Wir waren sehr gespannt auf unsere erste Reise mit Phoenix nach 7 Reisen mit TUI Cruises. Wie würden wir mit dem alten Schiff zurechtkommen, mit der kleinen Kabine, dem Stauraum, den Nebenkosten so ohne „Premium All Inclusive“, dem Altersdurchschnitt der Mitreisenden?
Natürlich haben wir uns vorher umgehört, Kritiken und Reiseberichte gelesen und so unsere Befürchtungen und Erwartungen geschürt. Manches hat sich bestätigt, manches wurde unter „halb so schlimm“ verbucht und manches war besser als gedacht…
Die Route:
Super! Für uns waren das die schönsten und reizvollsten beiden Etappen der Weltreise mit der richtigen Mischung aus Kultur, Natur und Entspannung. Wenn ich so zurückdenke, dann hat mir die Asien-/Australienreise einen Ticken besser gefallen als die Südsee-Etappe. Die Südsee ist wunderschön – keine Frage! Aber die Destinationen auf dem Teil Hongkong/Sydney waren doch noch etwas spannender und abwechslungsreicher.
Die persönlichen Highlights der gesamten Reise waren Ternate, Papua-Neuguinea, Townsville, Norfolk Island, Ile des Pins und Huahine.
Hätten wir auf einen Hafen auf den zwei Etappen verzichten können? Definitiv nein! Jeder Hafen war auf seine Art wunderbar und interessant!
Das Schiff:
Die Artania hat uns gepasst, wie einem ein Lieblingskleidungsstück passt! Etwas unmodern, etwas schäbig, aber sauber, nicht zu groß und nicht zu klein, bequem und zum rundherum wohlfühlen! Wir mögen es, wenn es etwas knarrt, schaukelt und vibriert! Wenn man merkt, dass man auf einem Schiff ist und nicht in einem modernen Hochhaus…
Wir haben die vielen Freiflächen sehr genossen, nicht nur am Heck sondern auch am Bug. Natürlich ist hier und da Rost, und nach einem starken Regen sammelt sich an einigen Stellen unter den Holzplanken das Wasser. Aber es wurde ständig irgendwo gewerkelt und „Verschönerungsarbeiten“ durchgeführt.
Unangenehm aufgefallen ist uns lediglich regelmäßig ein fauliger Geruch backbord im Bereich des Hecks. Irgendwer sagte, dass das auf die Entlüftung der Schwarzwassertanks zurückzuführen ist. Bei unseren Runden auf Deck 4 haben wir dort dann immer die Luft angehalten, und damit ging es…
Die Kabine:
Wir hatten eine Standard Balkonkabine auf Deck 7 und waren sehr gespannt, wie wir mit dem beengten Raum klar kommen. Das klappte sehr viel besser als gedacht. Den vorhandenen Stauraum (zwei schmale Schränke mit Kleiderbügeln, 4 Fächer, ein paar Schubladen im Schreibtisch) haben wir durch unsere Koffer unter dem Bett aufgestockt (der „Klamottenkoffer“ und der „Stauraumkoffer“).
Bei der nächsten Reise werden wir den Tipp eines Weltreisenden aufnehmen und noch ein paar Magnethaken mitbringen, weil uns abends die Möglichkeit gefehlt hat z.B. die Lesebrille und das E-book unterzubringen.
Wir hatten die Betten nicht zusammenstellen lassen, damit wir immer ungehindert auf den Balkon können, den wir sehr viel genutzt haben.
Tja, die Betten sind leider das größte Manko der Kabine… Am Anfang habe ich auf dem Klappbett geschlafen und sah nachher aus, als würde ich mich ständig prügeln… Lauter blaue Flecken auf den Armen, weil ich mich regelmäßig beim Umdrehen an der Kante über dem Bett gestoßen habe…
Nachher haben wir die Betten getauscht, und Cle hat sich irgendwie geschickter angestellt als ich. Jedenfalls kam es bei ihm zu keinen Blessuren.
