Der Reisebericht von Angela @Isuledda99 hat mich veranlasst, hier noch einmal separat über unsere positiven Eindrücke zu berichten:
11. November 2014 (Dienstag) Mindelo auf Sao Vicente / Kapverden
Wetter Sonne pur um 28 Grad Liegezeit 8:00h bis 17:00h
Um 8.30h sind wir heute mit Markus Leukel, einem deutschen Tourguide, verabredet. Unsere Vierergruppe konnten wir per email-Kontakt um ein weiteres Ehepaar vom Schiff erweitern. Passt schon, denn so können wir auch das im Vorweg vereinbarte Honorar durch drei teilen.
Die Marina liegt am Dock, so dass wir auch pünktlich von Bord kommen. Auf halber Strecke zum Hafenausgang treffen wir bereits auf Markus und erfahren schon in den nächsten Minuten: er stammt aus dem Hessischen, ist u.a. Schlagzeuger und lebt seit rd. 4 Jahren auf Sao Vicente – der Musik und der Liebe wegen.
Unser heutiges Programm: Stadtspaziergang durch Mindelo, Mittagessen, Inselrundfahrt. Nach der Begrüßung fragt Markus uns gleich schon mal nach unseren Essenswünschen. Natürlich können wir ein Restaurant aufsuchen, aber er bietet auch gleich an, seine Frau anzurufen, die dann ein landestypisches Gericht auftischen würde. Kostenpunkt ohne alkoholische Getränke etwa 10€ pro Person. Wir sind uns da sofort einig und stimmen dem Vorschlag zu.
Jetzt geht es aber erst einmal zu Fuß durch die Stadt. Hier leben rd. 60.000 oder 80 % der Gesamtbevölkerung der Kap Verden. Mit dem Beginn der Dampfschifffahrt um 1850 machten Briten den Hafen von Mindelo zur Versorgungsstation für Kohle. Mit dem Ausbau anderer Häfen (z.B. Dakar) sank die Bedeutung Mindelos vorübergehend, wuchs jedoch Anfang des 20. Jh. wieder bis auf 2.000 Schiffe pro Jahr an. Erst 1952 wurden die Kohlelager wegen der Umstellung der Schiffe auf Diesel-Betrieb aufgegeben. Wir besuchen das Anwesen des reichsten Kohlehändlers an exponierter Stelle mit Weitblick über das Meer. Das Haus ist schon sehr verfallen, trotzdem haben sich hier einheimische Künstler niedergelassen. Hier muss man vor 150 Jahren herrlich gelebt haben!
Wir laufen weiter durch die Gassen, über einige wichtige Plätze und besuchen zwei Obst – und Fischmärkte. Während der Obst- und Gemüsemarkt einen recht ordentlichen, sogar gepflegten Eindruck macht, hinterlässt der Fischmarkt nur fischtypische Gerüche, die unangenehm die Nase rümpfen lassen. Schnell erkennt man auch, woran das liegt. Die Fische befinden sich zwar in Edelstahlwannen, aber etwas Wesentliches fehlt komplett: Trockeneis. Da kann man sich die Gerüche auf den umliegenden Straßen ohne große Fantasie ausmalen, zumal an fast jeder Straßenecke noch weitere private Fischverkäufe getätigt werden von Frauen und Kindern, die sich keinen Stand in der Markthalle leisten können. Es gelingen einige schöne Fotos, Lokalkolorit eben.
An der Avenida de Republica in Hafennähe gibt es eine gut gemachte Kopie des berühmten Torre de Belem aus Lissabon. Aus Zeitgründen gehen wir nur vorbei, aber ein Besuch soll sich durchaus lohnen. Man hat von der oberen Turmterrasse eine schöne Sicht auf Promenade, Hafen, Markt und Altstadt. Also vormerken für Herbst 2015 / Mein Schiff 4.
Wir laufen zur öffentlichen Bushaltestelle am Hafen und kaufen unterwegs noch einheimisches Bier für das Mittagessen ein, wobei es nur große 1 Liter Flaschen gibt. Teilen wir eben! Und Stopp! Ich sehe ein Pandora Schild und bitte darum, kurz in den Laden schauen zu dürfen. Eine deutsche Auswanderin betreibt seit einem Jahr direkt am Hafen das kleine Schmuckgeschäft. Ganz fix entscheide ich mich für eine Erweiterung meines Armbands: ein Charm mit Fischgräten, passt irgendwie. Der Rest der Gruppe hat zusammen mit Markus einen CD-Laden entdeckt und sucht nach landestypischer Musik. Auch das geht fix, und so können wir uns dem nächsten Punkt zuwenden.
Für 45 Escudos (rd. 30 Eurocents) pro Person fahren wir mit einem klapperigen Bus ein Viertelstündchen aus der Stadt hinaus bis kurz vor Markus Wohnung, die in einem Neubaugebiet liegt. Ganz gespannt sind wir auf das, was uns jetzt erwartet.
Die Straßen befinden sich in einem ordentlichen Zustand, ganz Mindelo ist - mal abgesehen vom Fischmarkt – sauberer als gedacht. Die Wohnblöcke machen einen farbenfrohen, modernen Eindruck. Überall wird auch gebaut, wobei das täuscht, meint Markus und erzählt, dass er seit fast 3 Jahren in der Mietwohnung wohnt, aber die Zufahrt zum Haus immer noch nicht fertiggestellt ist und eher einer kleinen Geröllhalde gleicht.
