Unsere zweite Kreuzfahrt (die erste führte auf der MS 1 zum Nordkap) buchten wir auf der bauähnlichen "Mein Schiff 2", um noch ein weiteres – letztes? – Mal die Vorteile eines richtigen Schiffes zu genießen. Bereits im Vorfeld freuten wir uns, dass unsere Flexbuchung Balkon uns eine Verandakabine, steuerbord auf Deck 9 zwischen den Treppenhäusern A und B gelegen, beschert hatte. Dafür kappte die veränderte Flugzeit nach der Pleite von Niki den vorgesehenen Aufenthalt in Palma. An einem bitterkalten Tag starteten wir nachmittags in Tegel. Wie zum Trost wurden wir recht stilvoll mit der Lufthansa befördert, wo trotz Holzklasse sogar noch ein Imbiss und Getränke aller Art kostenlos serviert wurden. Für den Flieger, eine fast ausgebuchte A321, offenkundig voll mit TUI-Cruise-Passagieren, musste zuvor noch ein Ersatzteil beschafft werden, so dass sich Boarding und Start noch etwas weiter verzögerten. Schließlich kamen wir erst 19 Uhr auf dem Schiff an. Das Einchecken ging dann sehr fix und recht bald war auch unser Gepäck in der Kabine. Wir aßen noch eine Kleinigkeit im „Anckelmanns“, absolvierten die Seenotrettungsübung und genossen gegen 22 Uhr die Ausfahrt draußen von der Schaubar aus, wo wir es aushielten, bis die letzten Lichter von Palma außer Blick waren. Zur Schaubar, die wir auf der weiteren Reise besonders gern aufsuchten, kamen wir ein wenig „wie die Jungfrau zum Kind“. Die Seenotrettung war für uns nämlich auf Deck 7 im „Surf und Turf“ bzw. in dem Kunstbereich davor. Anders als seinerzeit auf der MS 1 funktionierten jetzt Mikro und sonstige Technik, so dass wir etwas mitbekamen, aber nach und nach wurde es ebenso stickig, ich "hatte Rücken" und uns klebte buchstäblich schon die Zunge am Gaumen. Nach Beendigung setzte denn auch eine wahre Völkerwanderung ein. Auch wir gingen Richtung Heck, wichen jedoch auf das Außendeck aus und überholten so den Stau. Das führte uns fast wie von selbst in die Schaubar. Wir sind zwar Nichtraucher, doch es stört uns gewöhnlich wenig, wenn nebenan geraucht wird, zumal sich das hier im Außenbereich doch in Grenzen hielt. Jedenfalls entdeckten wir für uns diese Bar innen und außen und durchaus als Alternative zur Außenalster.Die „Mein Schiff 2“ insgesamt gefiel uns fast noch besser als die 1. Mein Mann meinte, sie sei noch etwas besser in Schuss. Das empfand ich nicht ganz so, aber da war ich vielleicht bestochen durch die wärmeren Holztöne auf der 1. Auf der 2 fehlt auch die Naschbar, doch war dafür die Schaubar irgendwie besser angeordnet. Auf der 1 wirkte letztere nach meiner Erinnerung innen ein wenig verqualmt, wohl weil der Rauch vom Casino herüber zog. Den darauffolgenden ersten Seetag gingen wir ganz und gar ruhig an. Nach einem guten Frühstück hörten wir uns einen Vortrag der Lektorin über Cadiz an. Selbiger schreckte uns beinahe ab, weitere zu besuchen, doch waren die nachfolgenden später wesentlich besser und wir hätten etwas recht Interessantes versäumt. Mittags besuchten wir das Pooldeck. Da war es sehr frisch, es zog buchstäblich "wie Hechtsuppe“. Trotzdem waren viele Passagiere dort auf den Beinen, denn es gab ein Tapas-Büfett. Doch selbst die Bedienung fror, dass Gott erbarm´. Wir fanden keinen einzigen zugfreien Platz auf dem Deck, verschlangen also unsere paar Häppchen in größter Eile – gemütlich geht anders. Da mein Mann gerade einen Infekt überstanden hatte, nahmen wir uns vor, zukünftig vorsichtiger zu sein, nämlich dergleichen zu vermeiden und uns auch nicht öfter als nötig, der besonders trockenen Klimaanlagenluft im Theater auszusetzen. Den Abend verbrachten wir in unserer sehr gemütlichen Kabine und schalteten den Fernseher auf die Vorstellung der Mannschaft und die nachfolgende Show. Die Kameraposition war suboptimal, aber auch die Show kein Genuss, für den es sich gelohnt hätte, eine halbe Stunde vor Beginn im Theater zu sein. Wir können Shows auch anderswo selten etwas abgewinnen und merkten uns das für die weitere Reise. Nachts nahm der Wind zu, das Wasser wurde recht kabbelig, je näher wir Gibraltar kamen, die Kabinenaufhängung knartschte, Fußboden und Bett waren merkbaren Erschütterungen unterworfen, gelegentlich schien das Schiff kleine Sprünge zu vollführen, so dass man im Bett etwas unfreiwillig die Lage wechselte. (Rote-Kreuz-Kenntnisse wie das Einnehmen der stabilen Seitenlage waren hier hilfreich und letztlich dann schlaffördernd. ;) ) Gegen 8 Uhr des Folgetages legte das Schiff in Cadiz an. Der Regen vom Morgen verzog sich allmählich und wir erwarben direkt bei der Rezeption Tickets für den Hop on/Hop off-Bus der Stadt. Mit etwas Glück eroberten