Die Betten sind sehr schmal (80 cm) und relativ hart (nächstes Mal lassen wir uns Topper geben). Wenn ich da an den Umfang manches Mitreisenden denke, frage ich mich, wie die das mit der Bettengröße gemeistert haben…Wir haben übrigens trotz allem meistens bestens geschlafen!
Im Bad war sehr viel Stauraum, und die Dusche war groß und ohne Duschvorhang. Das hat uns sehr gut gefallen.
Das Essen:
Ein ganz schwieriges Thema…! Da gehen wir wirklich ganz subjektiv und bar jeder Neutralität ran…
Zunächst einmal: wir sind immer satt geworden! Mal auf ausgesprochen leckere Weise und mal auf Kantinen-Niveau.
Die Qualität des Essens schwankte wirklich von einem Tag zum anderen, und wir waren immer ganz gespannt, ob das ein „Oh, wie lecker“- oder ein „Naja…“ -abend wird.
Wir haben festgestellt, dass der jeweilige Küchenchef eine Rolle spielt, und dass „Chefsache“ nicht immer auch ein Hinweis für Qualität ist. Jedenfalls hat es uns auf der ersten Etappe (Küchenchef Jörg Schwab) sehr viel besser geschmeckt als auf der zweiten Etappe (Küchenchef Fritz Pichler, der quasi der oberste Küchenchef der Phoenixflotte ist). Aber das wird mancher sicher anders empfunden haben...
Wirklich super war das Essen an den Gala Abenden! Gut gefallen hat uns auch, dass es immer mal Spezialitäten- Abende gab, angepasst an das jeweilige Reisegebiet, also z.B. philippinisches Abendessen, down under oder Südsee-Abende. Auch die Fischgerichte mit fangfrischem Fisch der Destination waren sehr lecker!
Gar nicht gefallen hat uns dagegen, wenn der Schwerpunkt zu sehr auf deutscher Hausmannskost lag. Eisbein mit Sauerkraut in der Südsee? Sauerbraten mit Klöße in Asien? Wurstgulasch? Gebratene Leber? Blutwurst? Kohlrouladen? Alles nicht so unser Geschmack…
Eine gute Alternative ist der Kabinenservice. Man kann sich bestimmte Gerichte auf die Kabine bringen lassen und dort essen (inclusive). So erinnere ich mich an einen wunderbaren Abend auf unserem Balkon mit leckerem Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat…
Auch Kabinenfrühstück ist möglich, haben wir allerdings nicht genutzt. Das Frühstück in den Restaurants war sehr gut. Frühstücksbüffet mit allem, was das Herz begehrt, Eierspeisen werden nach Wunsch frisch zubereitet und am Tisch serviert, häufig gab es irgendein Frühstücks-Special, z.B. Steak oder Shrimp Cocktail oder Lachs oder Egg Benedict oder gefüllte Croissant oder oder oder…
Und dass Sonntag ist, merkte man daran, dass es zum Frühstück auch Sekt gab...
Das Bordleben:
Auch wir haben von Anfang an die vielgelobte herzliche Atmosphäre an Bord gespürt und uns dabei sehr wohl gefühlt. Es geht alles etwas persönlicher, freundlicher und familiärer zu als wir es von anderen Reisen kennen. Die Crew ist eine Crew zum Anfassen (im übertragenen Sinne natürlich ). Es passiert häufig, dass der Küchenchef neben einem an der Bar sitzt und seinen Espresso trinkt, dass der Entertainment Manager seine private Wäsche in die Waschmaschine neben der eigenen steckt, dass Kapitän und Staff am gleichen Salsakurs teilnehmen wie man selbst, dass der Schiffsarzt mit viel Spaß neben einem zu alter Rockmusik hottet…
Was ich aber noch wichtiger finde: familiär hat nichts mit mangelnder Professionalität zu tun! Im Gegenteil, wir hatten den Eindruck, dass alle sehr ernsthaft und professionell ihren Job machen!
Wir haben uns jedenfalls immer sehr sicher und gut aufgehoben gefühlt!
