen, doch ließen sich die allermeisten diese Gelegenheit nicht entgehen, öffneten also vielfach ihre Läden und hängten gar Schilder aus: „Extrarabatt 50 % für Mein Schiff

    Wir guckten uns in der Folge besonders bei den Juwelieren um und erstanden letztendlich meine gewünschten Ohrstecker sowie ein sehr hübsches goldenes Ringlein mit einem dunkelblauen Saphir, das mir nur auf dem kleinen Finger passte, aber dabei so schmuck war, dass ich nicht widerstehen konnte. Der indische Juwelier erließ mir noch 20 €, damit ich daheim die Umarbeitung zahlen konnte (was wirklich inzwischen passiert ist).

    Wenn er daran trotzdem und mit dem angeblichen Rabatt extra für Mein Schiff noch etwas verdient hat, so lässt sich leicht ausrechnen, dass die normal aufgerufenen Preise allesamt Mondpreise sind, ähnlich wie bei uns daheim im Möbel- oder z.B. im Fahrradhandel.

    Wir kauften dann gleich noch einen Stapel Ansichtskarten samt Briefmarken und kehrten in einer Gastwirtschaft ein, tranken etwas und ich schrieb die Karten, für die wir nach einigem Suchen auch einen Postkasten fanden.


    Da das Wetter nun immer ungemütlicher wurde, machten wir uns recht bald wieder zurück auf den Weg zum Schiff, das wir geradeso noch trockenen Fußes erreichten.

    Gut geschützt und mit allem versorgt sahen wir dann vom „Anckelmanns“ aus den Wetterkapriolen zu.


    Am Abend ging es dieses Mal ausnahmsweise in die TUI-Bar, weil dort der Shanty-Chor auftreten sollte. Als wir gegen 20.30 Uhr dort ankamen, waren alle Plätze besetzt, denn es fand gerade noch eine Modenschau statt. Verschiedene Passagiere unterschiedlichen Alters hatten sich dafür als Models zur Verfügung gestellt und führten nun mehr oder weniger attraktive Modell-Kombinationen aus dem „Neuen Wall“ vor.  Wir blieben stehen und schauten ein wenig zu und richtig: wie alle Tage öffnete auch heute um 21 Uhr das Theater zu einer Show, viele Gäste standen auf und wir fanden nun einen sehr schönen Platz, um die späteren Darbietungen in der Bar zu verfolgen. Zuerst einmal wurden überall die Texte der Lieder verteilt, denn das Publikum sollte mitsingen. Um 22.30 Uhr stand dann der Chor auf der Treppe, bestehend aus Besatzungsmitgliedern der verschiedensten Abteilungen, moderiert und angeführt von einem Herrn aus dem Ausflugsbereich und der Kreuzfahrtdirektorin, die  (glaube ich) Susanne hieß. Diese beiden machten Stimmung, brachten Chor und Publikum in Gang, so dass am Ende fast alle aus voller Kehle mitsangen und viel Spaß daran hatten. Danach hatten wir noch keine Lust heimzugehen, saßen ausnahmsweise noch bis ca. 1 Uhr in der Bar und unterhielten uns mit einem netten Paar aus Bonn.


    Der nächste Tag ist unser 4. Seetag und empfängt uns mit blauem Himmel und Sonnenschein. Wir schenken uns die angebotene Info-Veranstaltung zur Organisation der Heimreise, denn wir haben ein Blatt erhalten, wo eh alles draufsteht. Wir lümmeln lieber auf unserem Balkon herum und lassen es uns wohl sein. Um 11 Uhr gehen wir zum Barcelona-Vortrag, das ist einmal klar. Ansonsten genießen wir einfach das schöne Wetter, das Schiff mitsamt aller Annehmlichkeiten, das wunderbare Essen und bedauern, dass  die Reise zu Ende geht und  nun schon unser letzter Seetag ist. Nur die Aussicht, morgen in Barcelona zu sein, tröstet da noch ein wenig, aber dass es abwärts geht, ist unübersehbar und macht direkt etwas wehmütig. Irgendwie bietet so ein Schiff etwas - ja Heimeliges(?) - ist viel mehr ein Zuhause als jedes Hotel an Land und man freut sich nach jedem Ausflug, wieder zurück zu sein. Ich bin gespannt, ob es uns auf den moderneren Schiffen auch noch so ergeht.

  • Hallo Dorothea ,


    ich habe gerade Deinen Reisebericht gelesen. Sehr schön und informativ für mich:thumbup:Auch wenn keine Bildchen dabei sind. Ich werde Deinnen Bericht weiter verfolgen.