Eine sympathische junge Frau öffnet uns fröhlich die Haustür und lädt uns in ihre gute Stube ein. Der Tisch ist bereits gedeckt, alles ist vorbereitet. Auch Markus strahlt und umarmt seine Frau herzlich. Wir fühlen uns unbekannterweise gleich willkommen.
Die Küche auf den Kapverden kann man als relativ „deftig“ bezeichnen. Das Nationalgericht der Inseln ist die Cachupa und die hat Ehefrau Jacqueline für uns und ihre Familie zubereitet. Es ist eine Art Eintopf, bestehend aus gestampftem Mais, Zwiebeln, grünen Bananen, Maniok, Süßkartoffeln, Kürbis, Yamswurzeln, Tomaten, Kohl und Speck. Gewürzt wird es mit Lorbeerblättern, Knoblauch und Piment. Je nach Geldbeutel des Kochs wird es auch mit verschiedenen Wurstsorten, Rind- oder Schweinefleisch oder Fisch als cachupa rica angeboten. Bei uns ist Schweine- und Rindfleisch in gewürfelter Form dabei. Markus erzählt, dass die Kapverdianer ihr Lieblingsessen fast zu jeder Tageszeit, sowohl zum Frühstück, als auch mittags oder abends verspeisen.
Und ... es schmeckt uns auch sehr gut, so dass wir zum Teil zweimal nachnehmen. Jacqueline freut das sehr und Markus gibt unser Lob gerne weiter. Das Strela-Bier lässt sich auch trinken, ansonsten gibt es Mineralwasser. Danach müssen wir unbedingt das Dessert probieren, obwohl wir gut gesättigt sind. Es ist eine Art Kokoskuchen mit ganz viel Eiern gebacken und mit einem großzügigen Spritzer Bananenlikör dekoriert. Wir sind auch hier des Lobes voll, aber drohen langsam zu platzen. Ein Digestif könnte da Abhilfe schaffen! Aber da sich der Inhalt der hervorgeholten Flasche dem Ende zuneigt, probiert nur noch einer von uns höflich. Dann wird es auch Zeit für uns, auf Teil 2 unserer Tour zu gehen.
Markus ist wirklich gut organisiert, denn er hat schon während des Essens mit dem Fahrer eines kleinen Tourbusses telefoniert. Wir verabschieden uns herzlich von Jacqueline und klettern quasi vor der Haustür in den Bus. Es folgt eine Rundfahrt über die doch ausgesprochen karge Insel. Unser erstes Ziel: die höchste Erhebung. Landschaftlich wird São Vicente nämlich von dem Berg Monte Verde (750m) beherrscht, der mit zwei weiteren Gebirgszügen das Bild der Insel bestimmt. Von hier aus haben wir eigentlich einen guten Ausblick auf das umliegende Land und die Stadt Mindelo. Eigentlich! Aber heute herrscht ein mehr als kräftiger Wind hier oben, der Wüstensand mit sich führt und so die Sicht stark beeinträchtigt. An klaren Tagen, erklärt uns Markus, reicht die Sicht sogar bis nach Santo Antão und hinüber zu den unbewohnten Inseln Santa Lucia, Branca und Raso. Der Monte Verde ist nicht wie sein Name verspricht, grün, sondern besteht aus rötlich-braunem Geröll. Vor der Sahelkatastrophe wurden auf seinem Rücken grüne Bohnen und Mais angebaut, was wahrscheinlich zur Namensfindung „Grüner Berg“ führte. Heute findet man nur noch wenige Oasen mit Anpflanzungen, dagegen aber viele Steinruinen aufgegebener Häuser.
Wir fahren den Berg wieder hinunter Richtung Südwesten. Hier finden Windsurfer am Strand von São Pedro ausgezeichnete Windverhältnisse. Wir können einige Kite-Surfer bei ihren Surfversuchen beobachten, sind aber scheinbar selbst die Attraktion vor Ort. Denn kaum angekommen, laufen Kinder auf uns zu, die ihre Schätze - zum größten Teil Muscheln – gerne für ein paar Escudos verkaufen möchten. Ein kleines Geschäft kommt zu Stande, die Kinder sind glücklich. Der sogenannte "Sandy Beach" macht gar nicht einmal so einen schlechten Eindruck, aber es gibt hier noch keinerlei Infrastruktur, die man mit dem Wort „ Beach“ im Allgemeinen verbindet.
Wir fahren weiter der Küste entlang bis Calhau und kommen auch an einige breite, sehr schöne Strände, die aber alle wegen der heftigen Brandung nicht zum Baden geeignet sind. Bunte Fischerboote geben ein schönes Fotomotiv ab, einige sehenswerte Häuser liegen am Wegesrand, alles Wochenenddomizile wohlhabender Inselbewohner, aber weit ab vom Schuss. Eine kleine Wanderdüne verlockt zum Anhalten. Wir laufen über den breiten Strand und testen das kühle Atlantikwasser.
Und kurz bevor wir Mindelo wieder erreichen, halten wir noch an einer wirklichen Oase, die sich von der übrigen Gegend leuchtend grün abhebt. Hier wird versucht, Gemüse anzubauen. Allmählich wird es Zeit zum Schiff zurückzukehren. Markus liefert uns wie versprochen pünktlich ab. Alle sind mehr als zufrieden mit dem Verlauf des Tages und danken Markus für seine gute Führung. An Kosten sind incl. Trinkgeld 80 € pro Paar entstanden, wobei wir 25 % Anzahlung geleistet hatten.