Auf unserer Reise war 1 (!) Kind mit, ca zwei Jahre alt und mit Eltern und Großeltern unterwegs. Ansonsten waren die Reisenden eher „gehobenen Alters“, aber es war weniger schlimm als befürchtet. Verschiedentlich hatten wir vorher über „schwimmendes Altersheim“, „betreutes Cruisen“ oder „Rollator-Karawanen“ gelesen, doch wir haben es anders erlebt. Wir haben viele ausgesprochen fitte und aufgeschlossene ältere Herrschaften (zu denen wir ja inzwischen auch gehören) kennengelernt, von denen sich manch Jüngerer eine Scheibe abschneiden kann. Nur für Familien mit Kindern ist dieses Schiff sicher nichts.
Die Organisation der Landausflüge klappte bei uns bestens, und ich habe oft die Geduld bewundert, mit der die Reiseleiter auf so manche Frage, Nörgelei oder Ansinnen reagiert haben.
Die Landgangs Informationen, die es immer am Vortag auf die Kabine gibt, fanden wir auch sehr gut. Darin gab es immer auch Tipps für Leute, die individuell unterwegs sind.
Überhaupt haben wir uns immer gut informiert gefühlt… Wenn das Schiff plötzlich langsamer gefahren ist, wurde gleich mitgeteilt wieso und weshalb. Bei stärkerem Seegang wurde beruhigt „Keine Sorgen machen… Schiff ist sicher…“. Bei der Einfahrt in interessante Häfen wurden Informationen zu den Dingen links und rechts geliefert. Bei Verzögerungen beim Ablegen wurden Erklärungen genannt. Das hat sehr zu einem guten, sicheren Gefühl beigetragen.
Positiv empfanden wir auch die vielen Möglichkeiten, mal hinter die Kulissen zu schauen (und zwar nicht nur für die Stammgäste oder Suitengäste oder so…). So gab es z.B. eine Backstage Führung, Küchenführung oder eine Brückenbesichtigung.
Unterhaltungsprogramm:
Im Tagesprogramm haben wir vieles entdeckt, was wir auch von den MeinSchiffen kennen. Sport, Shuffleboard, Tuchbindekurs, Lektorenvorträge, Kapitänsfragestunde, Kino etc.
Die abendlichen Shows, die wir gesehen haben (und das waren nicht alle!), waren gut und professionell gemacht. Dabei hat das Schiff sicher von der Renovierung der Atlantik Show Lounge profitiert, die früher ziemlich plüschig war und jetzt modern und schick ist.
Gut gefallen haben uns die fest angestellten Bordkünstler (Musiker, Showensemble) und einige Gastkünstler, z.B. der Zauberer Kalibo oder der „Teufelsgeiger“ Jiri Erlebach.
Sehr schade war, dass eine der besten Bands regelmäßig in der Pacific Lounge spielte, die leider abends wenig besucht war. @Merlin hat dies bereits erwähnt. Bei uns lag es daran, dass uns die Pacific Lounge schlicht zu kalt war (Klimaanlage!), und dass wir lieber die schönen warmen Abende draußen an Deck genossen haben.
Abends tote Hose? Ja, das kann sein… Uns hat das nicht weiter gestört, weil wir durch die vielen Eindrücke des Tages abends meistens so erschossen waren, dass wir uns früh zurückgezogen haben.
Aber die Partys, an denen wir teilgenommen haben, hatten es in sich! Da war nix mit toter Hose. Da wurde kräftig gefeiert und getanzt!
Soweit also unser Fazit unserer ersten Phoenixreise.
Wir haben bestimmt das eine oder andere vergessen zu erwähnen, aber das würde sicher irgendwann den Rahmen sprengen. Es ist uns auch bewusst, dass so ein Fazit immer eine Momentaufnahme ist, abhängig von der eigenen Stimmung, von den Erwartungen und Befürchtungen, von den Menschen, auf die man trifft, von den Menschen, die gerade an Bord arbeiten, vom Wetter und vielen anderen Unwägbarkeiten.
Die nächste Reise werden wir vielleicht ganz anders bewerten, wer weiß?
Aber wir sind froh, dass wir das Experiment gewagt haben, dass wir ein Schiff gefunden haben, das zu uns passt, und dass wir bereits die nächsten beiden Reisen mit der Artania gebucht haben!
Liebe Grüße
Elisabeth