wir die beiden letzten freien Plätze im unteren Busbereich und fuhren zunächst mal die gesamte Runde mit. Auch bei der zweiten Runde standen schon wieder vielmehr Leute vor dem Schiff, als in den Bus hineinpassten. Einige stiegen trotz der unbeständigen Witterung getrost in die gänzlich offene, obere Bushälfte, gegen möglichen Regen hatten sie sich mit Schirmen und Plastikfolie-Überwürfen,wie man sie in Freilufttheatern erhält, einigermaßen gewappnet. Wir hingegen blieben still auf unserem Platz und stiegen hernach an der Kathedrale aus. Diese beschauten wir jedoch nur von außen, denn für einen flüchtigen Blick wollten wir nicht extra Eintritt bezahlen. Da das Wetter sich inzwischen gebessert hatte, bei immer noch kühlen 15 Grad schien nun immerhin die Sonne, bummelten wir einfach ein bisschen durch die Altstadt, erwarben hier und da eine Kleinigkeit, die wir vergessen hatten mitzunehmen. Darunter war namentlich eine Duschhaube (solche gab es in Kerkelings "Das ganze Leben ist ein Quiz" als Trostpreis :joke: ) Leider kannte ich weder die englische noch die spanische Bezeichnung dafür, sondern musste mich auf meine Augen verlassen. Nach einigem Suchen fand ich tatsächlich eine - in einem so knallfarbenen Bonbonrosa, dass man beinahe Augenkrebs bekam, aber sie passte gut, war auffällig und ein bisschen schräg, so dass ich sie später sogar mit nach Hause genommen habe und bis zum heutigen Tage benutze. Eingekehrt sind wir auch in einem Straßencafé. Da wir aber nichts essen wollten, sondern nur etwas trinken, mussten wir uns mit einem Tischchen ohne Tischdecke begnügen wie auch andere von unserem Schiff, die nun allesamt im äußeren Bereich um das (leere) Esszentrum herum saßen. Ich wiederum wollte eigentlich nur in Ruhe die ersten Karten an Schwiemu und die Kinder schreiben. Am frühen Nachmittag ging es zurück zum Schiff. Dank dem „Anckelmanns“ mussten wir nicht verhungern und konnten den Genüssen in der Außenalsterbar eine festere Grundlage geben. Hier fanden sich nach und nach zahlreiche Leute ein, es wurde gelesen, geschwätzt und Karten gespielt oder ein wenig in der Sonne gedöst und alle wollten die Abfahrt um 18 Uhr von hier miterleben. Kaum aus dem Hafen hatten Wind und Atlantik uns wieder. Das Bordfernsehen zeigte zwar lediglich Windstärke 4 oder 5 an (und nicht 11, wie ein Kabinennachbar vom Personal erfahren haben wollte), aber in der langwelligen Dünung schaukelte das Schiff ganz erheblich. Als wir gegen 22 Uhr noch einmal die Außenalsterbar besuchen wollten, hingen überall die berühmten Tüten, die Türen nach draußen waren gesperrt und wir selbst hatten einige Mühe, die langen Flure und dann die zwei Treppenetagen zu überwinden. Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir nicht so leicht seekrank werden (dessen ungeachtet: toi toi toi für künftige Vorfälle). Anderen erging es wohl weniger gut, denn die Bar am Heck war viel weniger voll als sonst und die Kellner hatten Mühe, mit den Getränken heil an die Tische zu gelangen. In dieser Nacht wurden wegen der Zeitverschiebung alle Uhren eine Stunde zurückgestellt. Was folgte, war ein eher trüber Seetag (unser zweiter) immer noch mit viel Wind, aber doch weniger als es nachts geblasen hatte. Wir waren sehr faul, saßen ein Weilchen auf Deck 5 innen, beguckten die Wellen und hörten dann einen (dieses Mal recht guten) Vortrag zu Fuerteventura und Lanzarote. Für das Essen, auch das Abendessen, kaprizierten wir uns immer mehr auf das "Anckelmanns". Da gab es im Wesentlichen genau dasselbe wie im Atlantik, nur nicht so schön angerichtet. Dafür konnte man sich vom grünen Spargel, der Perlhuhnbrust oder dem Dessert nach eigenem Gusto bedienen und vor allem: wir fanden fast immer einen schönen Platz direkt am Fenster, von wo wir nach Herzenslust den Blick nach außen genießen konnten. Ich selber habe hier oft gebratenen Fisch gegessen und zwar mindestens 10 verschiedene Sorten gekostet. Ich persönlich fand auch, dass legere Freizeitkleidung, wie hier die meisten trugen, nicht recht mit dem Atlantik-Ambiente harmoniert, aber ich bin zugegeben auch recht altmodisch. An Land würde ich mich jedenfalls chic machen für ein vergleichbares Restaurant. Hätte ich das hier getan, wäre mein Mann wohl dennoch nicht dazu zu bewegen gewesen und es gibt nicht leicht Komischeres bei einem Paar, als wenn einer overdressed, der andere aber leicht schlampig daherkommt :rolleyes: [Jetzt habe ich noch ein paar Fotos gefunden - keine schönen, denn ich habe sie überwiegend mit dem Handy gemacht, aber ich kriege sie hier nicht rein , bekomme jeweils die Meldung: Datei ist zu groß ?]