    Grüsse Sonnenscheins:saint:

    Leider schon vorbei: :(


    Okt. 2007 MSC Opera - Östl. Mittelmeer
    Juli 2008 MSC Opera - Norwegische Fjorde
    Juli 2012 Aida blu - Baltikum - St. Petersburg-
    April 2013 MS2 - Türkei - Griech. Inseln
    Dez. 2013 MS1 - Kanaren
    Juli 2014 MS3- Adria Kroatien
    Januar 2015 MS2 - Dubai mit Bahrain und Musct
    Juni 2015 MS2 - Mittelmeer mit Ibiza
    Vorweihnachtliche Kurzkreuzfahrt mit "MS Artania" "Phönix" v. 18.12.-22.12.15
    Juni 2016 MS2 - Malta mit Bodrum
    August/September 2016 Rügen Usedom - ohne Schiff
    Oktober 2016 NCL Jade ab Venedig
    Dezember 2016 - MS4 Mittelamerika ab La Romana
    Mallorca März 2017
    MS Asara (Phönix) Flußkreuzfahrt "Schnupperreise Köln - Rüdesheim - Köln - April 2017
    September 2017 Gardasee
    Oktober 2017 MS3 - Mallorca
    4/18 Kreta mal ohne Schiff

    Südtirol - Dolomiten 05.09.18-10.09.18

    September 2018 MS5 - Mittelmeer/Mallorca mit Kanaren

    März 2019 NMS1 - Kanaren mit Agadir

    Juni 2019 Salzburger Land, im Tal der Almen - ohne Cruise

    MS Amera (Phoenix) 27.09.19-04.10.19

    MY Princess/Phoenix Sommer 2020:!::!::love: :love::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:



  • Hallo Dorothea

    Habe mir jetzt in Ruhe deinen Bericht durchgelesen.....sehr schön geschrieben...schade das ihr auf Fuerteventura nicht soviel gesehen habt es gibt einiges dort zu sehen ...

    Musste lachen wie die Sprache mit dem Tau kam ( MS 3 ) wir waren dabei ...muss schon sagen Wahnsinn soviel Seetage .....

    Genug geschrieben war sehr schön euch zu begleiten

  • Letzter Teil

    Barcelona! Dienstag, 13. März 2018 und Abreisetag Mittwoch, 14.März

    Unsere Kinder hatten uns schon etwas von der Schönheit der Stadt erzählt. Was wir unbedingt sehen wollten, war die Sagrada Familia. Hier gab es ursprünglich einen Ausflug vormittags und direkt dorthin  mit Innenbesichtigung und mit Führung, und für den Rückweg hätte es von TUI ein Ticket für die Metro gegeben, womit man sich dann selbständig machen sollte. Dies war leider gleich ausgebucht. Alle anderen Ausflüge aber hatten die Sagrada Familia nur von außen im Programm.

    Wir überlegten schon, ganz auf eigene Hand vorzugehen, als noch etwas Neues im Angebot auftauchte: ein Ganztagesausflug „Auf Gaudis Spuren“, verhältnismäßig teuer insgesamt, aber das relativiert sich auch wieder, wenn alle Eintrittsgelder eingerechnet werden.


    Der Tag erforderte wieder zeitiges Aufstehen, verwöhnte uns jedoch mit sonnigem Wetter und einem kompetenten Reiseleiter, der uns sehr sachlich auch zum Katalonien-Problem etwas sagte. Die erste Station war der Güell-Park. Trotz der frühen Stunde liefen dort schon zahlreiche Touristen herum, so ja auch wir. Einiges Sehenswerte hatte uns schon der Vortrag unserer Lektorin gezeigt. Ich guckte mir alles mit Interesse an, war allerdings weit weniger begeistert als erhofft und nicht sicher, ob dieser Gaudi wirklich ein so überragender Künstler und Architekt gewesen ist, wie angepriesen. In meiner Heimatstadt gibt es ein Hundertwasser-Haus und auch bei Friedensreich Hundertwasser teilen sich ja die Meinungen, einige denunzieren ihn gar als „Fassadenbehübscher“. 

    Solches zu entscheiden, habe ich weder Wunsch oder Willen noch hinlängliche kunstgeschichtliche Einsicht, ich kann immer nur meine subjektiven Eindrücke mitteilen. Am Park faszinierte mich die Konstruktion - ein Marktplatz auf Säulen, jedoch weniger der Gesamteindruck.


    Nun  aber die Sagrada Familia, unsere nächste Station. Auch hier wimmelte es von Touristen. Wir mussten ein wenig warten und unser Führer zeigte uns nun die gänzlich verschiedenen Seiten des Objektes, denn nach Gaudis Tod hatte ein anderer Künstler übernommen. Die Vielfalt der Details, die Fülle allgemein konnte man in beiden Fällen so schnell gar nicht aufnehmen.

    Dann war es soweit, wir durften hinein. Und hier werde ich jetzt nichts weiter beschreiben: wir, mein Mann und ich, waren geradezu überwältigt vom Raumeindruck. Das Licht, die Farben und Formen, spürbar war zweierlei – ein ganz großer Künstler hatte einen wahrhaft sakralen, also heiligen Ort gestaltet, an und in dem sich die Größe der Schöpfung spiegelte. Ich habe schon viele Kirchen, Dome, Kathedralen besichtigt und mehr oder minder beeindruckend gefunden, hier aber war der Gottesbezug mit Händen greifbar, erlebbar, da fehlen einfach die Worte. Ist schon das Äußere dieses Gesamtkunstwerkes überragend, so kann ich nur allen empfehlen,  den Inneneindruck einmal auf sich wirken zu lassen. Da könnte man glatt wieder zu seinem Kinderglauben an einen alliebenden Vater zurückfinden...


    Jetzt kommt ein besonders profaner Anschluss, denn mittlerweile war es Mittag geworden und ein gemeinsames Essen war nicht vorgesehen. Unser Führer zeigt uns  ein paar Restaurants in der Nähe des Gotischen Viertels, darunter eine spanische Alternative zu McDonald & Co.( Pans und Company?), die sich teilweise so erfolgreich behauptet, dass sich die amerikanische Kette bei weitem nicht so durchsetzen kann wie anderswo. Hier kehrten auch wir ein und aßen ein knuspriges Baguette von solcher Größe, dass eines für uns beide genügt hätte.

    Vom Gotischen Viertel gewannen wir anschließend nur einen winzigen Eindruck, sahen ein, zwei Straßen und die Kathedrale, ehe es wieder weiterging zu einem Bürgerhaus, der sogenannten Casa Batllo, das ebenfalls Gaudi gestaltet hat. Hier arbeiteten wir uns von unten bis ganz oben durch, betrachteten auch Garten und Terrasse, waren aber langsam schon etwas jenseits unserer Aufnahmekapazität. Gaudi hat das Haus für eine Industriellenfamilie gebaut und innen wie außen verschwenderisch mit Kunstobjekten und architektonischen Besonderheiten ausgestattet, es ist eines seiner bekanntesten Häuser und in jedem Reiseführer abgebildet. Wir hatten hier keine Führung, sondern Kopfhörer und einen elektronischen Guide, über den sich jeder einzelne Raum, jede Wand, jeder Durchgang näher erläutern ließ.

    Für uns hat sich der Ausflug trotz seines exorbitanten Preises insgesamt sehr gelohnt. Beim nächsten Mal in Barcelona würde ich unbedingt die Sagrada Familia noch einmal sehen wollen und würde mich danach der lebendigen und wunderschönen Stadt selbst zuwenden. Doch wer weiß schon, wann dazu noch mal die Gelegenheit kommt.


    Rechtschaffen müde wurden wir gegen 17 Uhr wieder bei unserem Schiff abgeliefert. Schnell machten wir uns frisch und dann hieß es bereits packen. Die Koffer sollten bis 22 Uhr oder so vor die Tür gestellt werden und wurden in der Nacht bereits nach unten befördert. Das Schiff fuhr derweil zurück nach Palma de Mallorca. Am letzten Abend hatten wir außer der Schaubar auch noch einmal den Neuen Wall besucht, mein Mann kaufte sich eine Jeans, die – was sonst? - auch noch Platz im Koffer finden musste, ich bekam etwas Hübsches aus Swarowski-Steinen zu sehr günstigem Preis, was ich vorher überhaupt noch nicht gesehen hatte. Souvenirs verschiedener Art, die wir unseren Lieben daheim mitbringen wollten, hatten wir ohnehin schon verpackt.


    Nach einer kurzen Nacht hieß es um 4 Uhr aufstehen, um 4.30 Uhr ein letztes Mal frühstücken, darauf dann bald schon der Transfer zum Flughafen, Einchecken, noch einen Kaffee trinken, kurz nach neun startete unser Flieger, diesmal nicht Lufthansa, sondern eine recht beengte Boeing von TUIfly. Zum Trinken hatten wir uns selbst etwas mitgebracht, aber das machen wir ohnehin so, seit wir einmal bei großer Wärme anderthalb Stunden in Gran Canaria auf dem Rollfeld warten mussten und es auch nach erfolgtem Start noch eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis man zu trinken bekam.

    Noch vor 12 Uhr landeten wir in Berlin Tegel, holten unser Gepäck ab und und ließen uns per Shuttle zu unserem Auto bringen. Wir fuhren dann heim und unterwegs gleich zur Hundepension, wo wir unseren allerliebsten Max, der in meinem Avatar zu sehen ist, in Empfang nahmen. Er war sehr brav, hat mit den anderen Hunden dort herumgetollt und ist fast jeden Tag mit einer ganzen Meute unterwegs gewesen. Hier bringen wir ihn gern auch beim nächsten Mal unter.

    Schon 15.30 Uhr sind wir alle miteinander zuhause angelangt, voller Eindrücke und voller Sehnsucht nach der nächsten Reise, denn Kreuzfahren macht bekanntlich süchtig. Mittlerweile haben wir schon 3 weitere Reisen, kurz oder lang, „in der Pipeline“. Ich bin gespannt, ob uns die 4 und die neue MS 1 ebenso gut gefallen werden wie die alte 1 und die 2. Mit letzterer fahre ich ganz bestimmt nochmal, wenn es zeitlich und von der Route her passen sollte, sie ist einfach entzückend (findet sogar mein Mann).;)


    Danke allen Lesern und Leserinnen, die mich bis hierher begleitet haben. Wenn ich noch Zeit und Gelegenheit finde, hübsche ich meinen Bericht vielleicht doch noch mit ein paar Bildern auf, das ist ja jetzt einfacher geworden.


    Herzliche Grüße von Dorothea


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